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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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auch noch Rae bei Tom anschwärzt, ist das Letzte, was ich brauche. »Ich will doch nur sichergehen, dass du …«
    »Mummy hat ganz recht«, fällt mir Tom ins Wort und kitzelt Rae unter dem Kinn. »Deine Freundinnen sind auch am Montag noch da. Und jetzt geh mal eine Weile fernsehen und lass mich mit Mummy reden.«
    »Nein … ich will bei dir bleiben …«, mault sie.
    »Fort mit dir«, sagt er und tut, als gäbe er ihr einen Tritt in den Hintern. »Ich komme gleich.«
    Dumm stehe ich vor Tom da, fühle mich selber wie ein Kind. Wehrlos, von seiner Gnade abhängig. Er schielt mit den Augen zur Küche, ich solle dort reingehen, folgt mir und schließt die Tür.
    Ich gehe zur Küchenzeile, lehne mich mit verschränkten Armen dagegen und versuche, meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Tom setzt sich an den Tisch.
    »Was ist?«, fragt er, als ich nichts sage.
    »Ich muss wissen, was du vorhast.«
    »Krieg ich vorher keinen Tee?«
    Ich zucke verunsichert mit den Achseln und schalte den Wasserkocher an. Ich merke, dass ich zittere. Was soll das?
    »Herrgott nochmal, Tom!« Ich wirble herum. »Jetzt sag schon. Ich muss es wissen.«
    Er schüttelt den Kopf. »Eins begreife ich nicht, Cal – was willst du mit dem Kerl? Der ist doch ein Wichser. Übrigens ist er verheiratet – mit deiner Freundin, nebenbei bemerkt. Und diese Scheiß-anzüge und die gegelten Haare – zum Kotzen.«
    Er hebt die Hände zum Kopf und deutet eine riesige Haartolle an. Und dann zwinkert er verschmitzt mit seinen schläfrigen Augen.
    Zieht er mich auf?
    Staunend bleibt mein Blick an seinem Gesicht hängen. Es ist schon lange her, dass Tom mit mir gefrotzelt hat.
    »Kein Urteil, bitte«, sage ich, setze mich neben ihn und stütze den Kopf in die Hände. »Ich erlaube mir auch kein Urteil über Kate.«
    »Sie ist nicht die Frau meines besten Freunds.«
    »Suzy ist
nicht
meine beste Freundin«, setze ich mich zur Wehr.
    »Wirklich?«
    »Nein. Ich brauche sie. Kann mich auf sie verlassen. Sie leistet mir Gesellschaft, wenn ich einsam bin. Ich habe da keine große Auswahl, wie du vielleicht bemerkt hast.«
    Tom sieht mich lange an. »Was ist mit Sophie?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    Er seufzt. »Das geht mir einfach auf den Sack, Cal. Davon mal abgesehen, dass er um Rae rumschnüffelt, ärgert es mich, dass er dich so benutzt. Er weiß, dass du allein bist. Er weiß, dass du es seiner Frau nicht sagen kannst. Himmelarsch! Als du bei Rocket warst, hast du dich mit den fiesesten Typen in ganz Soho angelegt, wenn sie dir in die Arbeit reinpfuschen wollten. Wieso lässt du dich von ihm so rumschikanieren?«
    Achselzuckend blicke ich zu Boden.
    »Er schikaniert mich nicht.«
    »Bist du sicher?«
    Ich seufze. »Es ist ziemlich kompliziert.«
    »Das kann ich mir denken. Erst behauptest du, du hättest in der Woche, bevor wir uns kennenlernten, einen One-Night-Stand mit einem Kerl gehabt, von dem du nicht mal den Namen weißt. Dann stellt sich heraus, dass der Kerl bei dir gegenüber wohnt und in dein Bett kriecht.«
    »Herrgott nochmal!«, schreie ich und schlage mit der Hand auf den Tisch. »Ich hab’s dir doch erklärt. Das war ein bescheuerter Zufall. Bei dem Guy die Hand im Spiel hatte. Aber wenn es dich tröstet: Er hat mich nicht mal wiedererkannt.«
    »Warum zum Teufel hast du dich ihm dann vorgestellt?«
    »Das musste ich doch! Wenn die Zwillinge nun auch einen Herzfehler hatten?«
    »Na schön. Aber was macht er dann spätabends hier, wenn das Ganze nichts zu bedeuten hat?«
    Ich schweige.
    »Das brauche ich dir nicht zu erklären.«
    »Doch, Erklärungen sind hier verdammt angebracht! Weil meine Tochter nebenan im Bett liegt! Weil seine Frau auf der anderen Straßenseite wohnt!«
    Seine Worte hängen schwer in der Luft. Das scharfe Klicken des Wasserkochers unterbricht die Stille.
    »Was? Findest du, ich verstoße gegen irgendwelche Regeln?«, fahre ich ihn an, stehe auf und gehe zur Arbeitsplatte hinüber. »Weißt du, was, Tom? Du redest mit einer Frau, der die Mutter von heute auf morgen weggestorben ist. Mit einer Mutter, die sich jede Sekunde, in der sie nicht schläft, Sorgen macht, ihre Tochter könnte die Nächste sein.« Ich greife nach oben in den Schrank und knalle zwei Becher auf die gesprungenen Fliesen der Arbeitsplatte. Ich werfe Teebeutel rein und schütte so wütend Wasser darauf, dass es spritzt und ich mir die Hand verbrühe. »Und welche Regeln wären das, Tom?«, frage ich, nehme einen Löffel und drücke damit

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