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Holzhaus, das in Wirklichkeit nicht mehr als ein Pickel auf der hervorstechenden roten Ziegelnase von Gruff & Tackleton war. Das Grundstück von Gruff & Tackleton war das auffallendste in der Straße, doch Caleb Plummers Wohnung hätte man mit ein oder zwei Hammerschlägen niederreißen und die Einzelteile auf einem Wagen fortschaffen können.
Wenn jemand Caleb Plummers Wohnhaus die Ehre gegeben hätte, es nach solch einem Angriff zu vermissen, hätte es zweifellos seine Zerstörung als große Verbesserung angesehen. Es klebte an Gruff & Tackletons Grundstück wie eine Entenmuschel am Schiffskiel oder eine Schnecke an der Tür oder eine kleine Kolonie Pilze am Stamm eines Baumes. Aber es war der Keim, aus dem der ausgewachsene Stamm von Gruff & Tackleton hervorgegangen war, und unter seinem wackligen Dach hatte Gruffs Vorfahre in bescheidener Weise Spielsachen für eine frühere Generation Jungen und Mädchen hergestellt, die mit ihnen gespielt, sie entdeckt und zerbrochen haben und mit ihnen schlafen gegangen sind.
Ich habe gesagt, daß Caleb Plummer und seine arme blinde Tochter hier lebten. Es wäre richtiger, zu sagen, daß Caleb hier lebte und seine arme blinde Tochter irgendwo anders, in einem verzauberten Zuhause mit Calebs Einrichtung, wo es keinen Mangel und keine Ärmlichkeit gab und in das kein Kummer einzog. Caleb war kein Zauberer, aber in der einzigen Zauberkunst, die uns verbleibt, nämlich in der hingebungsvollen, unsterblichen Liebe, war die Natur seine Lehrerin gewesen, und von ihrer Unterweisung her kam dieses Wunder.
Das blinde Mädchen erfuhr niemals, daß Decken ausgebleicht, Wände fleckig und hier und da unverputzt waren, daß lange Risse nicht verschmiert waren und tagtäglich breiter wurden, daß Balken schimmelten und sich abwärts neigten. Das blinde Mädchen erfuhr niemals, daß Eisen rostete, Holz verfaulte, Tapete sich löste; erfuhr nie die Größe, das Aussehen und die wirklichen Proportionen der halb verfallenen Wohnung. Das blinde Mädchen erfuhr niemals, daß häßliche Figuren aus glasiertem und grobem Steingut auf dem Bord standen; daß Sorgen und Mutlosigkeit im Hause waren; daß Calebs spärliches Haar immer grauer wurde. Das blinde Mädchen erfuhr niemals, daß sie einen kalten, strengen und gleichgültigen Herrn hatten; erfuhr niemals, daß Tackleton kurzum Tackleton war, sondern lebte in dem Glauben an einen wunderlichen Sonderling, der es liebte, seinen Spaß mit ihnen zu machen, und der, während er der Schutzengel in ihrem Leben war, es ablehnte, ein Wort des Dankes zu hören.
Und das alles war Calebs Verdienst, das Verdienst ihres einfachen Vaters! Aber auch er hatte ein Heimchen auf dem Herd, und wenn er traurig seinen Melodien gelauscht, als das mutterlose blinde Mädchen noch sehr klein war, hatte ihn jener Geist mit dem Gedanken beseelt, daß selbst ihr großer Mangel in einen Segen verwandelt und das Mädchen mit diesen geringen Mitteln glücklich gemacht werden könne. Denn alle zum Stamm der Heimchen Gehörigen sind mächtige Geister, selbst wenn die Menschen, die mit ihnen Umgang pflegen, es nicht wissen (was oft der Fall ist); und es gibt in der Geisterwelt keine freundlicheren und zuverlässigeren Stimmen, auf die man ohne weiteres vertrauen könnte oder die so gewiß den mitfühlendsten Rat erteilen, als die Stimmen, mit denen sich die Geister des häuslichen Herdes an das Menschengeschlecht wenden.
Caleb und seine Tochter saßen zusammen bei der Arbeit in ihrem gewöhnlichen Arbeitsraum, der ihnen gleichzeitig als ständiges Wohnzimmer diente und ein seltsamer Ort war. Dort waren fertige und unfertige Häuser für Puppen in allen Lebensstellungen. Vorstadthäuser für Puppen mit bescheidenen Mitteln; Küchen und Einzelzimmer für Puppen der niederen Schichten; großartige Wohnhäuser in der Stadt für Puppen von hohem Rang. Einige dieser Haushalte waren bereits, entsprechend dem Voranschlag und im Hinblick auf die Bequemlichkeit von Puppen begrenzten Einkommens, möbliert; andere konnten auf eine kurzfristige Bestellung hin aus vollen Regalen mit Stühlen und Tischen, Sofas, Betten und Polstersachen auf das teuerste ausgestattet werden. Der hohe und niedere Adel und das einfache Volk, für deren Unterbringung diese Häuser entworfen waren, lagen hier und da in Körben und starrten zur Decke empor; aber indem sie ihre gesellschaftliche Stellung andeuteten und sie auf ihren Rang festlegten (was erfahrungsgemäß im wirklichen Leben furchtbar schwer ist),
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