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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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er, dass Georg seine Geschäfte nicht so erledigt hat, wie es abgesprochen war. Er wollte, dass ich mit ihm in Georgs Büro gehe und zuhöre, wenn er Georg erklärt, wie die Geschäfte zu erledigen seien.«
    »Name?«
    »Er hat sich nicht vorgestellt.« »Seid ihr hingegangen?«
    »Es war schrecklich. Er hat Georg angeschrien, ohne die Stimme zu erheben, nur zum Schluss, er hat gesagt, dass jemand, der das Spiel nicht mitspielt, Probleme kriegt.«
    »Probleme? Was könnte das sein?«
    »Georg schien zu verstehen, um was für Probleme es sich handelt.«
    Sie saß weit vorgebeugt und hatte die Arme fest um den Oberkörper geschlungen. Die Straßenlaterne beleuchtete ihre nackten Schultern. Auf den Oberarmen schimmerte feiner Flaum.
    »Was hat er noch gesagt?«
    »Nichts weiter. Aber als er gerade gehen wollte, klingelte das Telefon, und dieser Mann hat den Hörer abgehoben, als ob es sein Büro wäre. Er hat nur einen Augenblick zugehört und aufgelegt.«
    »Du weißt also nicht, wer angerufen hat? Um was es ging?«
    »Nein, aber eine Stimme hab ich gehört, aus der Ferne klang es wie .«
    Sie schaute plötzlich auf und ihr Gesicht war nah.
    »Es klang Dänisch.«
    Die heißen Abende in diesem Sommer veränderten die Gewohnheiten der Menschen. Die Bar war voll. Es war nicht leicht, sich hier drinnen zu bewegen, niemand wollte sich von der Stelle rühren. Wie in einer Sauna, wo der Bewegungsradius ebenfalls klein ist. Die Finnen gehen in die Sauna, wenn es draußen zu warm ist, er hatte davon gehört und hatte es schließlich in Nicosia erlebt, wo die kleine finnische UNO-Delegation zu Saunabad und Branntwein einlud, als draußen 50 Grad Hitze herrschten. Hinterher hatte er sich angenehm abgekühlt gefühlt. Wide sah sich um. Es war, als würde die Hitze bei gewissen Menschen die Instinkte freisetzen. Rauchen, trinken, sich gehen lassen, in Gegenwart von Fremden allmählich alle Kleidung ablegen. War er Moralist und demzufolge ein Heuchler?
    Als sie den Club betraten, hatte Lea kurz einem Mann hinterm Tresen zugenickt, und der hatte seinerseits zu einem Tisch im dunklen Innern der Bar genickt. Es hatte abgesprochen ausgesehen, fast wie eine Wiederholung, hatte Wide gedacht. Dort drinnen sah er neben dem Tisch ein Bein herausragen, er sah den Teil eines Schuhs und das flackernde Licht über der Tanzfläche, das sich in dem gewienerten Leder spiegelte. Der Schuh wippte zum Takt der Musik, irgendwas von Whitney Houston, wie hieß dieser Film noch ... »Bodyguard«. Konnte er selber für so einen gehalten werden?
    Dann ging alles sehr schnell. Als Wide und Lea sich dem Tisch näherten, bauten sich plötzlich zwei Männer vor Wide auf.
    »Privat.«
    »Ich bin mit dieser Dame hier.« »Dies ist Privatgebiet.«
    Einer der Männer stieß ihm leicht gegen die Brust, fast sanft, als wollte er Wide darauf aufmerksam machen, wo die Bar lag und dass dort eine kalte Corona und eine noch kältere Cuervo auf ihn warteten.
    Beide Männer waren größer als Wide.
    Er fühlte sich nicht in Form. Er träumte davon, den einen in eine Stelle zu treten, wo es sehr wehtun würde, und gleichzeitig seine Ellenbogen einzusetzen, aber er wollte es nicht tun und tat es nicht. Er wartete, plötzlich hatte er Schmerzen im Magen und musste sich krümmen. So was war ihm schon früher passiert, und er hatte gelernt, schnell wieder zu Luft zu kommen.
    »Es wird schlimmer, wenn du nicht verschwindest.«
    Er warf sich nach vorne, und einer der Männer, der größere von den beiden, verlor für einen Moment das Gleichgewicht und stolperte einen halben Schritt rückwärts. Als der Mann seinen Blick von Wide zu seinen Beinen gleiten ließ, packte Wide seinen gelbgrünen Schlips, ist dies ein Paisley-Muster?, und zog ihn mit einem Ruck nach unten. Es war ein Schlips von guter Qualität, er ging nicht kaputt, der Kopf des Mannes wurde nach unten gerissen und traf auf halbem Weg auf Wides Knie. Das Gesicht des Mannes war auch von guter Qualität; bevor es auf das Knie des Detektivs traf, war es sogar schön gewesen, aber das Geräusch des brechenden Nasenbeins und möglicherweise auch des Jochbeins machte jedem, der das hörte, klar, dass nichts ewig währte.
    Es war das erste Mal, dass Wide sich in einer solchen Situation befand, seit er selbstständig geworden war.
    Er ließ los und der Mann bewegte sich rückwärts, langsam, gekrümmt, sein Oberkörper pendelte hin und her wie bei einem exotischen Tanz. Wide hörte ein klackerndes Geräusch vom Fußboden, es

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