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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Nachrichten für alle, die die Sprache verstehen. Es ist eine brutale Sprache, nein, das Wort ist zu kraftlos, sie besteht aus Lauten, entsetzlichen Lauten.«
    »Aber die, die diese Sprache sprechen, beherrschen auch andere Sprachen.«
    »Vielleicht ist das das Allerschlimmste. Die harten Akteure sind zu intelligent, sie sitzen auf den richtig hohen Posten. Den althergebrachten Soziopathen schnappen wir früher oder später. Seinen Bruder an der Spitze hingegen kriegen wir nie.«
    »Ist das nicht der übliche Polizeizynismus?«
    »Ich fürchte, diesmal ist es anders. Dies sind neue Wege. Unsere Autos sind nicht schnell genug auf diesen Wegen.«
    Sie spürte das Engagement, aber auch die Resignation, sein Gesicht mit den drei kurzen Falten zwischen den Augen. Sie waren schon früh da gewesen, wurden aber tiefer und waren in den Jahren ihres Zusammenseins immer deutlicher hervorgetreten.
    »Wie wollt ihr mit dieser finsteren Grundeinstellung etwas ändern?«
    »Nicht finster. Realistisch. Man muss von diesen Voraussetzungen ausgehen. Sonst erlebt man Enttäuschungen. Von Enttäuschungen auszugehen ist nicht gut.«
    »Ihr seid doch ein Team.«
    »Wir sind viel zu wenig.« Er wiederholte die Worte. »Wir sind viel zu wenig.«
    Sie schwiegen eine Weile. Er trank den Whisky aus, oder besser, er atmete die letzten Dämpfe ein.
    Die Wärme legte sich für die Nacht zur Ruhe, ein kleines Stück oberhalb des Bodens. Ein schwacher Schatten hatte sich über das Zimmer gesenkt. Sten Ard schaute auf.
    »Dem langsam dunkelnden Abend ziehe ich freundlos entgegen.«
    »Ekelöf?«
    »Fast richtig, bis auf ein paar Buchstaben. Es ist Eke-lund.«
    Er hielt sein Glas gegen das weiche Licht und sah eine kleine Welt im Bernstein mit gerundeten Formen.
    »Möchtest du noch einen?«

6
    Zeit war vergangen. Er hatte wieder geschlafen, eine Spritze, er war fast bewusstlos gewesen, als Anders Tommysson kam.
    An der Decke war ein Fleck, den er jetzt lange angeschaut hatte, das gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Wie lange war dieser Fleck ein Teil seiner Wohnung gewesen?
    Er wurde wieder wach. Neben dem Bett lag ein Zettel. Er hörte Tommyssons dröhnende Stimme aus den Zeilen: Gehirnerschütterung, aber nicht so schlimm. Stumpfer Gegenstand. Die wollten dich wirklich umbringen. Wenn es dir schlechter geht, ruf mich an.
    Niemand hatte ihn wirklich umbringen wollen. Wie ging noch die Zeile . mit solchen Freunden braucht man keine Feinde. Oder war es in diesem Fall umgekehrt?
    In seinem Bewusstsein wartete noch etwas auf seinen Auftritt. Er erinnerte sich an den Anruf, die Frau, die ihn angerufen hatte. Wann war das gewesen? Er sah auf die Uhr, aber die gab keinen Anhaltspunkt. Schließlich begriff er, dass er sie verkehrt herum hielt. Machte das einen Unterschied? Wie wäre es, wenn man mit der australischen Zeit auf der Armbanduhr durchs Leben ginge? Vielleicht würde das als asoziales Verhalten eingestuft werden.
    Er stellte die Uhr richtig hin und sah, dass es Nachmittag war, der zweite Tag. Er überlegte, wie ein Boxer die Zeit unter Kontrolle halten würde . es war ein schönes Gefühl, die Gedanken noch eine Weile frei schweifen zu lassen. Er wusste, dass er etwas erledigen musste.
    Die Sonne war zum Feind geworden. Gegen sie konnte man sich nur schwer wehren, die harten Strahlen trafen ihn unbarmherzig, als er aus der Tür trat. Göteborg war wie ein kleines Kind ohne Sonnenschutz. Stadt und Land waren für die Kälte ausgerüstet, für Regen und Schnee. Die Zentralheizungen konnten jetzt nicht helfen, Klimaanlagen waren nötig, merkwürdige Kisten waren an den Häusern aufgetaucht: groteske Auswüchse, wie grauschmutziger Wärmeausschlag.
    Die Sonnenstrahlen drangen zu jedem Wesen vor, das sich nachmittags hinaustraute, jagten alles Lebendige wieder hinein. Ein neuer Hitzerekord wurde aufgestellt, mitten am Tag waren die Badestrände leer.
    Wide ging zu seinem Auto. Seine Lungen schienen sich mit Schwere zu füllen.
    Er öffnete die Autotür und setzte sich in die 50 Grad Wärme. Er startete den Motor, stieg noch einmal aus und nahm drei tiefe, schmerzhafte Atemzüge, ehe er sich wieder hineinsetzte und in Richtung Majvallen fuhr. Die Klimaanlage im 242 hatte ihren Geist aufgegeben, die heruntergedrehten Fenster ließen nur eine Ahnung von Luft herein. Bei anderer Gelegenheit hätte ihn das vielleicht amüsiert.
    Wide fuhr die Godhemsgatan hinunter zum Schlosswald, an der Schrebergartenkolonie vorbei, wo Kinder jauchzend durch die

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