Aller guten Dinge sind vier
langweilig zu werden.«
»Ich könnte ausziehen.«
Morelli packte mich vorn am Hemd und zog mich an sich. »Du hast doch nur Angst, daß du weich werden wirst und mir dann fünfzig Dollar zahlen mußt.«
Ich mußte lächeln. »Danke.«
Morelli neigte sich zu mir runter und küßte mich. Sein Knie war zwischen meinen Beinen und seine Zunge in meinem Mund, und ich kriegte eine Hitzewallung, bei der mir der Magen wegsackte.
Er trat zurück und lachte mich an. »Gute Nacht.«
Ich zwinkerte. »Gute Nacht.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Ätsch, ich hab dich!«
Ich zog die Augen zusammen. »Ich geh jetzt schlafen.«
»Ich bin hier unten, falls du dich einsam fühlen solltest. Ich schlaf heut nacht auf der Couch, nur zur Sicherheit, damit keiner durchs Fenster steigt und sich mit meinem Fernseher aus dem Staub macht.«
12
Ich war früh auf, aber Joe war noch früher. Er hatte die Glasscherben zusammengefegt und aß zum Frühstück Lasagne, als ich in die Küche kam.
Ich goß mir Kaffee ein und warf einen begehrlichen Blick auf die Lasagne.
»Na, nimm doch«, sagte Morelli.
Wenn ich die Lasagne äße, würde ich hinterher was für meinen Körper tun müssen, zum Beispiel eine große Runde joggen. Nicht mein bevorzugter Zeitvertreib. Ich hole mir meine körperliche Bewegung lieber beim Einkaufsbummel. Okay, zum Teufel, ich sollte wahrscheinlich sowieso mal ein paar Runden laufen. Fit fürs Leben und der ganze Quatsch.
Ich setzte mich ihm gegenüber und legte los. »Du arbeitest wohl heute wieder an deinem streng geheimen Fall?«
»Ich hab eine Überwachung.«
Ich haßte Überwachungen. Da hockte man die ganze Zeit allein im Auto rum, bis einem der Hintern einschlief. Und wenn man mal kurz aufs Klo ging, brach genau in dem Moment die Hölle los, und man verpaßte die ganze Show.
Morelli schob seinen leeren Teller weg. »Und was hast du vor?«
»Maxine suchen.«
»Und?«
»Und das ist alles. Ich hab keine Einfälle mehr. Ich hab keine Hinweise mehr. Die ganze Bagage ist verschwunden. Eddie Kuntz ist wahrscheinlich tot. Und Mrs. Nowicki, Margie und Maxine sind für mich auch gestorben. Tot und begraben.«
»Ach, tut das gut, dich heut morgen so positiv zu sehen!«
»Ich fang eben den Tag immer gern richtig an.«
Morelli stand auf und spülte seinen Teller. »Ich muß jetzt los. Wenn du ein normaler Mensch wärst, würde ich sagen, du sollst vorsichtig sein. Da du aber die bist, die du bist, wünsch ich dir nur Hals- und Beinbruch. Ach, ja, um neun kommt jemand, um das Fenster zu reparieren. Kannst du bleiben, bis es fertig ist?«
»Kein Problem.«
Er gab mir einen Kuß auf den Kopf und ging.
»Bißchen komisch komm ich mir schon vor«, sagte ich zu Rex. »Ich bin’s nicht gewöhnt, die brave Hausfrau zu spielen.«
Rex hockte sich auf seine Hinterbacken und starrte mich an. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, er dächte über meine Worte nach. Wahrscheinlicher war, daß er eine Weintraube haben wollte.
Da ich im Moment nichts Besseres zu tun hatte, rief ich wieder mal bei Eddie Kuntz an. Nichts. »Tot«, sagte ich zu Rex. Es drängte mich rüberzufahren und noch mal mit Betty zu reden, aber ich mußte warten, bis das Fenster repariert war. Ich trank eine zweite Tasse Kaffee. Und dann aß ich ein zweites Stück Lasagne. Um neun Uhr kam der Glaser, gefolgt von einer weiteren netten älteren Dame italienischer Herkunft mit einer freundlichen Gabe. Diesmal war’s ein Schokoladenkuchen. Ich verdrückte die Hälfte davon, während ich auf die Fertigstellung des Fensters wartete.
Ich brauchte gar nicht erst an die Haustür zu klopfen, um zu merken, daß Eddie Kuntz nicht daheim war. Kein Auto. Nirgends Licht. Fenster und Türen fest verschlossen. Das einzige, was fehlte, war der Trauerflor.
Also klopfte ich statt dessen bei Betty.
»Ja, was soll ich Ihnen denn sagen?« fragte Betty. »Er ist nicht zu Hause. Wie ich Ihnen neulich schon erklärt hab, wir haben ihn das letztemal am Samstag gesehen.«
Sie wirkte weder besorgt noch beunruhigt. Sie wirkte nur stark angesäuert. Als ginge ich ihr auf die Nerven.
»Kommt so was häufiger vor? Glauben Sie nicht, wir sollten die Polizei benachrichtigen?«
«Der ist auf Tour«, sagte Leo aus seinem Sessel vor der Glotze. »Der hat sich irgendein Flittchen geschnappt und amüsiert sich irgendwo mit ihr. Das ist der ganze Witz. Der kommt nach Hause, wenn er genug hat.«
»Sie haben wahrscheinlich recht«, sagte ich. »Trotzdem könnte es sicher
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