Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
Vom Netzwerk:
Luftballons platzen zu lassen, und den beiden älteren Kindern einer Kollegin von Ruth. Daisy und Ben, die Älteren, versuchen, die Kleinen zum Mitmachen zu animieren, spielen schließlich aber allein und mit großem Ernst die Reise nach Jerusalem. Ben gewinnt eine Flickenpuppe, die er schweigend an seine Mutter weiterreicht.
    Shona, strahlend schön in ihrer rosa Samttunika, sitzt mit Kate auf dem Boden, sodass alle, die sie nicht näher kennen, prophezeien, was für eine tolle Mutter sie werden wird. Ruth lächelt unverbindlich. Sie kennt Shona schon sehr lange. Begegnet sind sie sich bei einer Ausgrabung vor zwölf Jahren. Es war die Ausgrabung, bei der Erik seine Sternstunde hatte und den Henge aus der Bronzezeit entdeckte. Auch Cathbad spielte damals eine tragende Rolle und organisierte die Protestbewegung, um zu verhindern, dass der Henge ins Museum kam. Shona hatte sich auf die Seite der Demonstranten geschlagen, so wie auch Ruth und Erik bis zu einem gewissen Grad. Der Henge wurde trotzdem fortgebracht, und obwohl im Treibsand des Salzmoors keine Spur von ihm zurückgeblieben ist, bestimmen die Nachwirkungen jenes Sommers noch immer das Leben zahlloser Menschen. Ruth hat sich einmal von Shona verraten gefühlt, der schönen Shona, die jeden Mann bekam, den sie haben wollte, doch ihre Sehnsucht nach einer Freundin erwies sich als stärker, und sie haben es geschafft, ihr Verhältnis wieder zu kitten. Inzwischen lebt Shona mit Ruths Chef Phil zusammen und erwartet ein Kind von ihm. Sie ist selig vor Glück, und so behält Ruth ihre Zweifel für sich, auch wenn sie sich fragt, wie ihre glamouröse Freundin die kurzen Nächte, die Krabbelgruppen und die
Teletubbies
auf Endlosschleife wohl verkraften wird. Shona kann tatsächlich gut mit Kate umgehen, und vielleicht findet sie sich ja ganz mühelos in die Mutterrolle ein. Falls es wirklich so kommen sollte, muss Ruth sich unbedingt ein paar Tipps von ihr geben lassen.
    Als Alleinunterhalterin bleibt Shona allerdings weit hinter Cathbad zurück, der viel zu spät eintrifft, die Kinder dann aber umgehend zu einer wilden Polonaise animiert: über das Sofa, die Treppe hoch und wieder hinunter und bis hinaus in Ruths kleinen, verwilderten Garten.
    «Hat er selbst Kinder?», erkundigt sich eine der Kleinkind-Mütter, während sie ihren Sprössling aus einer Brombeerhecke klaubt.
    «Eine Tochter. Sie ist aber schon fast erwachsen.»
    «Er wirkt so … vital.»
    «Allerdings.»
    «Woher kennst du ihn?»
    «Er ist ein Kollege von der Uni.» Ruth sieht sich außerstande, ihre ganze Geschichte mit Cathbad aufzurollen. Dass sie ihn bei den Henge-Grabungen kennengelernt hat und er dann wieder auftauchte, als im Salzmoor ein Kind verschwand. Dass er seither immer aufgetaucht ist, wenn sie in Lebensgefahr war. Und dass er sich zum inoffiziellen Schutzengel ernannt hat, nicht nur für Ruth und Kate, sondern auch für den betont undankbaren DCI Harry Nelson.
    «Er ist Kates Taufpate», ergänzt sie.
    «Ach so.» Die Mutter wirkt erleichtert, als wäre Cathbads Anwesenheit damit hinreichend erklärt. Ruth hält es für überflüssig zu erwähnen, dass Cathbad außerdem Druide ist. Zum Glück trägt er heute seinen Umhang nicht.
    Als Nächstes geht Cathbad dazu über, große Teile des Knabberzeugs zu verzehren und ein neues Spiel zu starten, bei dem es darum geht, Erdnussflips in die Luft zu werfen. Ruth schaut auf die Uhr. Es ist fünf. Bald werden sie doch sicher alle nach Hause gehen? Sie beschließt, den Wein zu öffnen.
    «Für mich nicht», sagt Cathbad, der gerade ein paar Zaubertricks unter Verwendung von Schottischen Eiern im Hackfleischmantel vorführt. «Ich muss noch fahren.»
    «Du bist eh schon im Geschmacksverstärkerrausch.»
    «Ich amüsiere mich nur.»
    «Schön, dass du gekommen bist.»
    Cathbad grinst. Mit seinem dunklen Teint und dem ergrauenden, zum Pferdeschwanz gebundenen Haar erinnert er ein wenig an einen Piraten. «Alles in den Paten-Pflichten inbegriffen. Und du weißt ja, ich bin grundsätzlich auf Seiten des Chaos. Aber sag mal, Ruth …», er senkt die Stimme, «was war da eigentlich gestern wirklich los im Museum?»
    Ruth ist sofort auf der Hut. Als Expertin für forensische Archäologie war sie bisher dreimal in polizeiliche Ermittlungen verwickelt, und jedes Mal hat Cathbad es geschafft, sich ebenfalls einzumischen, was in einem Fall dramatische Folgen hatte. Es macht sie misstrauisch, dass er offenbar schon von dem Todesfall im Museum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher