Alleinerziehend mit Mann
sie mir schon längst vererben, die wird dir sicher gefallen.«
Mein Mann greift zum Telefon, ruft seine Mutter an und spricht weit über eine Stunde mit ihr.
Ich sehe mir währenddessen ganz zusammenhanglos das teuerste Service in unserem Küchenschrank, die Couch, den Küchenmesserblock und das Bücherregal an.
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28. Guter Rat
W ährend der ersten Schwangerschaft kaufte ich mir
Wie Leben entsteht, Mein Schwangerschaftstagebuch, Ich bin schwanger!, Schwangerschaft – von der Befruchtung bis zur Geburt, Alles über die Schwangerschaft, Ernährung in der Schwangerschaft
sowie
Vornamen von A bis Z, Die schönsten Vornamen
und
Vornamen aus allen Kulturen.
»Schön, was du alles liest und wie ernst du das nimmst!«, meinte mein Mann, legte den Arm um mich und blätterte mit mir das Vornamenbuch durch. Auch den Fotoband über das werdende Leben sahen wir uns dicht an dicht auf der Couch zusammen an. Eine nähere Beschäftigung mit den körperlichen Vorgängen der Schwangerschaft waren hingegen »nicht so seine Sache«.
Nach der Entbindung von Lukas bestellte ich in der Buchhandlung
Jedes Kind kann schlafen lernen, Gesunde Ernährung für Kleinkinder, Jedes Kind kann Regeln lernen, Stillen leicht gemacht, Die Entwicklung des Babys im ersten Jahr, Warum wir alle Tyrannen werden
und
Wie das Leben unserer Kinder gelingt.
»Das musst du lesen!«, empfahl ich Alex den letztgenannten Titel. »Wann?«, fragte er und sah mich mit großen Augen an. Er hätte ja ohnehin für gar nichts mehr Zeit. Nach der Arbeit würde ich mit Baby und Ansprüchen auf ihn warten. Und die kostbaren Minuten mit Lukas seien doch nicht mit einer Lektüre aufzuwiegen!
Mit Evas Geburt gesellten sich zu meinem Bücherregal:
Geschwister zwischen Liebe und Rivalität, Der kleine Fuchs kriegt ein Geschwisterchen, Geschwister
und
Die längste Beziehung des Lebens – Geschwister.
Nach Eifersüchteleien und Streitereien zwischen den Kindern machte ich meinen Mann auf die Ratgeber aufmerksam. Damit ließe sich einiges im Handumdrehen lösen.
»Ich brauche doch keine Ratgeber!«, empörte sich Alex. Er vertraue seinem gesunden Menschenverstand. Nein, Vorschriften, gar noch in der Erziehung, lasse er sich wirklich nicht machen! Gekränkt dachte ich an den Titel
Die verschwindende Rolle der Männer in der Erziehung
und zog mich schmollend zurück. Ha, mein Mann schätzt Erziehungsarbeit, für die ich in erster Linie zuständig bin, nicht wert. Ergo respektiert er auch
mich
nicht. Ganz zu schweigen von dem pädagogischen Dilettantismus, unter dem seine Kinder zu leiden haben!
Zwischendurch erstand ich
Kochen für Kinder, Das große Gesundheitsbuch für Kinder mit praktischen Tipps der Naturheilkunde, Guter Rat für Kinder muss nicht teuer sein, Gesunde und schmackhafte Vollwertkost für Kinder, Impfkompass für Kinder. Hintergründe und Fakten, Systemische Familientherapie, So esse ich auch Spinat – raffinierte Rezeptideen für Kinder, So bleibe ich für meinen Mann attraktiv – Tipps für Mütter
und
Kinderkrankheiten von A bis Z.
Da ich für Kinderkrankheiten, Ernährung und Familienvorsorge längst von Alex zur »Expertin« geadelt worden war, versuchte ich erst gar nicht mehr, meinem Mann einen dieser Titel vorzuschlagen.
»Wie gut du dich mit all dem auskennst!«, hörte ich bisweilen, wenn ich über den Sinn oder Unsinn eines Wadenwickels bei Fieber referierte.
Nach einem Gespräch mit den Erzieherinnen im Kindergarten über Lukas’ unerklärliche Verhaltensauffälligkeiten kaufte ich
Ist mein Kind hochbegabt?
und
Jungs brauchen Männer – Die Übermacht weiblicher Erzieher.
Um Eva nicht zu vernachlässigen, lag als Beikauf
Die neuen Mädchen
und
Coachingbuch für starke Mädchen
im Korb.
Nein, Lukas ist nicht hochbegabt, stellte sich nach der Lektüre des Ratgebers heraus. Zudem: Das Coachingbuch für Mädchen und
Jungs brauchen Männer
widersprachen sich inhaltlich komplett und brachten mich zum Grübeln. Sind jetzt Mädchen oder Jungen in unserer Gesellschaft benachteiligt? Worauf sollte ich zuerst achten? Oder abwechselnd Lukas und Eva zum Zug kommen lassen, so wie ich auch bei Kochrezepten mal nach Gusto der verschiedenen Familienmitglieder variiere? Was ist davon zu halten, wenn ein Experte behauptet: »Kümmern Sie sich um die Jungs! Schon jetzt erleben sie im Schulsystem deutliche Nachteile!« Und der andere Experte fordert: »Mädchen werden in der Gesellschaft und Schule immer noch benachteiligt. Stellen Sie sich
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