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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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mit, »aber leider …«
    »Tut uns leid, wenn wir dich in Verlegenheit gebracht haben«, entschuldigt sie sich. »Nicht wahr, Jungs?« Damit wendet sie sich halb um und gibt den Blick frei auf die beiden Wachen, die es sich in zwei breiten Ohrensesseln an einem Feuerchen gemütlich gemacht haben.
    »Hm, ja«, nicken sie grummelnd, aber eigentlich sieht es so aus, als täte ihnen nur eins leid, nämlich, dass ich ihr Stelldichein mit Liesel unterbrochen habe.

    »Tja, also«, sagt diese nun auch mit einem bedauernden Lächeln, »war wirklich nett, mit euch zu plaudern und alte Erinnerungen aufzufrischen.«
    »Vielleicht sieht man sich ja mal wieder«, wünscht sich Roderich und lässt seinen Blick dabei begehrlich über die Silhouette meiner Großmutter wandern.
    »Ja«, grunzt Knut begeistert, »im nächsten Leben, wenn wir all das auch tun können, statt nur darüber zu reden.«
    »Und wir haben ausführlich darüber geredet«, wispert Liesel mir zu und rollt dabei mit den Augen. Laut sagt sie: »Das wäre wun-der-bar.«
    »Ich wollte sowieso demnächst einen Termin bei dieser Firma machen, wie heißt sie noch?«
    »Reincarnation GmbH & Co. KG?«, frage ich ahnungsvoll und Knut nickt.
    »Genau. Wenn wir also alle drei gleichzeitig zurückgehen … Aber wie stellen wir sicher, dass wir uns unten auch begegnen?« Ratlos sieht er sich nach seinem Kollegen um.
    »Habt doch ein bisschen Gottvertrauen«, lächelt Liesel gezwungen und ich nicke bekräftigend.
    »Genau, wenn es Gottes Wille ist, dann wird sie dafür sorgen!« Bei der Nennung von Gottes Geschlechtszugehörigkeit wird Knut plötzlich wieder ganz grün um die Nase. Diesen Moment nutzen wir, um uns schleunigst aus dem Staub zu machen.
     
    Zwar hat es aufgehört zu regnen, aber die Wolken hängen noch immer tief am grau verschleierten Himmel, als wir uns auf den Heimweg machen. Kaum sind wir außer Sichtweite, schüttelt sich Liesel erstmal ausgiebig und
ich glaube nicht, dass es an dem kalten Wind liegt, der durch uns hindurchpfeift.
    »Diese widerlichen Kerle«, sagt sie schaudernd, »du hast ja keine Ahnung, was Männer sich alles ausdenken können, wenn sie seit Jahrzehnten nicht zum Zug gekommen sind.«
    »Aber es war eine wirklich gute Idee von dir«, sage ich anerkennend, »oder kanntest du die beiden tatsächlich?«
    »Selbstverständlich nicht«, antwortet sie mit aller Entrüstung, »was denkst du denn von mir? Ich war ein sehr züchtiges Mädchen, als ich im Dienst des Freiherrn stand. Hat mich in arge Bedrängnis gebracht. Ein verheirateter Mann aus dem Dorf hatte es auf mich abgesehen, und als ich nichts von ihm wissen wollte, hat er mich als Hexe denunziert«, fügt sie düster hinzu.
    »Das tut mir leid«, sage ich betreten.
    »Schon gut. Aber nun erzähl doch endlich, warst du bei ihr?« Ich nicke. »Das ist ja unglaublich. Und sie ist also wirklich eine Frau? Wie war sie so? Wie sieht sie aus?«, quetscht sie mich neugierig aus, aber dazu kann ich nur verlegen die Schultern heben. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie sie aussieht. Nicht nur, dass mir dafür die Worte fehlen, nein, in dem Moment, als ich Gott verlassen habe, ist sämtliche Erinnerung an ihre Erscheinung aus meinem Gedächtnis verschwunden. Wie ein Traum, der einem nach dem Aufwachen entgleitet, so sehr man ihn auch festzuhalten versucht. Das versuche ich Liesel jetzt klarzumachen, die mich einigermaßen verständnislos ansieht.
    »Ich weiß es wirklich nicht mehr«, beteuere ich.
    »Weißt du wenigstens noch, was sie gesagt hat?« Oh ja, daran erinnere ich mich leider genau.

    Erst bei Sonnenuntergang erreichen wir die ersten Häuser der Stadt. Mir ist elend zumute. Anscheinend gibt es nichts, was ich tun kann, um Michaels Tod zu verhindern.
    »Danke, dass du mitgekommen bist«, sage ich mit einem gezwungenen Lächeln, als wir vor unserem Haus angekommen sind. »Auch, wenn es nichts gebracht hat, aber es war sehr lieb von dir.«
    »Du willst doch jetzt nicht schon schlafen gehen«, hält mich Liesels Stimme auf, als ich schleppenden Schrittes in meine Wohnung gehen will.
    »Doch«, gebe ich zurück. Was sollte ich auch sonst tun? Ich möchte mir die Decke über den Kopf ziehen und in einen möglichst traumlosen Schlaf fallen.
    »Das geht nicht«, sagt sie und schüttelt ihr Haupt, dass die langen Haare fliegen, »ich will noch in den ›Sternenfänger‹.«
    »Aber ich nicht.«
    »Bitte«, fleht sie und setzt ein betörendes Lächeln auf, »nach der Unterhaltung mit den beiden

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