Allem, was gestorben war
er sich nicht genau erinnern konnte, das ihm aber schon einmal begegnet war.
»Sie haben dich betäubt«, sagte er, stellte die Tasse auf den Sofatisch. »Was hast du wahrgenommen, als du zu dir gekommen bist?«
»Um mich herum war Unruhe, wie ein Grollen. Krach. Und dann meinte ich eine Stimme zu hören.«
»Eine Stimme? Hast du Worte verstanden?«
»Nein, eigentlich nicht. Es klang eher wie eine dunkle Melodie ... als ob jemand tief hinten im Hals spräche.«
»Eine tiefe Stimme? Bass? Rollendes R? Jemand aus Schonen, aus Smäland?«
Es gab auch einen göteborgischen Dialekt mit einem rollenden R, in Mölndal, aber auch in anderen Stadtteilen. Er hatte ihn gemocht, bis sich ihm an einem frühen Wintermorgen nach einer entsetzlichen Nacht im Dienst ein Auto auf der Eklandagatan in Schlangenlinien näherte. Er hatte nicht eingreifen können, als das Auto einen jungen Mann anfuhr.
Ohne anzuhalten raste der Wagen davon, Wide warf das Blaulicht aufs Dach und folgte ihm. Erst oben in Guldhe-den war es ihm gelungen, den Wagen zu stoppen. Eher hatte er ihn nicht überholen können. Ein kräftiger Gestank nach Besäufnis und saurem Aufstoßen war ihm entgegengeschlagen, als er die Tür aufgerissen hatte, aber am deutlichsten erinnerte er sich an das rollende R des Fahrers, diesen faszinierenden Dialekt. »Werrr sin Sie, was wollen Sie, verrrdammt«, er hatte den Mann ganz ruhig aus dem Auto gehoben, die Handschellen hervorgeholt und sie um seine Hände auf dem Rücken zusammenschnappen lassen, »ich will meinem Rrrecht-sanwalt sprrrechen .« und dergleichen. Er wusste, wenn er antworten würde, hätte mehr daraus werden können als Worte, und er hasste den Mann und seine Tat viel zu sehr, als dass er es gewagt hätte, ihn mehr als nötig anzurühren.
»Vielleicht wie ein Dialekt. Das war ein Laut, der mir bekannt vorkam.«
»Wie?«
Hatte er ihr nicht zugehört? Wie lange war er abwesend gewesen? Sie griff sich vorsichtig an den plumpen Verband, den er um ihren Kopf gewickelt hatte. »Die Stimmen, es klang wie ein Dialekt.«
Wie lautete noch die Mitteilung auf dem Zettel? HALT ... Finger aus ... Die Finger?
Er hatte noch mehr Fragen, aber er wusste nicht, ob jetzt der richtige Moment war, sie zu stellen, wusste jedoch auch nicht, ob er noch eine Gelegenheit haben würde.
»Xerxes. Das Wort Xerxes. Hast du das schon mal gehört? Oder irgendwas mit xerx?«
»Xerxes .«
»Das war ein persischer Herrscher.« Er hatte es nachgeschlagen.
»Aber ich suche nach einer anderen Bedeutung, glaub ich.«
»Warum suchst du ausgerechnet nach dem Wort?«
Zögernd. Sie wusste, wovon er sprach. Schon als junger Verhörsleiter hatte er gelernt, dass derjenige, der auf eine direkte Frage eine Gegenfrage stellte, häufig Zeit zu gewinnen versuchte.
»Das Wort ist im Zusammenhang mit dem hier aufgetaucht . mit dem, was jetzt passiert ist.«
»Xerxes? Das ist der Name von einer . Holdinggesellschaft, so heißt das, glaube ich. Mein Mann macht mit ihnen Geschäfte. Er hat Xerxes erwähnt . jedenfalls glaub ich das.«
»Dir gegenüber?«
»Nein ... ich hab ihn telefonieren hören ...« Kann er sehen, dass ich lüge? Ich bin eine miserable Lügnerin.
Sie log. Er sah es. Warum verwob sie Wahrheit und Lüge auf diese Weise? War es so offensichtlich, weil es bewusst geschah?
»Wo ist dein Mann im Augenblick?«
»Ich weiß es nicht. Er hat heute Morgen einen Anruf bekommen. Er hat mir nichts gesagt.«
Sie sah jetzt sehr müde aus.
»Ich hab das Auto wegfahren hören.«
Nun sind wir wieder in der Wahrheitsfalle, dachte Wide, bald musste er ihr sagen, dass sie die schlechteste Lügnerin war, die ihm je begegnet war. Oder eine der besten Schauspielerinnen.
»Seitdem .«, sie breitete vorsichtig die Arme aus, »na ja, all das, ich weiß nicht, wo er ist.«
»Kommt das öfter vor, dass er so lange wegbleibt, ohne von sich hören zu lassen?«
»Es ist nicht die Regel, aber es kommt vor.«
»Es kann also durchaus passieren, dass dein Mann verschwindet, ohne etwas zu sagen, und dann mehr als vierundzwanzig Stunden wegbleibt.«
»Manchmal muss er wegen der Geschäfte sehr plötzlich verreisen.«
»Aber er ruft an . wenn das Geschäft erledigt ist?« »Ja.«
»Nur diesmal nicht.« »Scheint so.«
»Eilige Gespräche in aller Herrgottsfrühe, eilige Reisen, eilige Geschäfte. Kam dir das nie seltsam vor .?«
»Ich weiß nicht, ob die Geschäfte meines Mannes etw.«
»Die Geschäfte deines Mannes haben vermutlich eine ganze Menge
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