Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
mir?«
»Ja, schon gut«, räumte ich großzügig ein.
»Erzähl mir ein bisschen von dir. Alles, was ich bisher weiß, ist, dass du wirklich spitze bist im Pizzatragen.«
»Was willst du wissen?«
»Fangen wir von vorn an. Geschwister?«
»Eine jüngere Schwester, Cat. Sie trifft sich seit der Highschool mit demselben Typ und wird sich wahrscheinlich bald verloben. Wir haben nicht viel gemeinsam.«
»Du hast keine feste Beziehung?«
»Nein. Und was ist mit dir?« Bitte sag Nein.
»Nichts Erwähnenswertes.« Ich spürte meinen Magen erneut Purzelbäume machen. Verletzte dieser eine Drink mit Will schon Chicks Regeln hinsichtlich Bürobeziehungen? Nein. Das hier war kein Date. Es war mehr so etwas wie eine … Teambildungsmaßnahme. »Wie bist du zu Cromwell gekommen?«, wollte er wissen.
»Dieses Business liegt quasi in der Familie. Mein Dad ist Investmentbanker. Ich habe ihn früher oft im Büro besucht, und als Kind hielt ich seinen Arbeitsplatz für den tollsten auf der Welt. Diese Energie, die vielen Menschen, dieser Lärm … Ich wollte nichts anderes, als im Business zu arbeiten.«
»Und jetzt bist du da, Cromwells Ausnahmeanalystin.«
»Meine Mom ist allerdings weniger begeistert. Sie wollte wirklich nicht, dass eine ihrer Töchter in der ›Schlangengrube‹ arbeitet, wie sie es nennt.«
»Klingt, als sei sie eine kluge Frau. Ich kann es ihr nicht verdenken. Ich würde auch nicht wollen, dass meine Schwester oder Tochter an der Börse arbeitet. Versteh mich nicht falsch – ich freue mich, dass du hier bist, weil es Spaß macht mit dir und ich dich gern ansehe, aber ich kann den Standpunkt deiner Mom gut verstehen. Ehrlich gesagt ist das, was hier manchmal abläuft und was du dir so anhören musst, wirklich nicht angebracht.«
Ich tat entrüstet. »Du siehst mich gern an? Besorg dir doch ein Poster und häng es an die Wand über deinen Computer, wenn du dir etwas ansehen willst!«
»Könnte ich, würde aber langweilig werden. Du langweilst mich nicht.«
»Na so was, danke für das Kompliment.«
Unbehagliches Schweigen herrschte einen kurzen Augenblick, der mir aber wie eine Stunde vorkam. »Und was ist mit dir? Was ist deine Geschichte?«
»Ich bin Einzelkind. Geboren bin ich in Nord Virginia, und studiert habe ich an der University of Pennsylvania. Seit vier Jahren arbeite ich für Chick. Ich bin Vice President, Steinbock und wohne an der Upper West Side.« Bevor ich eine weitere Frage stellen konnte, fuhr er fort: »Genug von mir.« Er griff in seine Tasche und reichte mir ein Bündel Dollarscheine. »Suchst du unseinige Songs in der Musikbox aus? Man kann anhand seines Musikgeschmack viel über einen Menschen erfahren.«
»Wenn ich also Celine Dion oder die Backstreet Boys spiele, rennst du weg?«
»Und ob! Es gäbe ein riesiges Loch in der Wand mit meinen Umrissen.«
»Das ist ganz schön viel Druck.«
»Mach schon und such was aus! Ich besorge uns eine neue Runde Bier.«
Er schob mich mit dem Ellbogen näher an die Musikbox. Mir war leicht schwindlig. Das war nicht gut. Ich habe diesen Typen erst vor wenigen Monaten kennengelernt und im Büro bisher nur hin und wieder kurz mit ihm zu tun gehabt. Ich kannte ihn kaum und war bereits hin und weg.
Ich kam zurück, als der Barmann zwei weitere Blue Moons vor uns auf den Tresen stellte. Wir unterhielten uns angeregt, und bevor ich mich versah, war es Mitternacht. Und wir waren beide ziemlich beschwipst. Ich war mir immer noch nicht sicher, was genau wir hier taten, aber ich wusste, dass ich glücklich war. Wir verließen den Pub und wandten uns Richtung Süden, wo mein Apartment lag. Es war jetzt kühler und ich wünschte, ich hätte einen Mantel angehabt, statt darauf zu setzen, dass die für diese Jahreszeit unüblich warmen Temperaturen auch noch nach Sonnenuntergang anhielten. Es war schließlich November. Wer geht schon ohne Mantel aus dem Haus? Ich verschränkte die Arme und zitterte.
»Dir ist kalt. Ich wollte dich begleiten, aber warum nimmst du nicht lieber ein Taxi?«
Mir war gar nicht bewusst, dass er mich nach Hause bringen wollte. Gut aussehend und ein Gentleman – keine schlechte Kombination.
»Danke für das Bier, hat wirklich Spaß gemacht«, sagte ich und klemmte mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Hat es. Dann also bis morgen.«
»Ich bin da, in aller Herrgottsfrühe.«
»Weißt du was? Wir sollten das bald mal wiederholen.«
»Ja, gern.«
»Großartig. Also, bis morgen. Es war nett mit dir heute Abend,
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