Alleinerziehend mit Mann
reisen) und fing an, für Sophie zu packen.
Mein Mann brach dann fast unter dem World-Traveller-Rucksack zusammen. Aber Gott sei Dank war er zu beladen, um mich anzuknurren. Ich küsste ihn auf die Wange, tröstete ihn damit, dass einen Rucksack zu tragen bei Bandscheibenvorfällen viel besser ist als schwere, einseitig belastende große Koffer. Ich umarmte Sophie zum Abschied, wünschte den beiden viel Spaß auf dem Berg und machte es mir auf dem Sofa mit einem Krimi bequem.
Als die beiden Sonntagabend wiederkamen, hatte Sophie noch die gleichen Sachen an wie am Freitag, als sie mit ihrem Papa und den anderen losgezogen war. Der World-Traveller-Rucksack war nicht angerührt worden. Sophie roch wie ein kleiner Iltis. Und sah auch so aus. Ich habe eine Zehntelsekunde überlegt, das Kind mitsamt den Klamotten in die Waschmaschine zu stecken. Aber das geht natürlich nur im Schonwaschgang.
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18. Wäsche und Worte
D ass ich die Wäsche alleine mache, ist ja wohl klar. Das ist der einzige Bereich im Haushalt, den keine Frau freiwillig teilen will. Außer sie hat den weißen Riesen als Mann. Jede vernünftig denkende Frau, die ich kenne, macht die Wäsche selbst. Wenn man an seiner kleinen Seidenbluse von Karl dem Großen (nachgemacht bei Zara für 29 , 90 Euro natürlich) hängt und sie nicht nach der ersten Wäsche, die der Mann gemacht hat, direkt an die Barbiepuppe der Tochter weiterschenken will, dann macht Frau die Wäsche selbst. Komplett. Ich kenne einfach keine Frau, die Grünbraunbrenzlig (oh – tut mir leid – da war wohl irgendwo eine schwarze Socke) als neue Modefarbe für ihre gesamte Garderobe wirklich zu schätzen wüsste.
Also ich mache die Wäsche. Alleine. Ich bin nicht stolz darauf. But a girl’s got to do what a girl’s got to do. Ich meine, ich übernehme die Wäsche, und mein Mann übernimmt dafür andere Aufgaben im Haushalt. Also er übernimmt dafür zum Beispiel … also er übernimmt dafür … Ach, egal, irgendwas wird er dafür schon übernehmen. Aber etwas Mithilfe auch im Wäschebereich wäre durchaus wünschenswert. Mit Wäschebergen muss man ja genauso vorsichtig umgehen wie mit den echten Bergen. Ganz schnell können Hemden, Handtücher und Hosen sich in eine Lawine verwandeln und ganze Frauen für immer unter sich begraben.
Also sage ich meinem Mann klar und deutlich, dass dreckige Unterhosen grundsätzlich in diesen weißen Plastikkorb neben der Badewanne gehören. Und nicht davor, nicht daneben und nicht zwölf Meter weit entfernt. Also genau genommen sage ich: »Schatz, es wäre sehr nett, wenn du deine Unterhosen in Zukunft nicht neben dem Wäschekorb, sondern gleich direkt in den Wäschekorb wirfst. Wäre wirklich ganz reizend. Danke.«
Man hat ja nicht umsonst ein paar wirklich informative und intelligente Bücher zum Thema Partnerschaft gelesen. Ich-Botschaften sind das ganze Geheimnis perfekter Beziehungskommunikation. Nie, nie, nie im Leben darf man sagen: »Schmeiß gefälligst deine dreckigen Unterhosen nicht auf den Boden, du …« Das ist ganz schlecht. Für das Karma. Für die Beziehung. Für die Unterhosen. Obwohl – irgendwo habe ich mal gelesen, dass das Gehirn von Männer irgendwie vollkommen anders als das von Frauen strukturiert ist und man deshalb dem Mann nur ganz einfache, klare Botschaften senden muss. Also in der Art von »Du Unterhose werfen in Wäschekorb«.
Ich weiß nicht, ob das die wirklich richtige Art ist, mit einem Mann zu kommunizieren. Muss ich mal mit meinen Freundinnen besprechen. Aber egal. Ich sage also den Satz mit dem Schatz, und mein Mann, der dabei wie immer die Zeitung liest, nickt. Ja, klar, wird gemacht.
Einmal im Jahr wirft er dann die Unterhose auch wirklich in den Wäschekorb. Ich bin stolz auf mich – Worte bewegen also Unterhosen. Großartig. Aber irgendwo in mir gibt es eine kleine gemeine Stimme, die meint, einmal im Jahr sei zwar schon guter Durchschnitt, könne aber nicht als durchschlagender Erfolg gewertet werden. Diese kleine Stimme wird leider von Tag zu Tag lauter und lauter. Ich sag’s ja, die Macht der Worte.
Jeden Tag, wenn ich ins Bad gehe und eine weitere traurige kleine Unterhose neben dem Wäschekorb liegen sehe, wird die Stimme in mir unverschämter und lauter. Und die Worte, die diese Stimme sagt, sind nicht immer so, dass ich sie hier niederschreiben könnte. Und die Stimme wird lauter und lauter und lauter, und irgendwann halte ich es nicht mehr aus, und ich höre mich schreien:
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