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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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Park in der ersten Klasse eine Schwimmmannschaft haben«, spöttelte sie und sah zu, wie Jez das Glas an den Mund hob. Wie viele hatte er schon intus? Wenn sich seine Kinnpartie zu entspannen begann, waren es meist drei. Auf keinen Fall durfte sie schon aufgeben. Nicht, solange noch eine Chance bestand, schwanger zu werden. Sein oberster Hemdknopf stand offen, und in Suzy stieg das schmerzhafte Verlangen auf, das Dreieck warmer Haut im Ausschnitt zu küssen, das Verlangen, wieder sein Gewicht auf ihrem Körper zu spüren.
    »Mit sieben ist er sowieso nicht mehr dort«, sagte Jez sarkastisch und stand auf, um das Salz zu holen.
    »Nein. Dann ist er schon in der Junior School«, bemerkte Suzy vorsichtig.
    Er schüttelte den Kopf. Sogar von hinten erkannte sie den gereizten Ausdruck in seinem Gesicht. »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Was hast du dann gemeint?«, flüsterte sie.
    »Ich meine, er wird überhaupt nicht auf dieser Schule bleiben.«
    »Soll das heißen, wir gehen in die Staaten zurück?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    Jez verdrehte die Augen, stand auf und nahm seinen Teller und sein Weinglas. »Nichts. Nichts von Belang. Mach dir keine Gedanken.« Er ging zur Tür. »Ich muss noch arbeiten.«
    »Jez! Wovon redest du?«
    Er zuckte nur mit den Achseln, verließ mit Teller und Glas die Küche und ging zur Treppe. »Ich will das jetzt nicht vertiefen. Mach dir keine Gedanken, habe ich gesagt.«
    Sie stieß ihren Teller von sich weg. Angst saß ihr im Nacken.

Dienstag
    Kapitel 15 Debs
    Dienstagvormittag klingelte das Telefon, was im Schlafzimmer ein panisches Aufjaulen auslöste. Debs erwachte mit dem Gefühl, sie stecke mitten in einer Wolke. Sie schüttelte den Kopf und ächzte, so mühsam war es, wieder zu sich zu kommen; dann zwang sie sich, den Arm zum Nachttischchen hinüberzustrecken, nach der Brille zu greifen und sie aufzusetzen. Ihr war ein bisschen schwindlig; sie versuchte, ihren Blick scharfzustellen, und sah auf die Uhr. Es war schon neun, sie hatte verschlafen. Nun erinnerte sie sich. »Schlaf doch noch zwei Stündchen, Schatz«, hatte Allen gesagt. Er wusste, dass sie eine schlimme Nacht hinter sich hatte. Um elf, gerade als sie am Einschlafen war, hatte Daisy Poplars Gespenst nach längerer Zeit beschlossen, sie wieder einmal heimzusuchen. Um eins hatte Debs dann aufgegeben und eine Schlaftablette genommen, um das Mädchen loszuwerden.
    Sie kniff die Augen zusammen und blickte in die Runde. Wer rief jetzt an? In einer zweiten Anstrengung mobilisierte sie ihre schlafschweren Glieder, setzte sich auf und zog den Morgenmantel um die Schultern, den Allen ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, mit den Worten, ihr altes salbeigrünes Ding wäre nun doch abgetragen.
    Das Telefon hörte auf zu klingeln. Egal. Wenn es wichtig war, würden die schon wieder anrufen.
    Zeit zum Aufstehen. Sie befahl ihren Beinen, sich aus dem Bett zu schwingen, und beugte sich zum Vorhang hinüber, um nach dem Wetter zu sehen. Es hatte über Nacht umgeschlagen. Der Himmel sah aus wie eine graue, nasse Decke. Eine Tür schlug zu. Callie kam aus dem Gartentor gegenüber gelaufen, im schicken Kleid, die Locken zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Debs runzelte die Stirn. Gestern im Hort hatte sie die junge Frau kaum erkannt. Als sie vor ein paar Tagen mit dieser seltsamen Lasagne aufgekreuzt war, hatte sie so unsicher gewirkt. Jetzt sah sie aus wie alle anderen gestylten Erfolgsfrauen, an denen Debs bei ihren seltenen Fahrten in die Innenstadt mit gesenktem Kopf vorbeiging.
    Eigenartig, dachte sie, es ist doch schon nach neun. Sie sind zu spät dran für die Schule. Callie stand schon auf dem Gehweg und rief nach Rae, die noch im Vorgarten herumtrödelte. Vom ersten Stock aus beobachtete Debs, wie Rae sich hinter der Mauer bückte und mit flinker Hand etwas aus einem Pflanzenkübel beim Gartentor zog. Sie steckte es in die Tasche und lief zu ihrer Mutter.
    Debs sah genau hin. Später im Hort. Da würde sie schon dahinterkommen. Wenn das kleine Mädchen allein wäre.
     
    Im selben Moment, als sie sich zur Treppe aufmachte, klingelte das Telefon wieder. Debs hinkte, ihr Knie schonend, hinunter.
    Als sie von der letzten Treppenstufe trat, hörte das Klingeln auf.
    Wie ärgerlich.
    Sie nahm den Hörer und klickte sich zur Liste mit den eingegangenen Anrufen durch. Die Nummer wurde nicht angezeigt. Wahrscheinlich wollte ihr jemand etwas verkaufen.
    Da sie schon einmal unten war, brühte sie sich eine Tasse Tee auf. Sie hatte

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