Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
entwickeln. Dann gibt es noch einige Teams für Derivate«, erklärte er, während er mich erneut drehte und auf einen Haufen Freaks in der rechten hinteren Ecke wies. »Sie beschäftigen sich mit hochkomplizierten Strukturverkäufen, die die meisten Menschen nicht verstehen, was die Mehrheit der hier Anwesenden mit einschließt. Irgendwann wirst du kapieren, was sie tun, weil ich dich ausbilde, und für mich arbeiten nun mal keine Idioten. Und zu guter Letzt sind da noch die Devisenhändler. Sie handeln mit ausländischen Währungen. Wenn du je nach Europa reisen und deine Dollar in Euro oder Pfund umtauschen willst, musst du den Wechselkurs kennen. Das ist deren Job. Capiche? Hier sitzen überall verteilt Ökonomen und Strategen. Aber du wirst selten auf jemanden treffen, der nichts mit Wechselkursen zu tun hat.«
Ich versuchte, allem zu folgen, was er sagte, aber mein Verstand weigerte sich ungefähr seit der Erwähnung von Brasilien, noch etwas aufzunehmen. Ich war echt geschafft.
»Und jetzt da hinten«, fuhr er fort und zeigte auf lange, gegenüberliegende Reihen, die durch die Bildschirme voneinander getrennt waren, sodass die Typen sich nicht den lieben langen Tag gegenseitig anstarren mussten, »das ist der Trading Desk. Diese Jungs bewerten und handeln mit den Bonds, die wir, der Sales Desk, für unsere Kunden kaufen und verkaufen. Es ist unser Job als Verkäufer, Geschäfte zu akquirieren und unsere Kunden zu informieren und glücklich zu machen. Klienten können jeden beliebigen Laden auf der Street anrufen, weshalb wir sicherstellen müssen, dass sie uns anrufen. Wie tun wir das? Indem wir verdammt gute Verkäufer sind. Und das wollen wir dir beibringen. Wie aus dir eine verdammt gute Verkäuferin wird. Capiche?« Mir schwirrte der Kopf, und ich hätte schwören können, dass ich gerade gehört hatte, wie der Computer einer der Händler gegackert hatte wie ein Huhn. Was zum Teufel ging hier vor?
»Was war das für ein Geräusch?«, fragte ich und befürchtete schon, dass ich, wenn ich nicht tatsächlich ein gackerndes Huhn gehört hatte, kurz davor war durchzudrehen.
»Was – das Huhn?«, fragte er.
Ich war erleichtert, dass er es auch gehört hatte, und trotzdem verblüfft, dass er es offenbar für unnötig hielt, Geräusche aus Tierkäfigen zu erklären. Ich nickte. »Ja, das Huhn.«
»Einige der Händler haben ihr Computersystem so programmiert, dass sie während des Verhandelns Tiergeräusche machen. Sie können ihre Augen nicht ständig überall haben, sodass die Geräusche sie über ihre Position auf dem Laufenden halten. Also wundere dich nicht, wenn du etwas muhen oder bellen oder wiehern hörst. Die Juniors haben ihr System so program miert, dass eine Kuhglocke scheppert, aber das nervt. Sie wer den es wohl ändern müssen. Ich höre das verdammte Ding noch im Schlaf.«
Wenn man es nicht persönlich erlebt hat, kann man sich diese Szenerie wohl nur dann annähernd vorstellen, wenn man drei Tickets LSD einwirft und sich in einem Wandschrank einschließt. Ich schluckte.
»Und, bist du bereit anzufangen?«, fragte Chick, während er zu seinem Stuhl am Desk ging, wo er offenbar die meiste Zeit verbrachte, obgleich er ein eigenes Büro hatte.
Bereit anzufangen? Ich wusste nichts mehr von dem, was er mir gerade gesagt hatte. Ich brauchte einen Plan. Und ein Finanz vokabular-Wörterbuch. Pronto.
Bevor ich ihn bitten konnte, einige Dinge etwas näher auszuführen, bat er alle um ihre Aufmerksamkeit.
»Hört mal alle her! Das ist Alex. Sie ist unsere neue Analys tin. Stellt euch vor und heißt sie willkommen.« Ein paar nickten, einige hoben die Hand und winkten. Einer stand tatsächlich auf und schüttelte mir die Hand, obgleich er weitertelefonierte, sodass er nicht direkt mit mir sprach. Ich blickte mich um und sah keinen freien Arbeitsplatz. Ich würde mich auf keinen Fall auf jemandes Schoß setzen und hoffte schwer, dass Chick mir einen Arbeitsplatz zuweisen würde. Als er sich setzte und anfing, etwas in ein großes Excel-Formular zu tippen, wurde mir klar, dass er das nicht vorhatte.
Ich hatte keine andere Wahl, als ihn zu fragen – oder den ganzen Tag wie das Team-Maskottchen im Gang herum zustehen.
»Entschuldige bitte, Chick. Wo soll ich sitzen?«, fragte ich nervös.
»Hier. Bitte sehr.« Ohne seine Tabelle aus den Augen zu lassen, griff er hinter sich und zog einen winzigen Klappstuhl aus Metall hervor, der an der Wand lehnte. Er hatte Kindergartengröße. Ich nahm den Stuhl
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