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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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Kleinen werden davon völlig irritiert und schließlich verunsichert, womöglich für den Rest ihres Lebens! Was, wenn sie deshalb nie eine gute Beziehung finden werden?
    Gut, dass die Ampel gerade Rot zeigt. Ich werde meine Aussage korrigieren. »Also, hört mal zu … ich … ja, ich meine, mich bedrückt schon etwas, aber das ist nur eine Kleinigkeit, das wird schon wieder gut!«, gestehe ich in pädagogisch wertvoller Ehrlichkeit.
    »Ui!«, ruft Lukas. Er hat einen Oldtimer gesehen.
    »Da!«, ruft Eva, die ihre Freundin auf der anderen Straßenseite entdeckte.
    Meine Bedrückung und Ehrlichkeit ist im Straßenlärm untergegangen. Ist vielleicht auch besser so. Was hätte ich denn auch sagen sollen, wenn die Kinder nach dem »Warum« gefragt hätten? Was ich mir selbst kaum erklären kann, geschweige denn meinem Mann, würde ich den Kleinen doch nie und nimmer kindgerecht vermitteln können: Es geht um dreißig Zentimeter Stellplatz-Verschiebung eines Küchengeräts!
     
    Im Büro bringt mir meine kinderlose Kollegin einen Cappuccino mit und lästert über die lieblose Kaffeezubereitung der Deutschen. Sie selbst holt sich die französische Röstung ihrer Bohnen von einem kleinen, aber ganz feinen Laden vom Land. Zubereitet wird ihre kolumbianische oder französische Röstung in einer silbernen Espressomaschine einer bekannten italienischen Firma auf dem Herd, mit von Hand aufgeschlagener Milch. Einer dieser Cappuccino-Automaten, die nie genügend Druck hätten, außer natürlich die Profi-Maschinen der italienischen Baristas, käme ihr nie und nimmer ins Haus. Und außerdem: Sie hasse es, wenn die
Arbeitsplatte in der Küche so vollgestellt sei.
Irgendwie wirke das doch prollig, ein typisches Zeichen für den mangelnden Wert, den wir dem Essen, unserer Kultur, beimessen. Keiner nehme sich mehr Zeit für die kulinarischen Genüsse!
     
    Der Chef ruft, Meetings, Telefonate, eilige Terminsachen, ich schaff’s gerade noch, um rechtzeitig zum Kindergarten und zum Hort zum Abholen zu kommen, gehe mit den Kindern noch frisches Obst und Gemüse einkaufen. Eine verhinderte Apfelschlacht zwischen Eva und Lukas lässt mich schnell für das nächst greifbare Gemüse entscheiden. Jede Mutter hat Improvisationstalent, auch, was kulinarische Dinge betrifft. Schließlich sind wir im Gegensatz zu den kinderlosen Kollegen auch wesentlich besser organisiert und haben immer einen Vorrat an Grundnahrungsmitteln daheim, mit denen sich im Nu Standardgerichte zaubern lassen. Ha! Was ist das eigentlich für ein Getue ums Essen! Die Kinderlosen haben einfach zu viel Zeit und keinen anderen Lebensinhalt, als irgendwelchen Starköchen nachzueifern. Zur Belohnung dieser Erkenntnis kriegen Eva und Lukas an der Kasse auch noch einen unpädagogisch wertvollen Schokoriegel von mir spendiert. Der Nebeneffekt wie immer: Jeder Schokoriegel gibt mir fünf Minuten für mich. Fünf Minuten, in denen ich überlegen kann, was ich denn nun heute »zaubere« oder aber warum mir irgendwas am Mutter-Los nicht passt. Ich entscheide mich für die pragmatischen Überlegungen. Karottengemüse und Fischfilet liegt im Wagen, also werde ich diese neue Kombination wagen.
    Daheim wird ausgepackt, Wäsche aussortiert, die Hausaufgaben kontrolliert und für Evas morgigen Kindergartenflohmarkt um nicht mehr benötigtes Spielzeug gestritten. Dann sinkt sogar der Energiepegel der Kleinen, sie beschäftigen sich still, und ich werde jetzt kochen, für die Familie noch eine gesunde und wohlschmeckende Mahlzeit zaubern.
     
    Doch plötzlich steht sie wieder vor mir: die Kaffeemaschine, viel zu prominent zwischen Spüle und Herd. Mich überfällt die Frage, ob ich wirklich heute und jetzt für diesen Mann ein Essen zubereiten soll, der einfach so, völlig rücksichtslos, dieses Gerät an einem Ort plaziert, den ich zum Gemüseschneiden, Waschen und als Ablage brauche. Ich soll also für einen Mann »zaubern«, der nach zwölf Ehejahren samt zehn gemeinsamen Kinderjahren noch nicht bemerkt hat, dass ich alle Küchengeräte immer so weit wie möglich in die Ecke schiebe und stets bemüht bin, die Arbeitsplatte so frei wie möglich zu halten; dass ich Flaschensterilisatoren und Milchflaschenwärmer so schnell wie möglich entsorgte, als man sie nicht mehr brauchte; dass ich mich vehement gegen einen klobigen Brotkasten wehrte, den Alex für die Küche forderte, und mit aller Kraft für die »Ästhetik des Unverstellten« gegen das »Praktische« argumentierte. Und für so

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