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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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hundertmal gesagt. Entschuldige, ich weiß, dass du mir aus der Patsche geholfen hast, dass ich nicht da war, aber …«
    »Das weiß ich doch alles, Honey.«
    »Aber wie konnte das dann passieren?«
    »Also. Du hast mich doch von der Arbeit aus angerufen, dass ich sie abholen soll. Ich musste gegen zehn vor sechs aufbrechen, damit ich rechtzeitig zum Hort komme. Ich hatte gerade die Zwillinge im Buggy verstaut und wollte zur Tür hinaus, da fing Peter an zu kotzen. Ich hab’s dir am Telefon nicht gesagt, aber er hat erhöhte Temperatur und wieder diesen Ausschlag am Arm. Egal, er hat in hohem Bogen gekotzt, dass Otto ganz voll war und auch ich was abgekriegt habe. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass er richtig krank sein könnte, weißt du, dass er vielleicht …« – sie sieht mir ins Gesicht, bevor sie weiterredet – »… vielleicht Meningitis haben könnte …«
    Mein Ärger flaut ein wenig ab. »Warum hast du mir das nicht gesagt, als ich angerufen habe?«
    Sie stößt einen tiefen Seufzer aus. »Honey, du hast so gestresst geklungen, als ich gestern Nachmittag bei dir angerufen habe; da wollte ich nicht schon wieder stören und vielleicht bei etwas Wichtigem dazwischenplatzen, dass du Ärger kriegst. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Die Zwillinge waren eingedreckt. So konnte ich das Haus nicht verlassen, also bin ich wieder rein und habe im Hort angerufen. Ich habe mit der Leiterin gesprochen – Ms. Buck? – und ihr gesagt, dass ich Rae frühestens in zwanzig Minuten abholen kann. Sie klang ziemlich angesäuert. Dann ist mir eingefallen, dass du gesagt hast, die neue Nachbarin würde dort arbeiten. Und so haben wir abgemacht, dass diese Frau Rae in die Churchill Road mitnimmt, wenn der Hort schließt, und sie zu mir bringt, bis du kommst.«
    Ich brauche kurz, bis ich begreife, was sie da sagt.
    »Das heißt, du warst gar nicht dabei, als es passiert ist?«
    Suzy ist gar nicht schuld.
    Suzy schüttelt den Kopf und zieht mich an sich. Ein dümmliches, verlegenes Lächeln breitet sich über mein Gesicht aus. »Nein! Ach, du Dummchen. Hast du das etwa gedacht? Um Gottes willen, Honey. Du weißt doch, wie vorsichtig ich mit ihr bin. Kein Wunder, dass du wütend warst. Nein – sie war mit dieser Frau unterwegs. Und jetzt habe ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, dass ich sie gebeten habe, Rae nach Hause zu bringen. Ich hatte solche Sorgen wegen Peter, und du hast dich am Telefon so verärgert angehört, dass ich eine Entscheidung treffen musste.«
    »Wie ist es denn zu dem Sturz gekommen?«
    »Tja, das weiß ich nicht. Ich war gerade dabei, Peter frische Sachen anzuziehen, als ich am Ende der Straße Schreie hörte. Erst habe ich mir nicht viel dabei gedacht, dann fiel mir ein, dass ja Rae unterwegs war. Da bin ich raus aus dem Gartentor und sehe diesen Menschenauflauf mitten auf der Straße. Ich bin rübergelaufen und habe Rae auf der Straße liegen sehen, daneben einen jungen Typen und sein Fahrrad.«
    »Ein Fahrrad?«
    »Ja. Er hat sich hochgerappelt und Debs etwas zugerufen, dann ist er aufgestiegen und weitergefahren.«
    Suzy hält inne und sieht mich an.
    »Suze. Willst du damit sagen, dass Rae von einem Radfahrer angefahren wurde?«, stammle ich.
    »Hm, nein – keine Ahnung, Cal. Da musst du die Polizei fragen.«
    »Die Polizei?«, platze ich so laut heraus, dass andere Eltern aufblicken.
    »Honey, reg dich bitte nicht auf. Ja – jemand hat die Polizei gerufen, ich glaube, eine Frau aus unserer Straße, die dachte, dass Rae umgefahren worden ist. Ich weiß wirklich nicht, was genau abgelaufen ist, aber ich glaube, Rae ist auf dem Gehweg gestolpert, und in dem Moment, als sie auf die Straße stürzte, bog dieser Junge um die Ecke. Ich glaube nicht, dass er sie erwischt hat. Wahrscheinlich hat er einfach das Gleichgewicht verloren, als er ihr auswich. Ob sie sich das Bein nun an dem Fahrrad oder auf der Straße aufgeschürft hat, weiß ich nicht. Das konnte sie mir nicht sagen.«
    Ich versuche, mir den Unfall vorzustellen; sämtliche Details blitzen wie unter Stroboskoplicht auf.
    »Sie hat sich das Bein an dem Fahrrad verletzt?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht, aber – hör mal, Honey, die haben Rae hier gründlich untersucht und sehen keinen Anlass zur Besorgnis.«
    »Und der Typ ist davongefahren?«
    »Ich glaube schon.«
    Ich sehe Rae an. Sie wurde von einem Radfahrer angefahren. Und das ist meine Schuld. Suzy hatte Angst, mich noch einmal anzurufen, weil ich Egozicke

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