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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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ziehe ich die entsprechende Seite heraus.
    »Warum Männer nicht bügeln – neue Studien zum Verhalten und der Identität von traditionellen und modernen Männern«. Unglaublich, denke ich bei den ersten Sätzen.
    Mit Tee und Schokocremebrot bei Zeitungslektüre zelebriere ich ein vorgezogenes Frühstück, um die ersten Sätze noch einmal und den ganzen Artikel zu Ende zu lesen.
    Unglaublich! Unglaublich! Unglaublich! Da steht ja mein ganzes Leben in einem Zeitungsartikel!
    Da steht: »Im Vorbewusstsein der Menschen werden die traditionellen Rollenmuster in Bezug auf die Frauen oft reflexartig aktiviert. Eltern wissen aber auch, dass eine gute Mutter heute anders sein muss als vor dreißig oder fünfzig Jahren. Pädagogik, Rollenbilder sowie das gesellschaftliche Umfeld haben sich massiv verändert. Der Wunsch von Frauen nach Berufstätigkeit wird kaum mehr als Auswuchs egozentrischer Selbstverwirklichungsbedürfnisse diskreditiert. … In Bezug auf Männer verliert das klassische Ernährermodell seine Legitimation. Die Anforderungen an Männer beziehen sich auf Relativierung seiner starken beruflichen Orientierung und stärkeren praktischen Verantwortung für die Familie.«
    Am liebsten würde ich die Sätze auswendig lernen und sie in ein paar Stunden meinem Mann am Frühstückstisch vorsagen. Aber, ach was, das wäre doch albern. Stattdessen lege ich ihm den Artikel an seinen Frühstücksplatz. Mit einem roten Marker umrande ich den genialen Bericht.
    Entspannt und versöhnt schlafe ich bald darauf ein. Ja, auch mein Mann hat es nicht leicht, die Rollenbilder sind einfach solchen Veränderungen unterworfen, wer kommt da schon leicht damit zurecht, wer blickt da noch so einfach durch? Und wenn neunundneunzig Prozent der Bügelarbeit die Frauen machen, dann befinde ich mich doch in guter Gesellschaft und habe nicht das Los des einzigen noch verbliebenen Machos im Lande gezogen!
     
    »Mama, Mama!«, weckt mich Eva in der Früh. »Du hast verschlafen! Wir haben aber schon mit Papa gefrühstückt, und er bringt uns heute in den Kindergarten und in die Schule. So kommst du noch rechtzeitig in die Arbeit! … Und Papa hat schon mit uns gebastelt!« Eva strahlt über beide Ohren, ich lächle sie verschlafen an.
    Tatsächlich trägt Eva eine aus Zeitungspapier gebastelte Krone.
    Alex ruft zur Schlafzimmertür herein: »Wir haben es eilig, Liebling, tschüss bis heute Abend!«
    Auch Lukas kommt noch herein, drückt mir ein Bussi auf die Wange und strahlt unter seinem aus Zeitungspapier gebastelten Piratenhut hervor.
    »Moment!«, rufe ich Lukas nach, doch er hört mich schon nicht mehr.
    Habe ich richtig gesehen? Trug er einen Piratenhut mit einem rot umrandeten Artikel?
    Die Tür fällt zu. Es ist still. Ich stehe auf.
    Meinen Hinweis-Artikel finde ich nirgends mehr. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob Alex ihn vor der Bastelstunde beim Frühstück gelesen hat und mich deshalb länger schlafen ließ, oder ob der Zufall blind ist und auch meinen Mann aufsuchte. Abends werde ich dezent nachfragen.
     
    Lukas hat einen Sportunfall, Eva wieder Bauchweh, mein Bürotag endet mittags. Bis Alex heimkommt, habe ich zwischen Krankenhaus und Beschwichtigung meines Chefs die Frage nach der Fortbildung via Zeitungslektüre vergessen. Erst abends im Bett fällt sie mir wieder ein, aber da schläft mein Mann ausnahmsweise schon. Ich schreibe mir einen Zettel und lege ihn auf meinen Frühstücksplatz.
    »Ach so, der Artikel …«, antwortet mein Mann am nächsten Morgen brummig und schaut von der Lektüre des Auslandteils beim Frühstück auf. »Glaub doch nicht alles, was auf dieser pseudowissenschaftlichen Wissensseite steht!«
    Seit diesem Tag lege ich ihm jede Woche die Bügelwäsche aufs Bett mit der Begründung, alle Statistiken seien gefälscht und wir eine Ausnahmefamilie, in der der Mann freiwillig bügele. Mein Mann greift zwar nicht zu diesem heißen Eisen, aber er legt mir seither keine Ausschnitte aus der Wissensseite mehr hin, sondern vielmehr Artikel, die meinen Beruf streifen. Heimlich, wenn ich mal nicht schlafen kann, durchsuche ich nun manchmal den Altpapierstapel nach Berichten über Ernährungs-, Haushalts- und Familienbelangen, um mich up to date zu halten. Noch besser: Eine befreundete Mutter hat nun eine Gruppe bei Facebook zum Thema eröffnet, und ohne langes Suchen erhalte ich die wichtigsten Informationen zu all diesen Belangen. Das aber verheimliche ich meinem Mann, niemals soll er davon

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