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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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mit dieser Sache zu tun.«
    Sie hatte genug. Er sah es, und er wusste, dass er keine weiteren Fragen stellen konnte. Er selber hatte auch keine Kraft mehr. Er war . leer. Es war schon eine Weile her, seit er auf professionelle Art Fragen gestellt hatte. Er war eingerostet. Er war müde.
    Jetzt sah sie ihn direkt an, wich seinem Blick nicht aus.
    »Bitte, ich kann nicht mehr .«
    »Du hast mich doch um Hilfe gebeten. Bis jetzt haben wir noch nicht darüber gesprochen, warum eigentlich.«
    »Ich hab doch gesagt, dass ich mich bedroht fühlte.«
    »Das reicht nicht. Die Dinge hängen zusammen, und ich muss dich so lange fragen, bis ich eine Verbindung gefunden habe.«
    Sie seufzte.
    »Können wir uns nicht erst ein wenig ausruhen?«
    Das Telefon durchschnitt die Stille. Sie sahen sich überrascht an.
    Lea Laurelius rührte sich nicht.
    »Wahrscheinlich wird es nichts mit dem Ausruhen.«
    »Wer kann das sein?«
    Er hob den Hörer ab.
    »Hallo? Hier bei . Laurelius.«
    »Wer sind Sie?« Es war eine aggressive Stimme. »Ein Bekannter der Familie. Wer ist da?«
    »Hier ist die Familie. Mein Name ist Georg Laurelius. Ich möchte mit meiner Frau sprechen.«

8
    Die Schwierigkeiten begannen diesmal schon ziemlich früh. Sten Ard pflegte zu spüren, wenn sich Probleme anbahnten. Zwar sah er seinen Job eigentlich immer wie eine Serie von dunklen Momenten -kleine Missgeschicke, unterbrochen von größeren Katastrophen -, aber diesmal hatte es wirklich böse angefangen.
    Göteborg war eine Küstenstadt. Eigentlich müssten wir Meister im Beutemachen sein, große und kleine Fänge. Ard seufzte. Es war nicht gut, den Tag mit derartigen Gedanken zu beginnen.
    Wir benötigen die Mittel dafür. Er schaute aus dem Fenster auf die glänzenden Kupferdächer in Heden. Es war nicht gut. Zu viel fehlte. Es war, als wollte man mit zerrissenen Netzen Dorsche im Skagerrak fischen.
    Er hatte es satt, mit zerrissenen Netzen zu fischen. Die Mörder entwischten so leicht.
    Georg Laurelius war sieben Stunden tot, als der Gerichtsmediziner seine Untersuchung beendete. »Plus/minus fünfundvierzig Minuten«, fügte der Pathologe hinzu.
    Ard starrte auf die Berichte von Babington und Lagergren. Für das Lesen derartiger Prosa müsste er eigentlich Erschwerniszulage verlangen. Er erwartete ja kein kreatives Schreiben von den Kriminalassistenten, aber wenn er die Berichte lesen musste, wollte er nicht jedes Mal das Gefühl haben, als hätte er sich die Augen mit Zwiebeln eingerieben. Gab's denn an der Polizeihochschule keine Schreibkurse? Könnte man nicht jemanden von der Hochschule für Publizistik anheuern? »Babington!«
    Manchmal tat es gut zu brüllen. Der Name eignete sich auch besonders gut zum Brüllen, britisch-argentinisch, er hieß Carlos mit Vornamen, die Familie kam aus einem Land mit den eigentümlichsten Namen der Welt. Eine argentinische Nationalmannschaft war wie eine Landkarte der Völkerwanderungen. Natürlich viele alte Nazis, aber darunter litten die Jungs auf dem Fußballplatz sicher nicht.
    »Chef .«
    Babington tauchte im Türrahmen auf, braune Haare, im Gesicht ein Ausdruck, als ob er heute in diese stolze, neue Welt hineingeboren worden wäre. Augen überall im Zimmer, erst als es sich nicht mehr vermeiden ließ, auf Ard gerichtet.
    Könnte man beim schwedischen Polizeikorps nicht die Anrede »Sir« einführen? Das war eine gute Anrede von unten nach oben. Ausgeglichen sozusagen. Ard gefiel es nicht, Chef genannt zu werden, aber manchmal gefiel er sich darin, als Chef aufzutreten. Was mochte es für ein Gefühl sein, »Sir« genannt zu werden?
    »Setz dich, Calle.«
    »Ich sehe, dass du den Nachmittag mit den Anglern an der Älvsborgsbrücke verbracht hast. Etwas wortkarg, die Leute.«
    »Niemand hat etwas gesehen.«
    »Keine Autos in der Nähe. Keine Geräusche.«
    »Sie sagen, sie haben sich aufs Angeln konzentriert.«
    »Was machen die eigentlich genau mitten in Göteborg an einem dreckigen, urbanisierten Fluss, wenn sie sich aufs Angeln konzentrieren?«
    Die Ironie ließ Babington zusammenzucken, er hatte selber oft versucht, seine Worte spitz zu schleifen, aber es gelang ihm nicht richtig. Er brauchte mehr Zeit. Er war dreißig, fühlte sich jedoch in dieser Gesellschaft nicht wirklich erwachsen.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was sind das für Leute, warum sind sie schon so früh dort?«
    »Einer war gegen fünf da, andere sind später gekommen.«
    »Und nichts gefangen?«
    »Doch, einer hat drei Her...«
    »Ich meine, du

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