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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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mich um. Die Wohnung blitzte vor Sauberkeit. Nirgends ein Stäubchen. Nirgends lag was rum. Durch die Küchentür konnte ich die Arbeitsplatten sehen, die sich fast bogen unter ordentlich aufgereihten Kuchen, Pasteten, Brotlaiben, Gläsern mit Plätzchen und selbstgemachten Karamelbonbons.
    »Ich hab nicht mal gemerkt, daß er so außer sich war«, sagte Sally. »Er hat sich angezogen und ist einfach gegangen, als ich in der Wanne in meinem Schaumbad saß.«
    Morelli zog eine Braue hoch. »Schaumbad?«
    »Hey, hören Sie auf, mich zu frotzeln. RuPaul sagt, man soll gottverdammte Schaumbäder nehmen, also nehm ich Schaumbäder. Das bringt einen mit der eigenen weiblichen Seite in Verbindung.«
    Morelli grinste.
    Sally hatte ein schwarzes Bikinihöschen an und Strumpfhosen, und in den Händen hielt er eine Konstruktion, die aussah wie ein Korsett mit Brüsten.
    »Sie müssen mir helfen«, sagte er. »Da komm ich allein nicht rein.«
    Morelli hob abwehrend eine Hand. »Mit mir nicht.«
    Sally warf ihm einen giftigen Blick zu. »Was ist denn mit Ihnen los? Sind Sie ein Männerfeind?«
    »Nein«, antwortete Morelli. »Ich bin Italiener. Das ist was anderes.«
    »Okay«, sagte ich. »Was soll ich jetzt tun?«
    Sally schlängelte sich in das Korsett und schob es herum, bis es richtig saß. »Schnüren Sie mir das Ding zu«, sagte er. »Ich brauch ’ne Taille.«
    Ich zog an den Schnüren, aber ich kam nicht weit. »Das schaff ich nicht. Ich hab nicht genug Kraft in den Händen.«
    Wir sahen beide Morelli an.
    Morelli stöhnte angewidert. »Na schön«, sagte er und hievte sich vom Sofa. Er packte die Schnüre, drückte Sally seinen Fuß in den Hintern und riß kräftig.
    »Uff!« sagte Sally. Er schaute sich nach Morelli um. »Sie tun das aber nicht das erstemal.«
    »Dolan hat mal so ein Ding getragen, als er verdeckt gearbeitet hat.«
    »Haben Sie Dolan auch geschminkt?«
    »Tut mir leid«, sagte Morelli, »schminken ist nicht mein Ressort.«
    Sally sah mich an.
    »Kein Problem«, sagte ich. »Ich habe meine Barbiepuppe schon geschminkt, als ich noch nicht mal laufen konnte.«
    Eine halbe Stunde später hatte ich ihn so richtig schön nuttig zurechtgemacht. Wir zupften noch ein bißchen an seiner Perücke herum, dann zwängte sich Sally in einen kurzen schwarzen Lederrock und ein schwarzes Ledermieder – wie Madonna als Motorradbraut. Er schob seine Riesenfüße in ein Paar Plateaupumps, und fertig war der Lack.
    »Wie liegen Sie in der Zeit?« fragte ich.
    Er nahm seinen Gitarrenkasten. »Alles bestens. Also, wie seh ich aus? Bin ich hübsch?«
    »Äh – ja… schon.« Wenn man ein Faible für Zwei-Meter-Typen mit O-Beinen, Hakennase und behaarter Brust hatte, die sich anhosten wie zum Walkürenritt.
    »Ihr solltet mitkommen«, meinte Sally. »Ich mach euch mit den anderen von der Band bekannt, und dann könnt ihr bleiben und euch die Show anschauen.«
    »Na bitte, wenn ich mit ner Frau ausgeh, biete ich ihr auch was«, sagte Morelli.
    Wir fuhren alle zusammen im Aufzug hinunter und brausten los, Sally voraus, wir hinterher. Er fuhr ein Stück den Fluß entlang, dann weiter auf die Route 1 nach Norden.
    »Es war nett von dir, daß du ihm das Korsett geschnürt hast«, bemerkte ich.
    »Klar«, sagte Morelli. »Ich bin eben ein einfühlsamer Mensch.«
    Nach ungefähr fünfundzwanzig Kilometern setzte Sally seinen Blinker, um uns wissen zu lassen, daß wir gleich abbiegen mußten. Der Club war auf der rechten Seite des Highway, grell erleuchtet in Rot und Pink. Auf dem Parkplatz standen schon eine Menge Autos. Das Riesenschild auf dem Dach versprach eine Revue schöner Frauen. Sally war vermutlich eine von ihnen.
    Sally kroch aus seinem Porsche und zog sein Röckchen gerade. »Wir spielen hier jetzt schon seit vier Wochen«, sagte er. »Wir gehören schon bald zum Inventar.«
    Morelli sah sich auf dem Parkplatz um. »Wo ist Sugars Wagen?«
    »Der schwarze Mercedes da.«
    »Na, an Erfolg scheint’s ihm ja nicht zu fehlen.«
    Sally lachte. »Haben Sie ihn schon mal in Frauenkleidern gesehen?«
    Wir schüttelten beide die Köpfe.
    »Wenn Sie ihn sehen, werden Sie’s verstehen.«
    Wir folgten Sally durch den Kücheneingang ins Haus.
    »Wenn ich vorn reingeh, bringt die Meute mich um«, erklärte er. »Die sind wie Tiere.«
    Wir gingen durch einen häßlichen schmalen Flur zu einem Hinterzimmer voller Rauch und Lärm und den Lovelies. Alle fünf waren sie da. Und alle in Lederklamotten unterschiedlichen Stils. Mit Ausnahme

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