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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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zusammen.
    »Ich habe sie nicht mit Absicht fallen lassen, Schatz«, sagte sie. »Aber wenn wir schon dabei sind …«
    Sie hatte es endlich über sich gebracht, ihm zu erklären, wie sehr die Besitztümer seiner Mutter sie belasteten. Dass sie sie als Eindringlinge in ihr neues, gemeinsames Zuhause empfand. Dass sie sie gern verkaufen oder einlagern würde.
    »Mach damit, was immer du möchtest, Schatz«, hatte er gesagt, sich umgedreht und sich mit seinem
Guardian
-Kreuzworträtsel an den Tisch gesetzt.
    Oh, hatte sie sich gut gefühlt! Sie hatte Alisons Vorschlag beherzigt und ihr Leben in die Hand genommen. Sie hatte ihre Angst überwunden. Und dabei etwas in Ordnung gebracht.
    Und jetzt schlich sie, wieder von Panik gequält, auf Zehenspitzen durch ihre Küche.
    Debs, dachte sie.
    Das kann nicht so weitergehen. Auch dagegen musst du etwas unternehmen.
    Verzweifelt zerbrach sie sich den Kopf nach einer Lösung. In einem hellsichtigen Moment erkannte sie, was zu tun war. Sie würde Allen überreden, das Haus zu verkaufen. Heute Abend noch. Heute Abend würde sie ihn davon überzeugen. Ja, ein neuer Umzug würde Tausende kosten – wahrscheinlich würde alles Ersparte für die neuerliche Grundsteuer, den Notar, die Maklerprovision draufgehen – aber diesmal würde sie alles kontrollieren, sich vergewissern, dass alles stimmte. Sie würden von London wegziehen, aufs Land, vielleicht nach Hertfordshire, Allen könnte pendeln. Und diesmal würden sie ein freistehendes Haus nehmen. Einen Bungalow. Vielleicht mit einem großen Garten, an einem abgelegenen Sträßchen, wo die Poplars sie nicht finden könnten. Wo sie sich nicht verrückt machen würde mit Grübeleien, ob die Nachbarn ihr nachstellten, weil es schlichtweg keine Nachbarn gäbe.
    Dieser Entschluss beruhigte ihre zerrütteten Nerven eine Weile. Das war die Lösung. Radikal, aber immerhin eine Lösung.
    Dann traf es sie wie ein Keulenschlag: Lag nicht der Flughafen Luton in Hertfordshire? Würden nicht wieder Flugzeuge über …
    Sie sog scharf die Luft ein. Mit einem Mal vernahm sie den Wahnsinn in ihrer eigenen Stimme. Endlich.
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf über sich. Was war sie für ein Wrack geworden! Schluss damit.

Kapitel 42 Callie
    Zwanzig Minuten nachdem Tom gegangen ist, bringe ich den Müll hinaus. Da sehe ich Suzy aus dem Haus kommen. Ich fühle mich überrumpelt und wende mich ab. Ich bin nicht sicher, ob ich mein Gesicht unter Kontrolle habe.
    »Hi!«, ruft sie herüber und überquert die Straße.
    »Hallo«, sage ich, ohne den Blick vom Boden zu heben, als hätte ich etwas fallen gelassen und suchte danach.
    »Alles in Ordnung?«, fragt sie verwirrt.
    »Ja«, sage ich. »Ich bin nur müde.«
    »Rae, Süße?«, ruft sie und geht an mir vorbei in meine Wohnung.
    Wo will sie hin? Ich richte mich auf und folge ihr.
    »Hat die Polizei dich gestern zurückgerufen? Wegen der Bekloppten da drüben?«
    »Oh. Das habe ich ganz vergessen. Nein, die haben sich nicht gemeldet.«
    »Du musst unbedingt nachhaken, Honey.« Sie tippt sich an die Stirn. »Völlig plemplem, die Schrulle. Ich lass die Kinder nicht mehr in den Garten.«
    »Wirklich! Gut, ich ruf noch mal an.«
    »Und sonst?« Suzy macht ein mitfühlendes Gesicht und reibt mich am Arm. »Wie fühlst du dich? Diese Woche geht alles drunter und drüber, was? Ich habe vorhin Tom gesehen. Kommt ihr klar, ihr beiden?«
    »Ja … er hat beschlossen, ganz nach London zurückzukommen, um mir mit Rae zu helfen. Damit ich wieder arbeiten kann.«
    Suzy reißt die Augen auf und lächelt. »Das ist ja super, Honey! Wird aber auch verdammt Zeit.«
    Sie hört nicht auf, meinen Arm zu reiben. Meinen erschöpften Muskeln wird warm davon, und meine Schultern sacken wie einknickende Zeltstangen nach unten. Müdigkeit breitet sich in mir aus, plötzlich habe ich das Bedürfnis, mich zu setzen. Ich lasse mich auf einen Küchenstuhl fallen, Suzy setzt sich mir gegenüber.
    »Honey«, murmelt sie, »du siehst ja total geschafft aus. Soll ich sie mitnehmen?«
    »Wen?«
    »Rae. Zur Eisbahn. Jez ist mit den Jungs in Hampstead und fährt auf dem Rückweg beim Handyladen in Muswell Hill vorbei. Dort hole ich Henry ab, am Kreisverkehr am Broadway, und bringe Rae und Henry direkt zum Alexandra Palace.«
    Hannahs Party. Die ist heute. Jetzt.
    »Na ja. Ich weiß nicht, Suze, ich habe nicht mal ein Geschenk …«
    »Ist Aunty Suzy nicht super?«, ruft Suzy und zieht eine Polly-Pocket-Packung aus ihrer

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