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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne LaBastille
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eine spezielle Fuchskleidung nur für Besuche im Zwinger bereithalten mußte. Sonst hätten mich meine Kommilitonen bald hinausgeworfen.
    Dieses deprimierende Verhalten setzte sich einen ganzen kalten und schneereichen März fort. Bibbernd blieb ich, so lange es ging, im Zwinger, trotz dicker Handschuhe mit eiskalten Fingern, und hoffte, der Fuchs würde auftauen und eine zögernde erste kleine Freundschaftsgeste machen. Doch tagaus, tagein hockte er nur in seiner Ecke, mich anstarrend und knurrend.
    Der April kam und mit ihm wärmeres Wetter. Eines Nachmittags konnte ich Mapuche ohne Handschuhe und dicke Jacke besuchen. Die Sonne schien so warm, daß ich mich ein paar Minuten im Zwinger auf einen Holzklotz legte und die Augen zumachte. Da fühlte ich plötzlich ein leises Zupfen an meinem Pferdeschwanz. Ich drehte den Kopf ein bißchen und öffnete vorsichtig ein Auge. Mapuche stand hinter mir, eine Pfote gehoben, sprungbereit zum Rückzug. Sein Maul war geschlossen, die Ohren gespitzt. Schnurgerade und regungslos die Lunte mit der weißen Spitze. Dies war keine Angriff- soder Angsthaltung. Ich lag mucksmäuschenstill. Minuten später wieder ein Zupfen. Ich machte beide Augen auf und sah den Fuchs voll an. Furchtlos hielt er meinem Blick stand, aber mit einem neuen Ausdruck in seinen Augen — Schalk. Verblüfft sah ich, wie er vorrückte, die Spitze meines Pferdeschwanzes zwischen die Vorderzähne nahm und sanft zupfte. Mapuche wollte spielen!
    Langsam, ganz langsam, streckte ich eine Hand zu ihm aus. Nach Ewigkeiten berührten meine Fingerspitzen endlich den Fuchs. Instinktiv berührte ich ihn unter dem Kinn, Handfläche nach oben, wie man es mit fremden Hunden tut. Mein Handgelenk war dadurch allerdings völlig ungeschützt. Würde Mapuche mir mit seinen scharfen Zähnen die Adern aufschlitzen?
    Er zitterte leicht. Ich begann, sein Kinn zu kraulen, dann seine Kehle, dann Hals und Ohrengegend. Eine bemerkenswerte Verwandlung ging mit ihm vor. Das Zittern hörte auf, und die wilden gelben Augen wurden sanfter und schlossen sich halb. Seine Ohren hörten auf, wie nervöse Antennen vor- und zurückzuzucken. Sein Fell glättete sich. Still wie ein Haushund stand Mapuche, während ich ihm die wohl erste menschliche Zuwendung und Zärtlichkeit schenkte, die er je erfahren hatte. Jedenfalls war dies nach sechs Wochen unser allererster Körperkontakt.
    Nun wandelte sich Mapuches Verhalten dramatisch. Wenn er meinen Wagen kommen hörte, sprang er aufgeregt gegen die Drahtwand des Zwingers mit den Krallen klammernd wie eine Katze, schwanzwedelnd wie ein Hund. Jetzt knurrte er nicht mehr, sondern grinste, wenn ich durch das Türchen kam. Fleisch und Knochen nahm er aus der Hand an. Seine Zähne benutzte er nur, um mich spielerisch an der Jacke, den Hosenbeinen oder am Haar zu zausen. Er sprang gegen die Käfigwände, um sich auszutoben, wie es die Katze in der Hütte getan hatte. Und am besten war, daß der Zwinger jenen aus Furcht und Angst geborenen Gestank verlor. Wir verbrachten bezaubernde Stunden zusammen.

    In diesem Frühling erfuhr ich am Tiermedizinischen Institut Aufschlußreiches. Als kleiner Welpe war Mapuche von einem Mann mit dicken Handschuhen aus dem Bau geholt worden, und im Labor hatten Studenten und Wissenschaftler, ebenfalls mit Handschuhen, an ihm gearbeitet. Ich hätte deshalb Mapuche nicht mit Handschuhen besuchen sollen. Zudem hatte ich zu wenig Zeit mit ihm verbracht. An beidem aber war eigentlich das bitterkalte Winterwetter schuld.
    Jetzt war Mapuches ganzes Wesen mir zugewandt, und sein Tag bestand daraus, auf mich zu warten. In Mapuche vereinten sich Katzen- und Hundezüge auf seltsame Weise. Er war von blitzartiger Gewandtheit und schlauer als jeder Hund, den ich je kannte. Mitte Mai konnte ich ihn an der Leine spazierenführen! Ende Mai, am Semesterschluß, war ich sicher, daß ich ihn nun in die Hütte mitnehmen konnte.
    Ich packte meine Bücher und meine Siebensachen, borgte mir einen kleinen Käfig, ließ Mapuche eine Beruhigungspille schlucken und fuhr zurück zum Black Bear Lake. Es war ein klarer warmer Frühlingstag, als wir ankamen. Ich stapelte die Sachen ins Boot und versuchte so sanft wie möglich mit Mapuches Käfig umzugehen. Seine Augen wurden glasig vor Angst, als er den Bootsmotor anspringen und die Bugwelle rauschen hörte. Prompt roch ich auch wieder den vertrauten erstickenden Moschusgeruch.
    Bei der Hütte band ich ihn sofort an meine große krumme Fichte. Mapuche

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