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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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sie Debs um die Schultern zu legen.
    »Es tut mir sehr leid«, schluchzte Debs. »Es ist nur …«
    »Da machen Sie sich mal bitte überhaupt keine Gedanken«, sagte die Frau. »Kommen Sie rein und setzen Sie sich.«
    Sie führte Debs in ihr Haus, wo es nach frisch gebackenem Kuchen roch. Die Wände waren in erlesenen matten Grüntönen gestrichen, ein edler Hintergrund für die geschmackvollen Zeichnungen und Gemälde, teils Akte, teils Landschaften. Debs zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Tränen ab, während sie der Frau nach hinten ins Haus folgte. Anders als bei Debs waren hier eine Wand durchgebrochen und zwei Räume zu einer großen, gemütlichen Küche im Shakerstil zusammengelegt worden; auf einem langen Kieferntisch standen eine riesige Obstschale und ein angeschalteter Laptop. Auf der Anrichte hatte Beattie Fotos von ihren Enkelkindern aufgestellt, Bücher reihten sich an den Wänden.
    »Was kann ich Ihnen anbieten?«, fragte Beattie freundlich. »Tee?«
    »Das wäre nett, vielen Dank«, schniefte Debs. »Es tut mir wahnsinnig leid. Sie müssen mich für verrückt halten. Ich habe in letzter Zeit sehr unter Druck gestanden. Ich fürchte, ich war schon etwas angeschlagen, als Allen und ich hier eingezogen sind, und jetzt habe ich mich anscheinend auch noch furchtbar mit meiner Nachbarin verfeindet, was alles noch viel schlimmer macht.«
    »Die Amerikanerin links nebenan von Ihnen?«, fragte Beattie mit ernster Miene. Debs nickte.
    »Mein Mann glaubt, dass ich dabei bin, den Verstand zu verlieren, dass ich mir Dinge einbilde, aber ich glaube, dass in Wirklichkeit diese Frau psychisch sehr instabil ist. Sie hat mich mit Lärm terrorisiert, mein Telefon hat dauernd geklingelt, und ich glaube, sie hat meine Recyclingkiste mit den Steinen aus Ihrem Vorgarten gefüllt. Aber das Schlimmste ist, dass sie mich in eine Lage gebracht hat, in der ein Kind unter meiner Obhut beinahe durch einen Unfall geschädigt wurde, eine furchtbare Sache, weil ich Lehrerin bin und mit Kindern wirklich umgehen kann. Und die Mutter des kleinen Mädchens ist fürchterlich aufgebracht gegen mich, wahrscheinlich werde ich wegen dieser Sache meine Stellung verlieren, und …«
    Sie rang um Atem.
    »Und Sie glauben, hinter allem steckt diese Frau?«, erkundigte sich Beattie.
    Debs zögerte. O nein. Was hatte sie nun wieder angestellt? Jetzt würde auch noch diese nette Frau sie für verrückt halten.
    »Das würde mich nicht überraschen«, fuhr Beattie fort und nickte.
    Debs schnäuzte sich.
    Es dauerte eine Weile, bis Beatties Worte bei ihr ankamen.
    »Wie bitte?«, flüsterte sie.
     
    Beattie ging zum Wasserkocher hinüber und goss zwei Tassen Tee auf.
    »Ich sagte, das würde mich nicht überraschen. Essen wir doch ein Stück Kuchen.« Sie richtete einen Zitronenkuchen auf einem hübschen Porzellanteller an und brachte ihn mit zwei dampfenden Teebechern zum Tisch.
    »Ich fürchte, diese Frau ist sehr eigenartig. Die Hendersons sind ihretwegen ausgezogen – wahrscheinlich wäre es ihnen nicht recht, dass ich Ihnen das erzähle. Gleich, als die Amerikanerin vor zwei Jahren hier ankam, hämmerte sie an die Tür der Hendersons und forderte sie auf, nicht vor ihrem Haus zu parken. Mr. Henderson dachte, vielleicht wisse sie als Amerikanerin nicht, dass man in einer Straße wie dieser, wo keine besonderen Einschränkungen gelten, parken kann, wo man will. Anscheinend wurde sie sehr unangenehm und bestand weiter darauf, dass er seinen Wagen woanders hinstellte. Sie beanspruchte diese Parkplätze für ihre eigenen Autos. Die Hendersons fanden das lächerlich, aber als sie wieder vor ihrem Haus parkten, kam sie aus der Tür geschossen und fing an zu toben. Sheila Henderson meinte, sie hätte ihr richtig Angst gemacht. Dann hat sie ihren Staubsauger neben die Zwischenwand gestellt und den ganzen Tag laufen lassen. Manchmal hat sie die ganze Nacht die Toilettenspülung betätigt, so dass die Hendersons kein Auge zutun konnten. Im Sommer hat sie das Radio voll aufgedreht und aufs Fensterbrett gestellt. Die Hendersons haben den Verdacht, dass sie auch versucht hat, ihren kleinen Highland-Terrier zu vergiften. Sie haben im Garten Weintrauben und Schokolade gefunden, die manche Hunde nicht vertragen. Schließlich haben sie bei den Behörden angerufen, doch dort wurde ihnen gesagt, dass sie Beweise erbringen müssten. Aber die Amerikanerin ist zu klug, um sich erwischen zu lassen. Sicher haben Sie bemerkt, dass in unserer Straße eine

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