Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
aus, ohne den Eindruck zu machen, dass er seine gesamte Freizeit mit Gewichtheben im Fitnesscenter verbrachte. Er sah schon nach landläufigen Maßstäben gut aus, aber für Cromwell-Maßstäbe war er ein Filmstar.
»Danke, dass du mitkommst! Ich bin Alex«, sagte ich so gelassen wie möglich, als ich ihm die Hand schüttelte.
»Will Patrick. Nett, dich kennenzulernen, Alex. Du bist Chicks neue vertraglich verpflichtete Dienerin, hm?«
»So kann man es ausdrücken. Chick hat dich gerade Willy genannt. Wie soll ich dich nennen? Die Spitznamen hier sind ver wirrend.«
Er lächelte und enthüllte seine perfekten weißen Zähne. »Will, wenn du willst, dass ich reagiere. Chick ist der Einzige, der mich Willy nennt. Und auch wenn er mich Schwanzlutscher nennen würde, bekäme er keine Probleme mit unserer hausinternen Regelüberwachung. Leider habe ich, als ich noch an deiner Stelle war, den Fehler gemacht und ihm gesagt, dass ich es hasse, wenn er mich Willy nennt. Ginge es nach Chick, stünde es noch auf meinem Grabstein.«
»Ich sollte mich also daran gewöhnen, Girlie genannt zu werden?«
»So ungefähr.«
»Wundervoll. Also, wie viele Pizzas sollen wir holen?« Er grinste. Als wir in die Lobby kamen, erstarrte ich vor Entsetzen. Fünf Lieferboten warteten auf uns mit Stapeln von Pizzas zu ihren Füßen. Als Frankie »Pizza in der Lobby« gerufen hatte, hatte er Pizzas, also den Plural gemeint. Will hob einen der Stapel auf und reichte ihn mir.
»Schaffst du zehn auf einmal?«
»Ähm, ich glaube schon. Ich hab’s noch nie probiert.«
»Gewöhne dich dran, Girlie«, sagte er, als er sich den zweiten Stapel schnappte und mich anlächelte. »Gehen wir.«
Ich stand noch nie auf freundschaftlichem Fuß mit Murphys Gesetz. Aus irgendeinem Grund scheine ich mich zu den unpassendsten Zeiten auf für mich untypische Weise zu blamieren. Ich war immer eine gute Sportlerin, aber fungiere ich zum Beispiel als Brautjungfer, stolpere ich garantiert auf dem Gang zum Altar. Oder ich verheddere mich im Saum einer Hose, die ich ständig trage, sobald ich in Gegenwart eines gut aussehenden Typen bin.
Kurzum, ich war absolut nicht die Frau, der man anvertraute, viele Pizzas zwei Rolltreppen hoch zu einem Fahrstuhl zu tragen, dann in den Fahrstuhl, anschließend einen Flur hinunter, eine schmale Treppe hoch, eine schmale Treppe runter und schließlich zu Frankie, wo immer er sitzen mochte. Langsam – hatte ich erwähnt, dass ich zwölf Zentimeter hohe Stilettos und einen engen Rock trug, sodass ich wie eine Geisha trippeln musste? – folgte ich Will zurück zum Handelssaal. Es war erst halb elf. Warum brauchten wir achthundert Stücke Pizza vor dem Lunch?
Wir fanden Frankie, einen Händler am Firmenanleihen- Desk, am gegenüberliegenden Ende der Etage. Will stellte seinen Pizzastapel auf den Boden, und ich versuchte das Gleiche zu tun, nur dass Leute sich Kartons schnappten und sie aufrissen, bevor ich sie abstellen konnte. Ich drehte mich um und wollte wieder zum Fahrstuhl gehen, als ich sah, dass Will zurück zu seinem Schreibtisch strebte. Ich rief ihm hinterher in der Annahme, dass er die restlichen achtzig Pizzas einfach vergessen hatte.
»Sorry, Girlie, aber ich habe dich nur das erste Mal begleitet, um dir zu zeigen, wie der Hase läuft. Der Rest ist dein Job.«
»Ich soll noch achtmal das Gleiche tun? Du hilfst mir nicht mehr? Wie soll ich sie bezahlen?«
Er grinste und genoss sichtlich ein weiteres in einer anscheinend endlosen Reihe erniedrigender Rituale. »Ich helfe dir bestimmt nicht, aber ich vertraue auf deine Fähigkeit, das hier nicht zu verbocken. Unsere Broker schicken jede Woche Pizzas. Die Rechnung geht an sie. War nett, mit dir zu plaudern, Girlie! Sollten wir wiederholen.«
Ich sah ihm hinterher. Richtig, natürlich! Sie waren ein Geschenk. Die wöchentlichen hundert Pizzas. Wie in Gottes Namen sollte ich hier arbeiten, ohne dreißig Pfund zuzunehmen? Fünfzehn Minuten und acht Gänge später stellte ich den letzten Stapel ab und ging zurück zu meinem Stuhl, wobei ich leeren Kartons und Pizzakrusten auswich.
»Hey, A!«, hörte ich jemanden rufen. Ich drehte mich um und sah Will, der mich strahlend anlächelte und ein Stück Pizza in die Luft hielt, als wollte er mir zuprosten. Ich konnte nicht anders, ich musste zurücklächeln. Laut Chick waren Dates unter Kollegen tabu, aber Flirten hatte er nicht verboten. Richtig?
Im September – ich war inzwischen seit zwei Monaten ein namenloser
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