Allein gegen die Zeit
Gleich würden sie ihn eingeholt haben und in Stücke reißen.
Doch die Hunde holten ihn nicht ein. Wie von Zauberhand angehalten, blieben sie plötzlich stehen und schnupperten aufmerksam. Jonas wagte einen Blick zurück und konnte seinen Augen kaum trauen: Die Hunde hatten eine andere Fährte aufgenommen, machten kehrt – und ihre Herren folgten ihnen!
„Was zur Hölle ist hier los?“ Verwirrt schüttelte Jonas den Kopf. Trotzdem musste er machen, dass er hier wegkam. Von Deckung zu Deckung hastend gelangte er wieder in die Nähe der Lagerhalle. Auf einmal riss ihn jemand zu Boden. Völlig überrumpelt starrte Jonas in die grinsenden Gesichter von Sophie und Özzi.
„Jetzt sagt nicht, dass ihr die Hunde weggelockt habt?“, stammelte Jonas total außer Atem.
Özzi stemmte stolz die Hände in die Hüften. „Noch nie was gehört vom Özzman, dem Hundeflüsterer?“ Sophie kicherte leise in sich hinein. Sie wusste, dass es nicht Özzis Flüstern, sondern seine Wurstbrote gewesen waren, die die zähnefletschenden Bestien auf eine andere Fährte gelockt hatten.
Jonas schaute seine Freunde dankbar an. „Wie auch immer ihr das gemacht habt: Danke. Ihr habt mir den Arsch gerettet.“
Mittlerweile hatten sich Ben und Leo wieder aus ihrem Versteck gewagt und befreiten Dr. Crohn aus dem Versuchsraum.
Ben half dem Wissenschaftler auf einen der Stühle. Der alte Mann schien rapide an Kraft zu verlieren und murmelte immer wieder vor sich hin: „Wir sind verloren, wir sind alle verloren.“
Ben aber wollte sich nicht geschlagen geben. Entschlossenheit blitzte in seinen Augen auf. Im Gegensatz zu Leo und dem Doktor fühlte er sich noch im Vollbesitz seiner Kräfte. „Nein! Wir dürfen nicht aufgeben! Ich bringe uns hier raus.“
Leo stützte sich erschöpft auf dem Tisch ab. Dann nickte sie Ben zu. „Zusammen schaffen wir das!“
Crohn jedoch schüttelte den Kopf und sank immer tiefer in seinem Stuhl zusammen. „Wir drei sind infiziert und hochansteckend. Wir können nichts mehr tun. Es ist vorbei.“
Ben packte ihn bei den Schultern. „Unsere Freunde sind da draußen, die helfen uns. Ich lasse nicht zu, dass Leo was passiert.“
Dankbar lächelte Leo ihn an. Zusammen halfen sie dem Doktor auf die Beine. Sie wollten das Labor eben verlassen, als aus dem Funkgerät, das auf dem Tisch lag, eine harsche Männerstimme ertönte. „Die Orchideen müssen verladen werden. Sofort.“
Ben sah erschrocken auf. „Gibt es noch mehr von den Dingern?“
Crohn nickte resigniert. „Bestimmt über hundert.“ Ben presste die Lippen zusammen. Das mit den tödlichen Pflanzen war wirklich schlimm, aber das Wichtigste war jetzt, dass Leo gerettet wurde.
Er wollte weitergehen, doch Leo hielt ihn zurück. „Ben, wir müssen sie aufhalten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Orchideen hier wegbringen.“
„Bitte, Leo. Du brauchst Hilfe. Das ist jetzt das Einzige, was zählt. Hast du nicht gehört, was dieser Lasinski gesagt hat? Wir haben nur noch drei Stunden“, flehte Ben sie an.
„Aber sie werden anderen das antun, was sie uns angetan haben“, entgegnete Leo entschieden.
Hilflos schaute Ben sie an. „Was sollen wir machen? Wir können die nicht aufhalten.“
Dr. Crohn räusperte sich. „Doch wir können. Die Orchideen werden in einem Raum nicht weit von hier gelagert. Alles, was wir für die Zerstörung benötigen, habe ich hier.“
Die Gedanken überschlugen sich in Bens Kopf. Leo musste unbedingt zu einem Arzt, sonst würde sie sterben. Doch auf der anderen Seite waren sie offenbar die Einzigen, die eine schreckliche Katastrophe verhindern und die Gangster aufhalten konnten. Was war jetzt richtig, was falsch? Ben musste eine Entscheidung treffen.
Özzi, Sophie und Jonas rannten auf einen großen Turm zu, der in der Mitte des Geländes stand. Immer wieder prüften sie nach allen Seiten, ob jemand sie verfolgte, doch von den Gangstern war nichts zu sehen. Zumindest nicht im Augenblick.
Sophie atmete erleichtert auf, als sie unbehelligt an der großen Metalltür angekommen waren, die zum Turm hochführte. Özzi und Jonas drückten sich mit aller Kraft dagegen. „Bitte, bitte geh auf“, flehte Sophie.
In dem Moment öffnete sich unter lautem Ächzen die Tür und gab einen runden Raum frei, voll mit altem Gerümpel. In der Mitte befand sich eine steile Treppe, die auf die zweite Ebene unter der Kuppel führte.
„Los, kommt!“, rief Özzi und eilte die Stufen nach oben. Die anderen beiden folgten
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