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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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Unfall; ich glaube, es ist nichts Schlimmes, aber ich muss mir morgen freinehmen, zur Sicherheit. Hoffentlich schaffe ich es am Freitag. Ich ruf dich morgen an, sobald ich mehr weiß.« Ich mache eine kleine Pause. »Hm, Guy – ich weiß, dass das jetzt überhaupt nicht reinpasst, aber bitte hab Verständnis. Ich werde sehen, ob ich etwas organisieren kann, um die ausgefallenen Stunden am Wochenende nachzuholen. Und richte Loll bitte aus, dass es mir leidtut. Ich möchte seinen Film wahnsinnig gern machen. Diese Woche war einfach grandios. Also …«
    Also was? Ich bringe es nicht über mich, zu betteln, deshalb breche ich ab.
    Ich kehre in Raes Zimmer zurück und lege mich leise wieder ins Bett. Vor mir steigen Toms und Guys Gesichter auf, wenn sie meine Nachrichten abhören. Mir entfährt ein Stöhnen.
    Ich bin so nahe dran und gleichzeitig so weit weg. Und jetzt ist alles verpatzt.
    Warum meldet sich eigentlich diese Debs nicht bei mir?

Donnerstag
    Kapitel 21 Debs
    Peng. Peng. Peng.
    Dreimal hämmerte es laut an die Haustür, dann wachte Debs mit einem Stöhnen auf. Sie drehte sich um und versuchte, sich aufzusetzen.
    Peng. Peng. Peng.
    Wieder wurde an die Tür gehämmert. Ihre Augen fühlten sich an wie mit Sekundenkleber verschweißt, ihr Kopf kippte nach links. Sie zwang sich aufzustehen und wankte zum Fenster, zog den Vorhang zurück und schaute hinaus.
    »Wollen Sie mich verscheißern, oder was?«, schrie ein Mann, den sie nur in verschwommenen Umrissen wahrnahm, zu ihr hoch.
    »Wie bitte?« Sie tastete nach ihrer Brille.
    »Ich hab mir fast das Rückgrat gebrochen«, polterte er, hob wütend den Arm und ging durch das Gartentor hinaus.
    Was wollte dieser Mensch?
    Sie zog den Morgenmantel über und blickte noch einmal aus dem Fenster. Ein Laster der Müllabfuhr fuhr mit lautem Piepen rückwärts die Straße hinunter. Mittwochmorgen. Richtig, die Leerung. Der Mann leerte zusammen mit zwei anderen die Recyclingkisten in den Laster; er schüttelte immer noch zornig den Kopf. Ihre Kiste hatte er stehen lassen; der Deckel war halb heruntergerutscht.
    Mit einem Gefühl, als zwinge sie ihren Körper, durch Wasser zu rennen, schlüpfte sie in ihre Hausschuhe und ging ins Bad. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, ein Wiederbelebungsversuch. Sie musste unbedingt zum Arzt, sich ein anderes Medikament verschreiben lassen. Obwohl ihre Augen signalisierten, dass sie wach war, schien ihr Gehirn noch im Schlaf gefangen. Benommen tastete sie sich, immer an der Wand entlang, die Treppe hinunter.
    Als sie die Haustür öffnete, wo ihr kalte Luft entgegenschlug, war der Laster schon in die Hauptstraße abgebogen. Debs vergewisserte sich, dass niemand sie im Morgenmantel sah, tappte auf Zehenspitzen zur Recyclingkiste und hob den Deckel.
    Sie brauchte eine Sekunde, bis in ihrem Gehirn ankam, was ihre Augen an Eigenartigem registrierten.
    Die Kiste war voll großer, runder, schwerer Steine. Es mussten ungefähr hundert sein; sie lagen da wie an einem Steinstrand. Sie schubste mit dem Fuß an der Kiste herum. Genauso gut hätte sie versuchen können, eine Ziegelwand wegzuschieben.
    »Du lieber Himmel«, sagte sie laut. Schnell streckte sie den Kopf zum Gartentor hinaus, ob sie den aufgebrachten Mann von der Müllabfuhr noch erwischte, aber der war längst weg. Jetzt musste sie versuchen, klar zu denken. Gestern Abend war die Kiste randvoll mit Kartons gewesen, die sie hinausgetragen hatte.
    Sie blickte sich um, wo die Steine denn hergekommen waren. Da fiel ihr ein großer kahler Fleck ins Auge, im Vorgarten von Nummer  17 , deren Besitzerin sie noch nicht kennengelernt hatte. Das Haus gehörte einer Schriftstellerin, erinnerte sich Debs vage, die viel Zeit in ihrem Cottage in Suffolk verbrachte. Debs meinte sich auch an eine mit solchen Steinen gepflasterte Fläche zwischen drei Buchsbaumkübeln zu erinnern, die ein professioneller Landschaftsgärtner angelegt haben musste.
    Wer würde so einen Unfug anstellen?
    Komisch. An einer Ecke der Kiste konnte man bis zum Boden durchsehen. Beim zweiten Blick entdeckte Debs dort grüne Kreidestriche.
    Die sahen nach Schrift aus.
    Sie beugte sich hinunter, nahm zehn Steine heraus und legte sie neben die Kiste. Dann hob sie die Kiste mit aller Kraft Zentimeter um Zentimeter, bis sie sie etwas kippen konnte.
    In wahlloser Reihenfolge tauchten Worte auf: DIR , FRESSE , HINTEN . Du lieber Himmel, was war denn das?
    Debs keuchte vor Anstrengung und schaffte es schließlich, die Kiste

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