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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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drückte auf die Ergebnistaste. Auf dem Bildschirm blinkte FEHLER auf.
    Da konnte was nicht stimmen. »Na so was, ich glaube, mein Taschenrechner ist kaputt.« Ich zeigte ihn Drew.
    »Ich nehme an, dass du noch nie zuvor einen Finanz-Taschenrechner benutzt hast?«
    »Nein, wir haben im Studium ganz normale benutzt«, antwortete ich.
    »Diese hier funktionieren nicht wie normale Taschenrechner. Nach jeder Eingabe musst du die Entertaste drücken, und erst zum Schluss die Funktion. Du tippst also 28 ein, dann enter. Dann gibst du 32 ein, dann wieder enter , und dann erst die Taste für dividieren. Und zwar jedes Mal. Wenn du zum Beispiel zwei plus zwei eingeben musst, gibst du zwei, enter , zwei, enter , und plus ein.«
    »Warum können die Finanzmenschen nicht einfach ganz normale Taschenrechner benutzen wie andere Leute auch, anstatt die Dinge unnötig zu verkomplizieren?«
    »Gute Frage. Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber du wirst dich schon dran gewöhnen.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ich muss einige Anrufe tätigen. Kommst du jetzt klar und kannst das für mich erledigen?«
    »Ich glaube schon. Ich versuche es.«
    »Gut. Sag mir, wenn du irgendwelche Fragen hast, aber benutz deinen gesunden Menschenverstand. Wenn ich mich gerade mit jemandem streite oder bei einem Handel Geld verliere, ist kein guter Zeitpunkt, um mir zu sagen, dass du mit dem Taschenrechner nicht klarkommst.«
    »Verstanden. Danke für die Hilfe. Ich schätze, ich habe mehr zu lernen, als ich dachte.«
    »Girlie, du hast nicht die geringste Ahnung«, sagte er grinsend, griff nach seinem Headset und drückte auf eine Telefonleitung.
    Ich schnappte mir meinen absurderweise rückwärts funk tionierenden Finanz-Taschenrechner und machte mich an die Erledigung meiner ersten richtigen Aufgabe als Cromwell-Angestellte.

3
    Girlie
    Den Rest des Monats arbeitete ich wie eine Verrückte. Jeden Morgen war ich gegen Viertel nach sechs im Büro. Ich wollte einen guten Eindruck machen, auch wenn es nicht viel gab, was ich tun konnte. Tagsüber saß ich hinter Teamkollegen auf meinem Klappstuhl und wurde die meiste Zeit über ignoriert. Einige versuchten, mir beizubringen, die Zahlen auf Dutzenden Applikationen einzuordnen, auf denen bunte Ziffern in schwindelerregender Geschwindigkeit herunterratterten. Ich lernte zu unterscheiden, welche den Aktienmarkt, den Schatzanleihenmarkt, Derivate und Swaps anzeigten. Und wo die für diesen Tag geltenden ökonomischen Indikatoren zu finden waren. Außerdem die Kurse für Auslandswährungen, Firmen, Warentermingeschäfte und europäische und asiatische Märkte. Ich verstand immer noch nicht, worum es hierbei ging, aber ich beobachtete, wie die verschiedenen Preise wie winzige stroboskopische Lichter auf ihren Computern aufblitzten. Mir wurden kleinere Aufgaben zugewiesen, was immer ein Problem war, weil sie alle beinhalteten, dass ich Zugang zu einem Computer hatte.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als abends länger zu bleiben und die Modelle und verschiedenen Programme auf irgendjemandes Computer zu benutzen, um die mir übertragenen Aufgaben zu erledigen und am nächsten Morgen Ergebnisse präsentieren zu können. Ich kam gewöhnlich gegen acht Uhr abends nach Hause, aß, was immer ich im Kühlschrank fand, und fiel erschöpft ins Bett. Ich wusste schon nicht mehr, wie Liv aussah, und bisher hatten wir noch kein einziges Mal die Vorteile unseres coolen Apartments in der City genutzt. Jeden Morgen wurde ich abgefragt, welche wichtigen Neuigkeiten es auf der Welt gab, und inwieweit möglicherweise die Börse in Asien über Nacht unseren Markt beeinflusst hatte. Die Flut an Informationen, die ich zur Kenntnis nehmen sollte, war erschütternd. Ich kannte immer noch keine Namen außer Chick, Drew, Reese (der Schweine-Typ) und Kate/Cruella. Ich glaube nicht, dass irgendjemand meinen kannte. Sie nannten mich »Girlie«. Zu meinem größten Entsetzen hörte ich darauf.
    An einem besonders schwülen Tag im August saß ich auf meinem Klappstuhl und hörte einem großen Mann zu, der Pfoten wie ein Catcher hatte und mir die Grundbegriffe des Anleihemarkts erklärte. Ich gab mir alle Mühe, nicht einzuschlafen. Er hatte einen ungepflegten Bart und schokoladenbraune Augen, und obgleich er aussah, als könnte er meinen Kopf wie eine Walnuss mit bloßen Händen knacken, machte er einen freundlichen Eindruck. Er hieß Billy Marchetti, aber jeder nannte ihn nur Marchetti. Als er spielerisch Gummibänder nach mir schnippte,

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