Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
freue ich mich, dass du gewartet hast.«
»Gern geschehen. Ich freue mich, dass du Durchhaltevermögen bewiesen hast, sodass ich mich endlich mal außerhalb des Büros mit dir treffen konnte. Bevor ich frage, wollte ich zunächst herausfinden, ob du gleich wieder abhaust.«
»Was meinst du mit ›Durchhaltevermögen bewiesen‹? Es ist November. Ich bin erst fünf Monate bei Cromwell.«
»Für eine Frau ist das keine kleine Leistung. Wir hatten letztes Jahr eine bei uns am Desk, die ziemlich smart wirkte, aber schon nach sechs Wochen kündigte. Kriegte es nicht auf die Reihe. Ich bemühe mich erst dann, neue Kolleginnen kennenzulernen, wenn ich einigermaßen sicher bin, dass sie bleiben. Sonst ist das Zeitverschwendung.«
»Ich gehe nicht so bald irgendwo anders hin.«
»Das hoffe ich.«
Ich spürte, wie ich rot wurde und beschloss, das Thema zu wechseln. »Wie war dein Dinner?«
»Gut. Ich habe meinen größten Auftraggeber ausgeführt und bei Laune gehalten. Erst sind wir in eine Zigarrenbar gegangen, und dann waren wir auf ein paar Porterhousesteaks und Flaschen Wein bei Smith and Wolly’s. Der Oberkellner ist inzwischen ein guter Kumpel von mir, weil ich recht häufig dort bin, sodass er sich exzellent um uns gekümmert hat.«
»Klingt gut«, sagte ich, obgleich ich fand, dass er schon ein bisschen snobistisch klang. Die Schmetterlinge in meinem Bauch beruhigten sich langsam.
»Sieh mal an, du trägst eine Jeans. Nicht gerade Bürokleidung.«
»Dies ist kein geschäftliches Meeting.«
»Stimmt. Du siehst gut aus.«
Ich errötete, als die Schmetterlinge sich heftig zurückmeldeten. »Hey, woher wusstest du übrigens meine Adresse?«
»Ich habe sie von der Gruppenliste. Nancy, Chicks Sekretärin, gibt dir alles, wenn du sie freundlich darum bittest.«
»Dann stellst du mir also nach.«
»Jemandem nachzustellen beinhaltet, dass die Aufmerksamkeit unerwünscht ist. Du bist hier, also bin ich kein Stalker.«
»Na gut.« Ich lächelte.
»Was hättest du sonst heute Abend gemacht, wenn wir uns nicht auf einen Drink getroffen hätten?«
»Ich habe mit mir gekämpft, ob ich joggen gehen sollte, aber sonst nichts weiter.«
»Joggst du häufig?«
»Ja. Ich jogge gern, es entspannt mich. Ehrlich gesagt, bin ich früher viel öfter gelaufen, aber ich finde kaum mehr Zeit dafür, seit ich so oft so lange arbeite. Ich weiß nicht, wie alle anderen es schaffen, diesen Job zu managen und in Form zu bleiben. Bis ich im Fitnessstudio angekommen bin, sind meine Lungen wahrscheinlich explodiert.«
»Ja, du solltest dir möglichst die Zeit dafür nehmen. Es macht einen großen Unterschied.«
»Was?«
»Sport zu treiben, sich zu bewegen. Im Büro wird sehr viel gegessen, und besonders für Frauen ist es geradezu absurd leicht, zuzunehmen.«
»Proud Mary«, schmetterte es aus der Musikbox. Ich mag laute Musik, sodass es mich normalerweise nicht gestört hätte, aber vielleicht sollte ich den Barmann bitten, sie leiser zu drehen. Es hatte nämlich gerade so geklungen, als hätte Will mich fett genannt, was ja mehr als verrückt wäre. Ich meine – welcher Mann lädt schon eine Frau auf einen Drink ein und sagt ihr, dass sie fett ist? Besonders wenn sie Größe 36 hat. Na gut, manchmal auch 38. Aber ich habe zwei Kleider von Diane von Furstenberg und eine Hose von J.Crew in Größe 36. Ich trage die Sachen ziemlich häufig.
»Wie bitte?«, fragte ich zweifelnd.
»Nichts! Das ist uns allen am Anfang passiert. Es ist unmöglich, am Desk zu arbeiten und nicht zuzunehmen. Ich meinte nur, dass du lieber weiterhin Sport treiben solltest so oft du kannst. Das ist alles.«
Ich verlor plötzlich das Interesse an meinem Light Bier. In wollte nur noch die Bar verlassen, nach Hause gehen und Sit-ups machen. Ich stellte mein Glas hin.
»Nun sei doch nicht so empfindlich! Du siehst toll aus. Ich wollte dich nicht verärgern. Vergiss, was ich gesagt habe.«
Ich nahm an, dass ich zwei Möglichkeiten hatte: Ich könnte genau das Mädchen sein, das einen Aufstand wegen jeder Kleinigkeit machte und einem jedes Vergnügen madig machte, oder ich könnte es vergessen und unbekümmert tun. Ich hielt es für das Beste, unbekümmert zu sein, mein Bier zu trinken und morgen nichts außer Soda-Cracker zu essen und mich am Laufband festzuschnallen, bis mir schlecht wurde.
Es setzte unbehagliches Schweigen ein, bis er sagte: »Tut mir leid, dass ich ins Fettnäpfchen getreten bin. Ich meinte es nicht so, ehrlich. Verzeihst du
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