Aller guten Dinge sind vier
fuhr einen alten vergammelten Escort. Wenn sie tatsächlich in Falschgeld schwamm, gab sie es jedenfalls nicht für Autos aus. Ich wartete, bis sie ein Stück gefahren war, dann kroch ich aus meiner Lücke und folgte ihr. Nach ungefähr einem Kilometer hatte ich eine deprimierende Ahnung, wohin sie wollte. Nach einem weiteren Kilometer war ich sicher. Sie fuhr nach Hause. Maxine war nicht Albert Einstein, aber ich hielt sie auch nicht für dumm genug, sich im Haus ihrer Mutter zu verstecken.
Mrs. Nowicki parkte vor ihrem Haus und ging rein. Hätte ich den Verdacht gehabt, daß Maxine sich im Haus befand, so hätte ich als Kopfgeldjägerin mit Fug und Recht das Haus mit gezogener Schußwaffe stürmen dürfen. Aber ich hatte nicht die Absicht, das zu tun. Erstens hatte ich keine Schußwaffe bei mir. Und zweitens wäre ich mir wie eine Idiotin vorgekommen.
»Ich denk, es kann nicht schaden, wenn ich mal mit ihr rede«, sagte ich.
Sally und ich klopften, und Mrs. Nowicki machte uns auf. »Schau einer an!« sagte sie.
»Wie geht es Ihrem Kopf?« Ich versuchte es auf die freundliche Tour, weil ich hoffte, sie damit aus der Reserve locken zu können.
Sie zog an ihrer Zigarette. »Meinem Kopf geht’s glänzend. Wie geht’s Ihrem Auto?«
Sehr freundlich. »Ich hab der Versicherung so leid getan, daß sie mir diesen Porsche geschenkt haben.«
»Na klar, wer’s glaubt wird selig«, entgegnete sie. »Der Porsche gehört dem Freak.«
»Haben Sie Maxine in letzter Zeit gesehen?«
»Seitdem sie unten in Point Pleasant abgehauen ist, nicht mehr.«
»Sie sind früh wieder zurückgekommen.«
»Ich konnte keinen Sand mehr sehen«, versetzte sie. »Was interessiert Sie das überhaupt?«
Ich drängte mich an ihr vorbei ins Wohnzimmer. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich ein bißchen umschau?«
»Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Den brauch ich gar nicht.«
Sie folgte mir durchs Haus. »Das ist doch reine Schikane.«
Es war ein kleiner Bungalow. Ebenerdig. Leicht zu sehen, daß Maxine nicht hier war. »Sie sind anscheinend beim Packen.«
»Ja, ich schmeiß mein ganzes Dior-Zeug raus. Ich hab beschlossen, daß ich jetzt nur noch Versace trag.«
»Wenn Sie Maxine sehen…«
»Klar, dann ruf ich Sie an.«
Neben der Tür stand ein Sessel und ein kleiner Beistelltisch. Auf dem Tisch lag eine .38er.
»Rechnen Sie damit, daß Sie die brauchen werden?« fragte ich.
Mrs. Nowicki drückte ihre Zigarette in dem Aschenbecher neben der Kanone aus. »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
Als wir wieder im Wagen saßen, meldete sich mein Piepser. In der Anzeige erschien die Nummer meiner Mutter.
Großmama Mazur meldete sich auf meinen Rückruf. »Wir wollten nur wissen, ob du zum Abendessen zu Hause bist«, sagte Großmama.
»Wahrscheinlich.«
»Und Sally?«
»Sally auch.«
»Ich hab gesehen, daß er Straß in den Ohren hatte, als er heute wegging. Was meinst du, soll ich mich zum Abendessen umziehen?«
»Nicht nötig.«
Ich fuhr noch einmal zum Supermarkt zurück. Nach einem letzten Detail mußte ich Bernie noch fragen.
Sally und ich torkelten durch die Hitze in den klimatisierten Laden. Bernie war gerade dabei, Salatköpfe von angefaulten Blättern zu säubern, als er uns bemerkte. Seine Augen wurden groß wie Untertassen, und als wir zu ihm traten, konnte er kaum noch stillstehen vor lauter Aufregung.
»O Mann«, sagte er, »Sie sind wieder da! Wahnsinn!« Er strahlte Sally an und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, als wollte er ihn am liebsten in die Arme schließen. »Ich hab mir vorhin schon gedacht, daß Sie’s sind, aber ich war nicht sicher. Aber wie ich Sie jetzt wiedergesehen hab, war’s mir klar. Sie sind Sally Sweet! Mann, ich bin bestimmt ihr größter Fan. Ja, echt, Ihr größter Fan. Der Club ist schon fast mein zweites Zuhause. Diese Revue ist einfach eine Wucht. Ihr Typen seid spitze! Und diese Sugar! Die ist echt die Größte. Die könnte mir gefallen. Das ist bestimmt die schönste Frau, die ich je gesehen hab.«
»Sugar ist ein Mann«, sagte ich.
»Hören Sie auf!«
»Hey«, sagte ich. »Ich kenne mich da aus.«
»Ach ja. Hatt ich ganz vergessen. Sie sehen so normal aus.«
»Hat Francine Nowicki wieder mit einem Zwanziger bezahlt?«
»Ja. Ich hab ihn hier.« Er zog ihn aus seiner Hemdtasche. »Und ich hab getan, was Sie mir geschrieben haben. Ich hab ihr nur Gemüse für einen Tag gegeben. Ist mir, ehrlich gesagt, ziemlich schwergefallen, ich hätt
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