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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Strahlen der Rasensprenger rannten. Im Augenblick herrschte Bewässerungsverbot. Aber allmählich ging es ums Überleben für Pflanzen, Tiere und Menschen. Ein Strahl wurde auf die Straße gerichtet, über eine niedrige Hecke hinweg, und traf sein Auto. Er spürte die plötzliche Kraft des dünnen Wasserstrahls, die Kühle, hörte das Lachen eines Kindes.
    Wide nahm den Geruch nach gegrilltem Fleisch wahr.
    Plötzlich wurde ihm übel.
    Im Schatten vom Skytteskogen konnte er zum ersten Mal wieder normal atmen, und als er auf die Dag-Hammarskjöld-Umgehung einbog, hatte sein Körper etwas Widerstandskraft gegen die Hitze gesammelt.
    Sie hatte ruhig und kontrolliert gesprochen, aber mit verhaltener Verzweiflung in der Stimme, die Worte hatten sich in einem wilden Haufen am Ende der Sätze geballt. Irgendwo in dem Haufen befand sich auch ihre Adresse. Sie musste sie wiederholen.
    »Das klingt, als sei es ein Fall für die Polizei.«
    Nachdem er in etwa begriffen hatte, was sie wollte, fragte er sich, warum sie ausgerechnet ihn angerufen hatte.
    »Ich will keine Polizei.«
    »Das ist deren Job.«
    »Ich hab Sie nicht angerufen, um mir von Ihnen sagen zu lassen, ich soll mich an die Polizei wenden.«
    »Im Augenblick bin ich nicht in Form, jemandem zu helfen. Nicht mal mir selber.«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Ihren Namen kenne ich.«
    »Falls es am Geld liegt.«
    »Für das, was Sie wollen, reden Sie ganz einfach mit der falschen Person.«
    »Sind Sie kein . Detektiv?«
    »Ich bin Privatdetektiv. Wissen Sie, was ein Privatdetektiv macht?«
    »Deswegen hab ich Sie doch angerufen. Weil ich weiß, was Sie tun.«
    Sie nannte einen Namen. Es ging um einen Job, den er erledigt hatte.
    »Sie waren ... gut. Sie haben verstanden.«
    »Wenn ich gut bin, kommt das daher, weil ich nichts verstehe. An dem Tag, an dem ich verstehe, was ich eigentlich treibe, springe ich vermutlich von der Älvs-borgsbrücke.«
    Er erinnerte sich an den Fall. Die Frau, von der Lea Laurelius gesprochen hatte, wollte sich scheiden lassen. Wide hatte für Beweise der Untreue gesorgt. Seit er Privatdetektiv war, hatte er viele solcher Beweise beschafft. Das war ein ziemlich schmutziger Job. Den meisten Dreck wusch er mit Schnaps ab.
    »Selbst wenn dies außerhalb Ihres normalen . Jobs liegt, hoffe ich, dass Sie bei mir eine Ausnahme machen.«
    Die Verzweiflung in ihrer Stimme nahm zu. Er hörte auch noch etwas anderes heraus. Was war es? Angst?
    »Wenn Sie keine Polizei im Haus haben wollen, gibt es denn keinen Freund, den Sie anrufen können? Oder eine Art . Dienst, Sozialdienst?«
    »Ich habe versucht, meinen Mann anzurufen.«
    In diesem Moment fiel ihm der Name ein. Der Mann, dessen Vornamen er vergessen hatte. Er tauchte oft am Rand von etwas zweifelhaften Geschäften auf. Wide hatte schon früher Einsicht in Akten von Wirtschaftsvergehen gehabt. Im Hause Laurelius gab es also auch keine Ethik. Auf diese Weise hatten sie etwas gemeinsam. War er wirklich genügend in Form, um herauszufinden, was die Frau eigentlich wollte? Brauchte er Geld? Auf beide Fragen war die Antwort ja.
    »Okay«, sagte er in den Hörer, »ich komme.«
    Jetzt war er hier, in der stilvollen Welt. In Hoväs besaßen die Einwohner genügend Geld, um sich gegen die Sonne zu schützen. Überwiegend hatten sie auch genügend Geld, um sich gegen den schmutzigen Teil der äußeren Wirklichkeit zu schützen. Er fuhr durch stille Straßen, an ordentlich gestutzten Hecken und hohen Mauern entlang, ein Stück dahinter Häuser, schöne Häuser, die nicht unbedingt ewiges Glück bedeuteten, aber den Weg dorthin zu erleichtern schienen.
    Geld half nicht immer gegen eine innere Wirklichkeit. Jonathan Wide war kein Kommunist, eigentlich fand er, er stehe ein Stück außerhalb der Gesellschaft. Seine eigene Ethik war seine Privatangelegenheit, für die er kritisiert worden war . jeder Mensch braucht ein soziales Gewissen . aber eine kleine rote Flamme von Klassengefühl züngelte doch in seinem Inneren, als er an diesen Häusern entlangfuhr.
    Er war schon früher hier gewesen, als Vertreter der äußeren Wirklichkeit. So manches Mal hatte er innerlich rebelliert.
    Er erinnerte sich an eine angetrunkene Frau, die fast einen kleinen Jungen überfahren hatte. Als er kam, schenkte sie sich noch einen Gin ein und verwies nur auf ihren Anwalt.
    Oder drei Jugendliche, die versucht hatten, einen schlafenden Penner anzuzünden. Der Vater eines dieser Jungen war fast gewalttätig geworden. Die Jungs

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