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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Stammlokale ab. Mal sehen, ob wir da ein bißchen Unruhe stiften können.«
    »Ich häng im Wind, Baby.«
    Was immer das auch bedeuten mochte.
    »Ich hab nen genauen Plan gemacht«, sagte Sally, als er den Wagen auf einen kleinen Parkplatz neben einem Restaurant in der Stadtmitte fuhr. »Das ist die erste Station.«
    Auf dem Schild an der Hauswand stand: »Dantes Inferno«. Sehr vielversprechend.
    »Lassen Sie sich von dem Namen nicht beeindrucken«, sagte Sally. »Es ist nur ein Restaurant. Es gibt da besonders pikantes Essen. Und Sugar mag pikantes Essen.«
    Das Restaurant bestand aus einem einzigen großen Raum. Die Wände waren mit Pseudofresken dekoriert, die bocksbeinige Unholde bei neckischem Spiel in der Hölle zeigten. Sugar war nicht da.
    Zwei Männer winkten Sally zu, und Sally winkte zurück. Er ging durch den Saal zu ihrem Tisch.
    »Hey, Kumpel«, sagte er. »Ich bin auf der Suche nach Sugar. Ihr habt ihn wohl nicht zufällig heut abend gesehen?«
    »Nein, leider«, sagten sie. »Wir haben Sugar die ganze Woche nicht gesehen.«
    Nach Dantes Inferno drehten wir eine Runde durch alle Bars und Restaurants, die Sally auf seiner Liste hatte, aber ohne Erfolg.
    »Wissen Sie, das ganze ist ziemlich grotesk«, sagte Sally schließlich. »Da rennen wir rum und suchen Sugar, aber ganz ehrlich gesagt, ich würd mir in die Hose scheißen, wenn er plötzlich auftauchte. Ich mein, der Kerl ist doch total durchgeknallt. Der wär imstande, mich mit seinem beschissenen Feuerzeug anzuzünden.«
    Ich bemühte mich, nicht daran zu denken. Ich tröstete mich damit, daß ja Ranger in der Nähe war – irgendwo. Und ich bemühte mich, vorsichtig zu sein, hellwach und auf der Hut, Augen und Ohren offen zu halten, um sofort reagieren zu können. Ich sagte mir, wenn Sugar es drauf abgesehen hätte, mir ins Gesicht zu springen und sich handgreiflich an mir zu rächen, hätte ich eine Chance. Wenn er mich aber einfach um die Ecke bringen wollte, würde er das wahrscheinlich schaffen. Der Kugel eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren zu haben glaubt, entgeht man nicht so leicht.
    Die Sonne war untergegangen, und es war dunkel geworden, meinem Nervenkostüm nicht zuträglich. Zu viele Schatten jetzt. Sally hatte fast in jeder Kneipe und jedem Restaurant, wo wir gewesen waren, Bekannte getroffen. Keiner hatte angegeben, Sugar gesehen zu haben, aber das mußte nicht unbedingt die Wahrheit sein. Die Schwulen hielten zusammen, und Sugar war beliebt. Es war meine Hoffnung, daß jemand gelogen und einen Anruf gemacht hatte, der Sugar auf die Beine bringen würde.
    »Wieviel Lokale haben wir jetzt noch vor uns?« fragte ich Sally.
    »Noch ein paar Clubs. Das Ballroom heben wir uns für zuletzt auf.«
    »Meinen Sie, Sugar ist in Frauenkleidern unterwegs?«
    »Das ist schwer zu sagen. Kommt auf seine Stimmung an. In voller Montur würde er sich wahrscheinlich sicherer fühlen. Jedenfalls geht’s mir immer so, das weiß ich. Du knallst die Schminke drauf und fühlst dich affenstark.«
    Das konnte ich nachvollziehen. Je größer meine Unsicherheit, desto dicker mein Make-up. In diesem Moment zum Beispiel hätte ich mir liebend gern die Augenlider mit leuchtend blauem Lidschatten beschmiert.
    Wir schauten ins Strip, ins Mama Gouches und ins Curly. Blieb nur noch das Liberty Ballroom. Ich fuhr durch das Regierungsviertel, das nachts immer wie ausgestorben ist. Riesige leere Parkplätze, die im gespenstischen Licht von Halogenlampen liegen. Menschenleere Gebäude mit schwarzen Fenstern wie tote Augen. Unheimlich.
    Das Ballroom war ein Stück weiter, neben einem Altenheim, einem riesigen Kasten, den alle nur das Endlager nannten.
    Den ganzen Abend hatte Sally den Leuten, die wir getroffen hatten, erzählt, daß wir zum Abschluß ins Ballroom gehen würden. Jetzt, da wir hier waren, packten mich Angst und finstere Vorahnungen. Ich wußte einfach, daß Sugar da drinnen war. Ich wußte, daß er auf uns wartete.
    Ich stellte den Wagen ab und schaute mich nach Ranger um. Er war nirgends zu sehen. Natürlich, weil er im Wind hängt, sagte ich mir. Den Wind kann man nicht sehen. Oder vielleicht ist der Wind auch nach Hause gebraust, um sich vor der Glotze niederzulassen.
    Sally, der neben mir saß, spürte es auch. Wir sahen einander an und verzogen die Gesichter.
    »Packen wir’s an«, sagte ich.

15
    Sally und ich blieben an der Tür stehen und schauten uns um. Tresen und kleine Tische vorn. Eine kleine Tanzfläche hinten. Sehr dunkel. Sehr voll.

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