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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Haut vom Schädel entfernt wurde. Der Mann wurde skalpiert.

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    10
    Cathbads Schweigen ist schnell erklärt: Er unterstützt die Polizei bei ihren Ermittlungen. Besser gesagt, er hat Nelson und Judy in seinem Wohnwagen am Strand von Blakeney zu Gast. Cathbad scheint wild entschlossen, das Ganze tatsächlich wie einen privaten Besuch zu behandeln, bietet ihnen Tee und Brownies an, erkundigt sich nach Michelle und den Mädchen. Nelson reagiert schroff. Er ist sauer, dass Cathbad ihn überhaupt in diese Lage gebracht hat. Was zum Geier machen seine Fingerabdrücke am Tatort? Ist der Mann eigentlich überall?
    Nelson glaubt zwar nicht, dass Cathbad Neil Topham umgebracht hat, aber irgendwie hängt er da mit drin. Er war an dem Tag im Museum, und was die Elginisten betrifft, so sind sie wie für ihn gemacht. Nichts schätzt Cathbad mehr als einen gepflegten Kampf mit Autoritäten, und so etwas ist genau seine Kragenweite.
    «Du weißt vermutlich, warum wir hier sind», eröffnet Nelson die Partie.
    «Das wirst du mir sicher gleich sagen», gibt Cathbad vergnügt zurück.
    Den Wohnwagen zu durchqueren ist nicht leicht. Von der Decke hängen Objekte, und überall stehen Möbel herum, die größtenteils so mit Stoff behängt sind, dass man nicht weiß, ob man gerade über einen Stuhl oder einen Tisch gestolpert ist. Nelson verheddert sich in einem Traumfänger aus Muscheln und schlägt hektisch danach, bis der Traumfänger herunterfällt.
    «’tschuldigung», brummt Nelson, ohne es zu meinen.
    «Macht nichts», sagt Cathbad. «Ich bastele einen neuen.»
    «Verkaufst du die an leichtgläubige Touris?» Nelson lässt sich erleichtert auf eine Bank fallen.
    «Nein. Ich schenke sie Menschen, die mir besonders viel bedeuten», sagt Cathbad und sieht dabei Judy an, die den Blick abwendet.
    Nelson, selbst nicht allzu stolzer Besitzer zweier Traumfänger aus Cathbads Produktion, kommt gleich zur Sache.
    «Wir haben deine Fingerabdrücke im Museum gefunden. Würdest du uns netterweise erklären, wie das kommt?»
    Cathbad macht es sich auf seinem Zauberthron mit der hohen Lehne bequem und lächelt. Nelson mustert ihn finster. Er traut Cathbad nicht, wenn er lächelt.
    «Ich war am Samstag im Museum», sagt er. «Das weißt du doch. Ich wollte zur Öffnung von Bischof Augustines Sarg.»
    «Aber wieso sind deine Fingerabdrücke dann im Saal für Lokalgeschichte, der für die Öffentlichkeit geschlossen war?»
    Cathbad seufzt. Er sieht Judy an. «Warst du schon mal im Smith-Museum?», fragt er sie. «Eine faszinierende Sammlung.»
    Judy hantiert mit ihrem Telefon. Sie sieht auch heute wieder müde aus, denkt Nelson, und auf der Fahrt vom Revier hierher hat sie kaum einen Ton gesagt. Herrgott, wenn sie bloß nicht schwanger ist!
    Jetzt erwidert sie Cathbads Blick. «Einmal, als ich noch zur Schule ging. Ich fand’s langweilig.»
    Cathbad ist offenbar begeistert von dieser Antwort. Er lacht. «Dann musst du unter die Oberfläche schauen. Da lauert Schreckliches.»
    Langsam hat Nelson die Nase voll. «Du gibst mir jetzt eine klare Antwort», bellt er, «oder wir setzen dieses Gespräch auf dem Revier fort. Warst du an dem Tag im Saal für Lokalgeschichte oder nicht?»
    «Ja, Detective Chief Inspector», sagt Cathbad gespielt unterwürfig, «ich war dort. Gegen zwei bin ich angekommen. Es war kein Mensch zu sehen, obwohl das Essen und die Drinks in der Ahnengalerie schon aufgebaut waren. Da bin ich in den Saal für Lokalgeschichte gegangen, um Bischof Augustine meine Aufwartung zu machen.»
    «Wozu?»
    «Er war ein hochinteressanter Mensch. Er galt allgemein als Heiliger. Und angeblich beherrschte er die Fähigkeit der Bilokation, konnte an zwei Orten gleichzeitig sein.»
    Dass Cathbad darauf abfährt, ist Nelson sofort einsichtig. «Und als du dort warst», fragt er, «hast du da den Direktor gesehen?»
    «Nein. Es war keine Menschenseele da.»
    «Kanntest du Neil Topham? War er vielleicht mal auf einer deiner schrägen Versammlungen?»
    «Ich bin ihm ein-, zweimal bei Veranstaltungen im Museum begegnet», erwidert Cathbad würdevoll. «Als Freund würde ich ihn allerdings nicht bezeichnen.»
    «Aber an dem Tag hast du ihn nicht gesehen?»
    «Nein.»
    «War sonst etwas seltsam in dem Saal, als du dort warst?»
    Cathbad hebt die Brauen. «Abgesehen von dem riesigen, dreckverschmierten Sarg, meinst du? Nein.»
    «Lag irgendwas auf dem Boden? War ein Ausstellungsstück nicht an seinem Platz?»
    «Nein, ich glaube

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