Aller guten Dinge sind vier
Mrs. Nowickis Haus setzen wollte.
»Nein!« sagte Morelli. »Meinen Pick-up leih ich dir nicht. Du bist für jedes Auto einen tödliche Gefahr.«
»Bin ich nicht!«
»Doch. Als ich dir das letztemal ein Auto geliehen hab, ist es in die Luft geflogen, weiß du noch?«
»Wenn du mir das zum Vorwurf machen willst …«
»Und wie war’s mit deinem eigenen Pick-up? Und deinem CRX? Auch in die Luft geflogen.«
»Genau genommen ist der CRX verbrannt.«
Morelli schloß gequält die Augen und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »O Gott!«
Es war kurz nach vier. Sally saß im Wohnzimmer vor der Glotze, Morelli und ich waren in der Küche. Morelli war gerade erst nach Hause gekommen und sah aus, als hätte er wieder einen gelungenen Tag hinter sich. Wahrscheinlich hätt ich einen günstigeren Zeitpunkt abwarten sollen, um ihn nach dem Pick-up zu fragen, aber ich mußte um fünf zum Essen bei meinen Eltern sein. Vielleicht würde eine andere Taktik was bringen. Ich zog meine Fingerspitze über sein schweißnasses T-Shirt und lehnte mich an ihn. »Du siehst – erhitzt aus.«
Sein Mund wurde schmal. »Erhitzt? Ich komm fast um vor Hitze.«
»Na, vielleicht könnte ich was dagegen tun.«
Er kniff die Augen zusammen. »Versteh ich das richtig, du bietest Sex im Tausch für den Pick-up?«
»Äh – nein, eigentlich nicht.«
»Was bietest du dann?«
Ich wußte selbst nicht, was ich bot. Ich hatte vorgehabt, es auf die spielerische Art zu versuchen, aber Morelli spielte nicht mit.
»Ich brauch jetzt ein Bier«, sagte er. »Der Tag war elend lang, und er wird noch länger. In einer Stunde muß ich Grossmann ablösen.«
»Wißt ihr was Neues über Kuntz’ Auto?«
»Nichts.«
»Und am 7-Eleven, hat sich da was verändert?«
»Nichts.« Er trank von seinem Bier. »Wie war dein Tag?«
»Ziemlich ereignislos.«
»Wen willst du eigentlich überwachen?«
»Mrs. Nowicki. Sie ist wieder in ihrem Haus. Ich war dort, um mit ihr zu reden, und da hat sie gerade gepackt.«
»Das heißt nicht unbedingt, daß sie dich zu Maxine führen wird«, meinte Morelli.
Ich zuckte die Achseln. »Was anderes hab ich nicht.«
»Glaub ich dir nicht«, entgegnete Morelli. »Du hast noch was anderes in petto.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. Ach ja?
Morelli warf die leere Bierflasche zum Altglas. »Ich hoffe nur, das hat nichts mit dieser Falschgeldsache zu tun, an der ich arbeite. Wenn ja, würde ich dir raten, lieber keine Beweise zu unterschlagen.«
»Sprichst du mit mir?«
Er kam einen Schritt näher und drängte mich gegen die Arbeitsplatte. »Also, wieviel ist dir mein Pick-up wert?«
»Ziemlich viel.«
Sein Blick glitt zu meinem Mund. »Wieviel?«
»So viel nicht.«
Morelli trat zurück und sagte angesäuert: »Frauen!«
»Ich kann dir meinen Wagen nicht leihen«, sagte mein Vater. »Der muß morgen zum Kundendienst. Ich hab einen Termin. Was paßt dir an dem Buick nicht?«
»Der Buick taugt nicht für Überwachungen«, erklärte ich. »Der erregt überall Aufsehen.«
Wir saßen bei Tisch, und meine Mutter verteilte Kohlrouladen. Plopp, drei Kohlrouladen auf den Teller. Ich öffnete den Knopf an meinem Hosenbund und griff nach meiner Gabel.
»Ich brauch ein neues Auto«, sagte ich. »Wo bleibt mein Versicherungsgeld?«
»Du brauchst eine geregelte Arbeit«, versetzte meine Mutter. »Was Festes, mit Sozialleistungen. Du wirst nicht jünger. Wie lang kannst du das noch machen, in Trenton hinter Ganoven herjagen? Wenn du eine feste Anstellung hättest, könntest du ein Auto auf Raten kaufen.«
»Ach, die meiste Zeit ist meine Arbeit ganz ordentlich. Das ist nur jetzt dieser mistige Fall.«
»Du lebst von der Hand in den Mund.«
Was konnte ich da noch sagen? Sie hatte ja recht.
»Ich könnte dir was als Schulbusfahrerin besorgen«, sagte mein Vater, mit seinen Kohlrouladen beschäftigt. »Ich kenn den Mann, der fürs Personal zuständig ist. Diese Schulbusfahrer verdienen ganz gut.«
»Neulich war im Fernsehen was über Schulbusfahrer«, warf Großmama ein. »Da waren zwei Fahrer drunter, die hatten blutende Hämorrhoiden, weil die Sitze überhaupt nichts taugen.«
Mein Auge hatte wieder zu zucken begonnen. Ich drückte einen Finger darauf.
»Was ist mit deinem Auge?« fragte meine Mutter. »Hast du wieder dieses Zucken?«
»Ach, beinah hätt ich’s vergessen«, sagte Großmama. »Heut war eine von deinen Freundinnen da. Sie hat dich gesucht. Ich hab gesagt, du wärst arbeitsmäßig unterwegs. Sie hat mir
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