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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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versuchte, ruhig zu bleiben. Keine Panik. Keine Panik. Es gibt eine Erklärung dafür. Niemand würde so etwas absichtlich irgendjemandem antun. Ich habe Folgen bei Jerry Springer gesehen, wo Menschen mehr Mitgefühl zeigten. Es gibt eine Erklärung, und solange du nicht das Gegenteil hörst, gilt: im Zweifel für den Ange klagten. Das Wichtigste ist, dass du auf keinen Fall in Panik gerätst.
    Gegen zehn Uhr war ich in Tränen aufgelöst, saß auf meiner Fensterbank, rauchte und kaute Nägel, bis meine Maniküre ruiniert war. Ich starrte auf mein Handy, wartete darauf, dass es klingelte, aber es blieb still. Irgendwie weigerte sich mein Verstand immer noch, die Möglichkeit, dass Will mich versetzt hatte, zu akzeptieren.
    Um Viertel vor elf piepte endlich mein Handy. Vielleicht sollte ich mich geehrt fühlen, dass er sich schließlich doch noch die Zeit nahm, auf eine meiner vielen SMS ’ zu reagieren oder auf die Handvoll Anrufe, die direkt auf der Mailbox gelandet waren. Ich klappte mein Handy mit einer Mischung aus Angst und Spannung auf. Bis ich die Nachricht las, dann war mir nur noch elend zumute.
    SMS VON PATRICK, WILLIAM:
    TUT MIR WIRKLICH LEID, ABER ES GEHT MIR NICHT GUT. SCHAFFE ES HEUTE ABEND NICHT. MEINE SCHULD, HAPPY BIRTHDAY.
    Happy Birthday? Meine Schuld? War das sein Ernst? Dies war sehr schnell der am meisten enttäuschende, verletzende, deprimierende Geburtstag meines Lebens geworden. Ich wusch mir das sorgfältig aufgetragene Make-up ab, und das Wasser vermischte sich mit meinen Tränen. Ich schleuderte meine neuen Klamotten auf den Fußboden, schleppte mich ins Bett und nahm mir vor, dort so lange zu bleiben, bis ich Montag wieder zur Arbeit musste. Als Annie sich um elf per SMS erkundigte, ob ich einen Wahnsinnsspaß habe, antwortete ich:
    BIN ZU HAUSE. ARSCHLOCH.
    Ich vergrub mein verheultes Gesicht unter meinen Kissen und verfluchte im Stillen den Tag, an dem er geboren war. Es liegt ein schwacher Trost in dem Wissen, dass es nach Erreichen des Tiefpunkts nur wieder aufwärts gehen kann.
    Es sei denn, du bist so tief gesunken, dass du ebenso gut in einem Nudelladen in China hocken kannst.
    Am nächsten Morgen versuchte ich, das Klingeln meines Doormans zu ignorieren, aber als mein Telefon einfach nicht wieder aufhörte zu klingeln, zwang ich mich schließlich, ranzugehen. Annie war in der Lobby und hatte nicht vor, wieder zu gehen. Ich öffnete ihr die Tür noch im Pyjama, und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, sah ich genauso schlecht aus, wie ich mich fühlte. Bisher ließ sich mein Vierundzwanzigster fantastisch an.
    »Du liebe Güte«, sagte sie und nahm mich ganz fest in die Arme. »Er sollte erschossen werden, Al. Mit einem Gewehr … aus ganz kurzer Entfernung … mitten ins Gesicht.«
    Ich nickte.
    »Was hatte er für eine Entschuldigung?«
    »Er fühlte sich nicht wohl.«
    »Was soll das heißen, er fühlte sich nicht wohl? Hatte er Milzbrand? Die Beulenpest? Alles andere ist absolut inakzeptabel.«
    »Ich weiß«, schluchzte ich.
    Sie spähte auf meine Hände. »Was ist mit deiner Maniküre passiert?«
    Ich starrte auf meine Nägel, die ich bis auf die Haut abgenagt hatte. »Ich weiß nicht«, wimmerte ich. »Ich nehme an, dass ich sie gestern Abend abgekaut habe. Es hätte schlimmer sein können. Ich hätte versuchen können, mir mit meinem Korkenzieher die Pulsadern aufzuschlitzen.«
    »Als Erstes werden wir diese Hände in Ordnung bringen. Komm schon, das geht auf meine Rechnung. Ich brauche sowieso eine Maniküre.«
    Ich wollte nicht aus der Wohnung gehen. »Ich möchte keine Maniküre. Von allen Dingen, die bei mir in Ordnung zu bringen sind, steht Nagelpflege nicht gerade an erster Stelle.« Ich setzte mich auf die Couch und zog mir eine Decke über die Beine. Obgleich ich es absolut nicht wollte, fing ich an zu schluchzen. Annie setzte sich neben mich.
    »Es tut mir so leid, Alex! Ich weiß, wie sehr du dich auf gestern Abend gefreut hast. Er ist es nicht wert. Du wirst jemanden finden, der viiiiiiiiiiiiiiiel besser ist.«
    »Einfach alles spricht dagegen«, heulte ich. »Ich glaube, ich sende eine Art Signal aus, auf das nur ernsthaft gestörte Typen und Hunde reagieren. Jeder, mit dem ich mich verabrede, ist ein Arschloch, Annie, jeder einzelne. Kann ich mich denn nie in einen netten Typen vergucken?«
    »Dich reizen einfach die falschen Dinge. Und die netten Typen hältst du für Weicheier.«
    »Ich habe mich so bemüht, nicht irgendwann als Fußabtreter zu enden,

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