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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sich in ein Straßenlokal gesetzt und nach einer Weile angefangen, sich mit einem jungen Paar zu unterhalten.
    »Der Sprachkurs war sinnlos, wir haben nichts gelernt, und die Lehrer schienen auch gar nicht zu erwarten, dass wir etwas lernten.«
    Den Unterricht hatte sie mit müden Tagträumen verbracht und auf das Bad am Nachmittag und die Partys abends gewartet.
    »Und dann die Familie, bei der ich gewohnt habe. Die wollten kaum mit mir reden. Denen ging es nur ums Geld, ganz klar.«
    Sie hatte gepackt und war gefahren. Das Sonderbare war, dass die englische Familie es nicht geschafft hatte, sie als vermisst zu melden, bevor Bobbys aus Bournemouth anklopften. Waren die Engländer daran gewöhnt, dass Jugendliche ganze Nächte wegblieben?
    »Deine Gastfamilie hat sich keine Sorgen gemacht?«
    »Die! Ich glaub, die waren froh, dass ich nicht zum Frühstück runterkam.«
    »Bist du früher schon mal in England gewesen?«
    »Einige Male, aber nur in London.«
    In diesem Straßenlokal auf der Neal Street hatte sie einen Entschluss gefasst. Das Paar, mit dem sie sich unterhalten hatte, wollte am Nachmittag nach Paris fahren. Sie fuhr mit.
    »Vom Victoria-Bahnhof?«
    »Vic. nein, die hatten ein Auto.«
    »Engländer?«
    »Hab ich das nicht gesagt?«
    Es war eine Reise ohne Wiederkehr gewesen. Jeanettes Entschluss stand fest, der Teufel sollte alle Sprachkurse holen, sie würde per Anhalter nach Hause fahren und es ruhig angehen. Und nach sich selber suchen.
    »Das war ein drastischer Entschluss.«
    »Ich hatte das Gefühl, es ist richtig.«
    »Warum hast du dich nicht zu Hause gemeldet?«
    Was sollte sie sagen? Was war das für ein Zuhause, wo sie sich hätte melden sollen?
    »Ich hab angerufen, aber es hat sich niemand gemeldet«, sagte sie, und er sah die Tränen in ihren Augen. »Ich hab mehrere Male angerufen.«
    »Dann bist du also per Anhalter gefahren? Allein?«
    »Ja, aber unterwegs ist man nie allein.«
    »Es kann gefährlich sein.«
    »Viele Mädchen sind allein per Anhalter unterwegs. Wie viele Male passiert etwas?«
    Er wollte ihr die Statistik nicht zeigen: allzu viele Male; die Straßen der Welt sind voll von tödlichen Soziopathen auf der Suche nach einer krankhaften Form von Liebe und Nähe.
    Langsam blätterte er in ihrem Pass.
    »Du hast keine Stempel von dieser Anhalterreise.«
    »Stempel? In welchem Jahrzehnt leben Sie denn? Europa ist jetzt ein offener Teil der Welt.«
    So war es wohl. Er kam nicht mehr mit. Wann war Sten Ard zuletzt im Ausland gewesen? Vor einigen Jahren war er auf einer Konferenz in Amsterdam gewesen. Drei Tage, und das Einzige, woran er sich erinnerte, war das indonesische Büfett, dass er viel zu spät verlassen hatte.
    »Aber du musstest doch wohl deinen Pass vorzeigen?«
    »Machen Sie Witze? Die Autos werden einfach durchgewinkt, wenn überhaupt einer da steht, der winkt.«
    »Und du hast in Autos gesessen.«
    »Die ganze Zeit. Ich bin doch per Anhalter gefahren.«
    Schließlich war sie zu Hause angekommen, in der leeren Villa in Hoväs. Sie hatte die Versiegelung der Polizei gesehen. Sie hatte einen Freund angerufen. Danach hatte sie in die Zeitung gesehen.
    Jetzt saß sie hier.
    »Wo ist meine Mutter?«
    Jeanettes Hand zitterte heftig, als sie sich eine weitere Zigarette anzündete.
    »Das wissen wir nicht. Vielleicht kannst du uns helfen.«
    »Sie ist also ... verschwunden?«
    »Jedenfalls hat sie sich nicht bei uns gemeldet. Vielleicht steht sie unter Schock und ruht sich bei Freunden aus. Wir haben die aufgesucht, die wir ermitteln konnten, aber vielleicht kannst du uns weiterhelfen.«
    »Klar . wenn ich es kann.«
    »Wann habt ihr zuletzt miteinander gesprochen?«
    »Es muss der Tag gewesen sein, an dem ich weggefahren bin.«
    »Nach England? Wann war das?«
    »Frei ... nein, Samstag. Samstag vor zwei Wochen.«
    »Ihr habt euch auf dem Flughafen verabschiedet?«
    »Nein, wir haben uns zu Hause verabschiedet. Meine Mutter fühlte sich nicht gut. Aber ich komm auch allein zurecht. Ich bin mit dem Taxi zum Scandiahafen gefahren, also ich bin mit dem Schiff nach England gefahren.«
    Ard probierte es mit einer Pause. Er erwartete, dass die Pause ihm etwas sagen würde.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein, danke.«
    »Kannst du irgendwo wohnen, schlafen?«
    Sie streckte sich und sah ihn mit müden Augen an.
    »Zu Hause kann ich nicht wohnen?« »Nein, im Augenblick nicht.« »Ich kann eine Freundin fragen.« »Sonst helfen wir dir.« »Nein, ich frag eine Freundin.«
    Sie

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