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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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könnten die Zähne sein, wie Kastagnetten. Der Mann führte einen makabren Stepptanz auf dem kleinen Tanzboden vor. Das war eine unangenehme Situation für die Gäste, die hier getanzt hatten.
    Wo war sie? Wide schaute zu der Ecke, wo er eben noch das Bein und den Schuh gesehen hatte und Lea, die auf diese Ecke zuging, aber jetzt sah er nur noch Dunkelheit.
    Aus dem Augenwinkel nahm Wide den anderen der beiden Männer wahr. Er schien zunächst wie paralysiert zu sein von dem, was geschehen war, er hatte ein Messer in der Hand. Schließlich bewegte er sich rückwärts auf den Ausgang zu, schnell, zielbewusst.
    Die Bargäste hatten erkannt, dass es bei dem, was geschehen war, nicht um eine Showeinlage ging, sondern um eine handfeste Schlägerei.
    Ein Mann und eine Frau an der Bar schrien jetzt laut. Der Mann mit dem ehemals hübschen Gesicht stand über die schreiende Frau gebeugt, eigentlich lag er halb, und das Blut aus seinen Wunden hatte dem sahnefarbenen Kleid der Frau eine Farbe verliehen, die ihr schlecht stand. Die Stimme ihres männlichen Begleiters hatte sich inzwischen um eine halbe Oktave gehoben, wie um zu beweisen, dass nicht nur Frauen in Momenten wie diesem die Fassung verlieren. Er hörte erst auf zu schreien, als der Verletzte zu Boden geglitten war und mit dem Kopf dumpf auf den Fliesen aufschlug.
    Wide lief die fünf Meter bis zur Barecke und stürmte durch eine Hintertür, die in einem merkwürdigen Winkel an der Schmalseite des Raumes eingebaut war. Er gelangte in einen Korridor und sah zwei Türen vor sich. Die rechte stand offen. Er betrat rasch das Zimmer, wirbelte einmal herum, fast wie ein Karussell. Das Zimmer war leer und er lief weiter den kurzen Flur entlang und wusste, dass sich hinter der Tür auf der anderen Seite ein Hinterhof befand, der auch leer sein würde.
    Dort sah er in fünf Metern Entfernung eine Brandmauer, einen Parkplatz für zwei Autos und eine Ausfahrt, die auf die Vasagatan führte. Keine Lea und kein Auto weit und breit, Wide merkte erst jetzt, dass er ungesund heftig atmete. Vielleicht war das Atmen an sich nicht gefährlich, doch die Ursache dafür war gefährlich. Er musste versuchen, noch eine Weile klar zu denken, und das im hyperventilierten Zustand.
    Drinnen lag der Verletzte bei der Theke, die ihn nicht mehr stützte. Wide ging zu ihm, drehte den Mann um und sah den Bewusstlosen lange an. Wo hatte er ihn schon einmal gesehen? Er hatte ihn bereits bei einigen Gelegenheiten gesehen. Namen konnte er sich nicht gut merken, aber Gesichter . an Gesichter konnte er sich immer gut erinnern.
    Von weit entfernt hörte er Sirenen, und es war, als ob er dadurch die richtige Assoziation bekam. Die Stena-Fähre, er hatte ihn auf der Fähre gesehen, hinter der Theke. Oder im Speisesaal? Zwei Gedanken griffen ineinander und Wide sah den Mann in Fredrikshavn eine Bar betreten. Hatte er das wirklich gesehen? Die Bar, die genau neben dem Büro der Zeitung von Fredrikshavn liegt, und als ein weiterer Gedanke in die beiden ersten griff, sah er auch den anderen Mann, den etwas kleineren, vielleicht hatte er sie beide an einem anderen Ort, in einer anderen Bar gesehen. War das auch in Dänemark gewesen?
    Das Polizeiauto erreichte den Nachtclub, die Sirene war wie ein unsichtbares Band durch die Nacht.
    Im selben Moment wandte sich ein Mann auf der anderen Straßenseite hastig ab. Er bewegte sich rasch in Richtung Avenyn. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er ging rhythmisch, fast wie im Marschschritt. Er erinnerte an einen preußischen Offizier, der mit angehobenen Beinen durchs Leben stolziert, den Blick auf die Vergangenheit gerichtet.
    Durch die Stadt zu wandern. Warum tat er das nicht öfter? Die weiche Luft, die den Körper umhüllt. Eine Straßenbahn fuhr vorbei und er lächelte: Ich bin ein Massenmörder, aber ich bin auch ein Mitmensch, Liebhaber, manchmal sogar der erste, ich weiß mich in den besseren Kreisen zu benehmen. Massenmörder. Was für ein seltsames Wort.
    Fredrik Björcke war auf dem Weg zum »Palace«, an Abenden wie diesem konnte er vor der Kneipe stehen mit einem Glas in der Hand, zwölf schöne Frauen in unmittelbarer Sichtweite. Und nur dreißig Meter weiter entfernt befand sich das Gesindel.
    Einmal waren zwei aggressive Kerle von der anderen Seite herübergekommen und hatten sich unter die Leinenanzüge und maßgeschneiderten Kostüme gemischt und eine Konversation improvisiert. Björcke war dabei gewesen. Er war gerade in einem intimen Plausch mit einer

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