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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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stehen und warf ihnen Blicke wie unter einer Haartolle nach, die sie nicht hatten.
    Wide hielt auf Pizza Hut zu, das Kellergeschoss.
    »Möchtest du was essen?«
    »Tja, ein Stück Pizza, wenn wir schon mal hier sind .« Ein Mädchen in weißer Bluse und schwarzem Rock kam zögernd auf die kleine Nische zu, in der sie saßen. Sie sah erschrocken und gleichzeitig erstaunt aus. Was war das denn für ein merkwürdiges Paar?
    Bevor Wide etwas bestellen konnte, kam ein Mann um die fünfundzwanzig an den Tisch. Weißes Hemd, Schlips, der sich bei der Hitze wie eine Schlinge um den Hals anfühlen musste, breite amerikanische Hosenträger und eine herrische Miene, die etwas aufgesetzt wirkte und, so vermutete Wide, leicht heruntergerissen werden konnte.
    »Wir dulden keine Skinheads in unserem Lokal.«
    »Das ist in Ordnung, aber dies ist mein Klient, und wir müssen was essen.«
    Wide wedelte kurz mit seiner Brieftasche und seinem Ausweis.
    »Entschuldigung.«
    Der Mann legte die herrische Miene ab und wandte sich erleichtert dem Mädchen zu.
    »Bedien sie, Lisa.«
    Pontus Nihlen sah Wide wütend an.
    »Du bist doch ein Bulle, du Schwuler.«
    »Du scheinst einen Komplex zu haben, was Schwule angeht. Und Bullen. Gibt's nicht noch andere Bezeichnungen für Leute?«
    »Du bist ein Bulle.«
    »Nein. Jetzt bin ich ... wir können es Berater nennen. Ich helfe Leuten, wenn sie in Schwierigkeiten sind.«
    »Eine Scheißmethode, Geld zu verdienen. Rebellen fangen.«
    »Hältst du dich für einen Rebellen?« »Wir gegen die. So ist das nun mal.« »Welche die?«
    »Das kapierst du ja doch nicht, Bullenschw...«
    »Wusstest du, dass viele Nazis im Krieg Schwule verehrt haben?«
    Lisa kam mit dicken Pizzastücken, als er gerade von den Nazis erzählte, und servierte sie ihnen mit verkniffener Miene.
    »Wusstest du das?«
    Pontus hatte angefangen zu essen, hastig, gierig und misstrauisch. Wide wollte keinen Vergleich mit einem Raubtier ziehen, aber das Bild drängte sich auf.
    »Da scheiß ich doch drauf. Ich bin kein Nazi. Ich gehör zum WAW. Aber eigentlich weiß ich nicht, was WAW ist.«
    »Hat dir jemand gesagt, dass du zum WAW gehörst?«
    Sah Wide etwas Farbe in dem blassen Gesicht?
    »Alle sagen das. Es hat in der Zeitung gestanden, als ich ... äh ... mit den Negern zusammengerasselt bin. Sobald man eine Glatze hat und die Jacke und Stiefel trägt, ist man beim WAW und ein Nazi. So ist das aber nicht.«
    Noch nicht vielleicht, dachte Wide. Aber er wusste, dass nazistische und rassistische Gruppen wie der »Weiße arische Widerstand« sehr daran interessiert waren, Skinheads anzuwerben. Er hatte einiges darüber gelesen. »Punker und Skinheads - Sozialisierung in der Clique«, »Among the thugs« und »Die extreme Rechte«. Er hatte auch den Film »Romper Stomper« gesehen, der Gipfel aller Ekelhaftigkeiten.
    »Warum bist du dann Skinhead geworden? Wo spielte die Musik?«
    Der junge Mann zuckte zusammen. Blitzte in seinen Augen ein Interesse auf?
    »Verda. was weißt du von Musik?«
    »Einiges. Aber ich sag dir besser gleich, dass sie mir nicht gefällt.«
    »Nenn mir einen Namen.«
    »Ich hab im letzten Herbst No Remorse live in London gesehen.«
    Das war keine Lüge. Er war durch Islington gewandert und hatte das Tourneeauto vorbeifahren sehen. Er hatte seine englische Freundin gefragt und sie hatte von der englischen Entsprechung zu Ultima Thule erzählt.
    »Du lügst.«
    »Es ist wahr. Woher sollte ich das sonst haben?«
    »Ja, ja. Aber es stimmt ... es war die Musik. No Remorse, Ultima Thule . wegen der Texte. Der Hardrock ist . was für kleine Kinder. Der tut bloß so als ob. Dann hab ich Screwdriver gehört, das war was Neues.«
    Pontus Nihlen hatte eine Hand erhoben und Wide sah die Tätowierung an der Innenseite zwischen den Fingern. HATE und NO SURRENDER, es war auch noch Platz für ein White power und einige auf dem Kopf stehende Hörner, die wie ein Wikingerhelm aussahen.
    »Du bist kein Nazi, aber du hasst Ausländer.«
    »Dieser Streit ... die haben angefangen.«
    »Du bist zum vierten Mal angezeigt worden.«
    Der Achtzehnjährige strich sich über den blanken Schädel. Als er den Arm hob, sah Wide, dass die dunkelgrüne Bomberjacke in den Armhöhlen zerrissen war.
    »Einwanderer haben hier nichts zu suchen. Die sollen nach Hause gehen.«
    »Was hast du gegen sie?«
    »Sie sind einfach zu viele, finde ich. Und daran ist die Regierung schuld.«
    »Magst du die Liberalen auch nicht?«
    »Was weiß ich, wer an der

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