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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne LaBastille
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davon, daß meine ersten — beängstigendsten, verrücktesten und romantischsten — Kampier-Erlebnisse sich in den folgenden Jahren hier in den Adirondacks abspielen würden, und die besten mit Mr. Brown, dem Mann, den ich einmal heiraten sollte.
    Der Boß hielt Wort. In der Woche vor dem Labor Day zu Anfang September fügte es sich, daß alle Hotelgäste entweder älteren Semesters oder reituninteressiert waren. An einem Montagabend verkündete mir Mr. Brown: »Meinetwegen können Sie von Dienstagmittag bis Donnerstagabend weg, wenn Sie kampieren wollen. Nehmen Sie eins von den Hotelkanus, und bitten Sie den Koch um Verpflegung.«
    Ich starrte ihn verblüfft an. »Aber die Pferde«, begann ich, »wer füttert und tränkt sie, wer macht den Stall sauber?«
    »Die lassen wir auf der Weide«, antwortete mein Boß. »Die Ruhe wird ihnen gut tun. Das viele Reiten im Sommer hat sie ohnehin ganz schön mitgenommen. Wenn Sie kampieren wollen — jetzt ist die einzige Zeit, wo ich Sie entbehren kann.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Als Schlafunterlage borgte ich mir eine alte Zeltplane, die im Stall zum Abdecken von Heuballen diente. Zwei Flanelldecken und ein Dutzend Sicherheitsnadeln bildeten meinen Schlafsack. Ein kleiner Pfadfindertornister nahm meine Ausrüstung auf: Streichhölzer, Hemd zum Wechseln, Taschenlampe, Proviant. Unfreundlich aber gab sich der französische Koch.
    »Fünfundfünfzig Gäste und fünfzehn Angestellte habe ich zu bekochen, und da soll ich dir ein Drei-Tage-Menü machen?« raunzte er. »Gott im Himmel! Geh in den Keller, nimm dir ein paar Konserven und mach, daß du aus meiner Küche kommst!«
    Bei den meisten Konserven handelte es sich um Großpackungen. Wie sollte ich eine 3,8-Liter-Dose Stew oder Fleischhaschee schleppen! Schließlich gab ich mich mit ein paar kleinen Dosen Suppen zufrieden, eine für jede Mahlzeit. Ich dachte, die Suppe würde sich konzentriert aus der Dose essen lassen, ohne daß man sie verdünnen und erhitzen mußte, als kräftigende, füllende Mahlzeit.
    Vorfreude und Angst kribbelten in mir, als ich am nächsten Nachmittag um drei von der Hotel-Lände ablegte. Auf ins Abenteuer, drei Tage allein in den Adirondacks, ohne Radio, Telefon und sonstige Kommunikationsmittel. So lange war ich noch nie im Leben ohne Kontakt zu Menschen geblieben. Was, wenn ich im Wald irgendwelchen Bösewichten begegnete? Was, wenn ich stürzte und mich verletzte? Oder mit dem Boot umschlug und ertrank?
    Mein Traum vom Alptraum wurde von Mr. Browns Abschiedsgruß unterbrochen. »Also, wenn Sie bis Donnerstag abend nicht wieder da sind, schicken wir eine Suchmannschaft. Haben Sie Kompaß, Karte, Messer und Streichhölzer?«
    Nickend, auf — wie ich hoffte — nonchalante Weise, stieß ich vom Anleger ab. Leise schaukelte das Old-Town-Kanu auf den Wellen.
    »Wollen Sie auch die Sumpfgegend erforschen?« fragte mich der Boß beiläufig. »Damit wir wissen, wo wir Ihre Knochen suchen müssen.«
    »Da will ich zuallererst hin«, antwortete ich, »mich umschauen, dann zum Sea Gull Lake, Balsam Pond, William’s Creek und zum Terror Lake.« (Schon der Name ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.)
    Mr. Brown nickte und legte den braungelockten Kopf auf die Seite. In etwas skeptischem Ton, wie mir schien, rief er: »Na, dann haben Sie ja allerhand vor, Daniel Boone. Viel Spaß!«
    Entschlossen lospaddelnd, war ich bald außer Rufweite. Drei Stunden ging’s über den Lake Serene, wobei Westwind und Westwellen mich nachschoben. Gegen Abend erreichte ich die schmale Einfahrt zum Sumpf. Hier war der Seezufluß, doch die Strömung war nur schwach. Ich glitt in stilles Wasser. Der Zufluß weitete sich zu einem ausgedehnten seichten Sumpfgebiet. Weiße Seerosen und Sumpfdotterblumen kitzelten den Kiel meines Kanus, Wasserhahnenfuß strich an seinen Seiten entlang. Das Wasser war braun wie Tee, verfärbt von der Gerbsäure der Schuppenzedern und Lärchen, die sein Ufer säumten.
    Ich sehnte mich danach, einen Elchbullen knietief im Wasser waten und Wasserpflanzen abweiden zu sehen. Elche würden sich hier sicherlich sehr wohl fühlen, aber ich wußte, daß die letzten Tiere gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in den Adirondacks geschossen worden waren. Teilweise waren sie von übereifrigen Jägern, teilweise von einer bösartigen Elchkrankheit dezimiert worden. Erreger dieser Krankheit ist ein schmarotzender Fadenwurm (Pneumostrongylus tenuis). Er befällt auch die Weißwedelhirsche, ist

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