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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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emotionaler als Hannes. Ich hatte den Eindruck, dass er regelrecht blass wurde, als ich ihm berichtete, was sich heute Morgen abgespielt hatte. »Er hat dich bedroht?«
    »Ich habe mich jedenfalls bedroht gefühlt«, sagte ich unglücklich. Es ist ja manchmal so mit diesen Geschichten: Im Nachhinein fragt man sich, ob man nicht überreagiert oder etwas Falsches in die Sache reininterpretiert hat.
    »Was fällt diesem Knacki ein?«, rief er empört. »Auf jeden Fall hast du das einzig Richtige getan, Marie. Ich möchte nicht, dass du da noch mal hinfährst, auch wenn dir die Kinder leidtun.«
    »Tja, das ist der Punkt«, sagte ich bedauernd. »Die hatten sich gerade an mich gewöhnt. Die hatten sogar angefangen, freiwillig zu spülen!«
    Henning grinste spöttisch. »Na so was. Das hast du noch nicht mal bei unseren Kindern geschafft.«
    »Tja, man wird eben besser mit den Jahren.«
    »In gewisser Hinsicht schon«, sagte er und hatte plötzlich wieder dieses Lächeln, bei dem mir nach wie vor kribbelig wurde. Eigentlich konnte ich mich jetzt gut fühlen. Ich hatte etwas zu Ende gebracht, von dem mir alle bestätigten, dass es richtig war. Aber trotzdem nagte noch das Gefühl an mir, dass ich nach wie vor keinen klaren Plan für mein Leben hatte.
    Ich holte mir einen Kaffee und setzte mich wieder ihm gegenüber. »Du kennst doch Dr.   Göbel in Bredenscheid, den Frauenarzt«, sagte ich.
    »Hattest du nicht letzte Woche deine Vorsorge dort?« Sein Blick wurde ernst. »Stimmt etwas nicht?«
    »Doch, doch, alles in Ordnung. Aber ich habe seine Frau getroffen. Und die hat mich gefragt, ob ich nicht bei dieser Kleiderkammer mitarbeiten möchte, die sie mit ein paar anderen Frauen betreibt.« Ich erzählte ihm ein bisschen mehr über das Projekt und dass ich dort quasi schon tätig geworden war.
    »Das wäre eigentlich genau dein Ding«, sagte Henning.»Aber es macht ja wohl wenig Sinn, da jetzt einzusteigen, wenn du nach kurzer Zeit schon wieder weg bist.«
    »Du meinst Chongqing.«
    »Na klar.«
    Für mich war das nicht so klar. »Ich habe darüber nachgedacht, Henning. Ich weiß nicht, was ich da machen soll.«
    »Was heißt das, was du da machen sollst?«
    »Womit ich die Zeit dort totschlage. Ich kenne da keinen, ich kann da nicht arbeiten, und Hannes hat gesagt, es wäre ganz normal, dass man mehrere Dienstboten hat, die den Haushalt erledigen. Ich kann doch nicht zwei Jahre lang nur dasitzen und Bücher lesen, oder?«
    Henning verzog das Gesicht und ich ahnte, dass ich gerade einen Fehler gemacht hatte. »Wieso unterhältst du dich mit Hannes über so etwas? Das geht den doch gar nichts an.«
    »Ich hab ihn gefragt, weil er schon mal in China war.«
    »Frag doch mich. Ich war auch schon mal in China.«
    »Ja, schon«, sagte ich. »Aber du möchtest schließlich, dass ich mitkomme.«
    Er knallte seinen Suppenlöffel so heftig auf den Tisch, dass er bis zu mir hinüberhüpfte. »Und Hannes möchte, dass du hierbleibst, oder was? Marie, was geht denn hier ab?«
    »Gar nichts«, sagte ich lahm. »Aber mit irgendjemandem muss ich doch darüber sprechen können. Das ist schließlich ein großer Schritt.«
    »Da kannst du dir zum Kuckuck noch mal jemand anderen suchen als Hannes Hoffmeister! Der lacht sich doch bestimmt schlapp, dass ausgerechnet meine Frau zu ihm kommt und sich Rat holt!«
    So langsam, fand ich, wurde es lächerlich mit seiner Aversion. »Henning, du hast ihn ewig nicht gesehen. Erist nicht mehr der Knaller von früher. Du würdest dich vielleicht sogar gut mit ihm unterhalten. Er hat einen alten Mercedes restauriert, der würde dir gefallen.«
    »Ach, darauf willst du mich reduzieren? Ich soll mich mit ihm über Autos unterhalten, während er dir Tipps gibt, wie du dein Leben gestalten sollst? So siehst du mich also?«
    »Nun werd nicht albern«, sagte ich. »Aber du musst doch wohl zugeben, dass es ein großer Schritt ist, hier alles aufzugeben und nach China zu gehen. Und da will ich einfach mit anderen Leuten drüber sprechen und deren Meinung hören.«
    »Und da hörst du am liebsten, dass das für dich nicht das Richtige ist«, sagte er bissig. »Hör mal, ich gehe auch nach China. Ich gebe auch vieles hier auf und muss mich dort auf völlig andere Verhältnisse einlassen. Vielleicht denkst du mal darüber nach, dass ich es sein werde, der da eine Firma aus dem Boden stampfen soll und von dem erwartet wird, dass er sich dafür den Arsch aufreißt. Ist es da zu viel verlangt, dass ich möchte, dass

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