Alleinerziehend mit Mann
Zeugs? Im Urlaub? Zum einen liegt es daran, dass mein Mann auch ohne Make-up, Wimperntusche, Tag- und Nachtcreme etc. einfach viel besser aussieht als ich. Und deswegen das ganze Zeugs erst gar nicht mitnehmen muss. Das ist schon gemein. Lässt sich aber nicht ändern. Zum anderen bin ich einfach eine Frau. Da dieses Buch ja wohl in der Hauptsache von Frauen gelesen wird, muss ich das bestimmt nicht weiter erklären.
Aber ich bin ja auch noch Mutter. Und mit der Ankunft von Sophie ist mein ohnehin nicht leichtes Reisegepäck explodiert. Eine wirklich kritische Masse hatte es gleich am Anfang erreicht, als Sophie noch ein Baby war. Unglaublich, was ich da alles mitschleppen musste: Maxi-Cosi, Kinderwagen, Wickeltasche, Flaschen, Flaschennahrung, Windeln, Feuchttücher, Strampler, Bodys, Söckchen … und das nur bei einem Kind.
Mit einem Baby reist man nicht, mit einem Baby zieht man um. Ich könnte das Buch jetzt wahrscheinlich bis zur letzten Seite mit einer detaillierten Auflistung des Reisegepäcks für Babys und Kleinkinder füllen.
Mein Mann war auch nach Sophies Ankunft vor jedem Urlaub wie immer in dreiundzwanzig Minuten und fünfzehn Sekunden fertig. Und dann stand er da und sagte stolz: Erster! Bin schon fertig mit Packen! Und ich sagte müde: Ich brauche noch drei Tage. Und vier große Koffer. Und fünf Caffè latte.
Mein Mann versteht das nicht. Wie kann man nur so lange packen? Und so viel? Kopfschüttelnd setzt er sich schließlich ermattet auf sein kleines Köfferchen, um mir beim Packen zuzuschauen und ab und zu ein »Geht das nicht etwas schneller? Der Flieger wartet nicht auf uns« oder ein »Wenn du noch länger brauchst, kannst du gleich wieder auspacken, denn dann ist der Urlaub schon vorbei« zuzurufen.
Ich knurre ihn dann nur im Vorübergehen an, während ich einen Stapel frisch gebügelter Wäsche in einen der Koffer packe.
Wie jede Mutter weiß: Die Wochen vor den kostbarsten Wochen sind die stressigsten Wochen.
Warum ich für mich und auch für Sophie packe, wo mein Mann doch so viel schneller im Packen ist? Nun, das liegt zum einen dran, dass mein Mann bis heute nicht weiß, wo Sophies Strumpfhosen sind (siehe Kapitel »Fragen über Fragen«), zum anderen liegt es genau daran, dass mein Mann so viel schneller packt als ich.
Einmal kam ich auf die glorreiche Idee, ihn doch alleine für Sophie packen zu lassen. War eine wirklich gute Gelegenheit: Er und zwei andere Väter wollten ein Papa-Kinder-Wochenende in den Bergen machen. Super. In einer Hütte. Nur mit Holzofen. Plumpsklo im Freien. Die Kinder waren fünf. Es war November. Es war Schnee gemeldet. Minus fünf Grad. Die Hütte lag auf neunhundert Metern.
Mein Mann stand nach vierundzwanzig Minuten und zwanzig Sekunden mit seinem kleinen Rucksack vor mir. Nein, diesmal ausnahmsweise kein Bordköfferchen. Der Rucksack war noch kleiner als ein Bordköfferchen. Der würde für mich gerade mal für einen Kurztrip in die Innenstadt reichen. Aber für ein Wochenende mit einer Fünfjährigen bei Minusgraden war er eindeutig etwas, nun ja, nennen wir es mal »klein« geraten.
Ich blickte meinen Mann an.
»Und wo ist der Rest?«
»Welcher Rest?«
»Wo ist Sophies Schneeanzug?«
»Den kann sie doch gleich für die Reise anziehen.«
»Wo sind die Hausschuhe?«
»Keine Ahnung, wieso braucht sie so was?«
»Wo ist der Schlafanzug?«
»Den kann Sophie doch unter dem Schneeanzug anziehen, wir kommen eh so spät los, und bis wir oben auf der Hütte sind, müssen die Kinder sowieso gleich ins Bett.«
»Und wo sind die Unterhosen?«
»Eine hab ich dabei … hier.« Mein Mann zeigte stolz auf eine Außentasche seines Rucksacks.
»Ihr bleibt aber drei Tage.«
»Na, eine hat sie ja an, und Sonntag kommen wir ja schon wieder, da kann sie ja dann eine frische anziehen, wenn wir wieder herkommen.«
»?? Und wo ist die Skiunterwäsche??«
»Wieso braucht sie Skiunterwäsche?«
»Minus fünf Grad. Neunhundert Meter.«
»Wir werden heizen.«
»Aber doch wohl nicht die ganzen Alpen. Und wo sind die T-Shirts zum Wechseln und die Strumpfhose und die Socken und die Wind-und-Wetter-Creme und … … ach vergiss es … du wartest hier, bis ich wieder da bin.«
Mein Mann setzte sich auf sein kleines Rucksäcklein. Er seufzte tief.
Ich ging in den Keller, holte meinen alten World-Traveller-Rucksack hervor (dreißig Kilo Fassungs-Volumen – keine Ahnung, wie ich es mal geschafft habe, mit so kleinem Gepäck wochenlang durch Asien zu
Weitere Kostenlose Bücher