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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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brüllte Henning. »Was war mit dem Überfall im Kiosk? Warst du dabei?«
    »Ja klar, ich stand hinter dem Zeitschriftenständer, da kam dieser Kerl und wedelte mit einer Waffe   …« Das war jetzt blöd erzählt, wurde mir klar.
    »Eine Waffe?!?« Ich hatte Angst, er würde gleich am Telefon einen Herzinfarkt kriegen.
    »Man konnte das nicht genau erkennen«, sagte ich beruhigend. »Und so schlimm war’s ja dann auch nicht.«
    »Marie!«, japste er. »Du erlebst, wie jemand mit einer Waffe versucht, einen Kiosk zu überfallen, und willst mir dann klarmachen, es wäre nicht schlimm gewesen?«
    »Der hatte so eine Socke«, versuchte ich ihm zu erklären. »Die Polizistinnen haben das auch nicht so ernst genommen. Er hat auch gar nichts erbeutet, nur dieser Mann hinter ihm hat ihm fünf Euro geschenkt.«
    Henning atmete schwer. »Da ist also ein Vorfall, bei dem die Polizei eingeschaltet wurde, und du hältst es nicht für nötig, mir davon zu berichten? Marie, was soll ich denn davon halten? Was enthältst du mir denn sonst noch alles vor? Das ist doch gar nicht deine Art.«
    »Ich weiß auch nicht«, sagte ich schuldbewusst. Erst jetzt wurde mir klar, dass das ziemlich blöd gelaufen war. »Ich hatte mich so über Nicole geärgert, weil sie mich mit ihrem Frauenarzt verarscht hatte, und der Stress mit der Schultüte   …«
    »Marie«, sagte Henning jetzt ganz leise und scharf,»wenn ich noch ein Wort von dieser Schultüte höre, dann   … Verstehst du, ich fühle mich auch verarscht, wenn du mir so etwas nicht erzählst. Du gerätst da in Situationen, die können auch ganz anders enden, und tust dann so, als wäre das eine zu vernachlässigende Kleinigkeit. Ich komme da nicht mit.«
    »Tut mir leid«, sagte ich unglücklich. Gleichzeitig spähte ich auf die Uhr: kurz vor halb neun. Ich könnte es noch in den Supermarkt schaffen, um die Süßigkeiten für das Ding mit neun Buchstaben zu besorgen, das ich nicht mehr namentlich erwähnen durfte. Einerseits würde ich liebend gern mit ihm in diesem Gespräch Frieden schließen, obwohl ich nicht glaubte, dass wir das heute Abend noch hinkriegen würden. Andererseits machte der Supermarkt um neun Uhr zu.
    Ich hörte ihn tief seufzen. »Marie, ich weiß nicht, was im Moment mit uns los ist. Ich dachte, es wird besser, wenn man älter wird und reifer und die Kinder einen nicht mehr so mit Beschlag belegen, aber   … Irgendwie ist da im Moment der Wurm drin. Manchmal denke ich, ich sollte gar nicht mehr anrufen. Jedes Mal gibt es wieder etwas, das mich total sauer macht.«
    »Tut mir leid«, sagte ich noch mal. »Ich weiß doch auch nicht, was los ist.« Obwohl mir schon Stichworte dazu einfielen: China zum Beispiel oder diese bescheuerte Eifersuchtsdramatik um Hannes Hoffmeister.
    »Komm, lass uns für heute aufhören«, schlug er vor, und ich spürte Erleichterung. Wobei es an sich schrecklich ist, erleichtert zu sein, wenn der eigene Mann mit einem nicht weiter telefonieren will. Da gab es doch ganz andere Zeiten, wo wir uns endlose Male vornahmen, jetzt gleich aufzulegen (zumal da das Telefonieren noch ein Vermögen kostete) und doch nicht dazu in der Lage waren.
    »Ich melde mich morgen wieder«, sagte Henning. »Pass bis dahin auf dich auf.«
    Daran dachte ich, als ich kurze Zeit später auf den Parkplatz des Supermarkts einbog. Zum Glück war es Sommer und noch nicht völlig dunkel, aber die obercoolen Jugendlichen, die sich rauchend bei den Glascontainern herumtrieben, waren nicht besonders vertrauenerweckend. Ob sich in ein paar Jahren die Nowakowski-Kinder auch hier herumdrücken würden? Als ich Gonzalez’ Trikot wusch, hatte es schon leicht nach Qualm gestunken, aber das hieß ja noch nichts. Trotzdem machte ich mir so meine Gedanken.
    In Rekordgeschwindigkeit erwarb ich einen Haufen bunter, kalorienreicher, ungesunder Sachen für diese vermaledeite Schultüte und war froh, als ich wieder im Auto nach Hause saß. Das hätte mir noch gefehlt, jetzt und hier in Schwierigkeiten zu geraten. Ich hätte keinen Weg gewusst, Henning das vernünftig zu erklären.
    Aber so konnte ich in Ruhe die Schultüte füllen, sie mit der lila Folie verzieren und auch das Klassenfreunde-Buch noch hübsch einpacken. Zu gern hätte ich etwas gekocht, um wie die anderen Familien danach noch zusammen zu feiern, zumal dann auch Nicole dabei sein könnte. Aber der Gedanke an den aggressiven Maik reichte aus, um diesen Wunsch rasch wieder im Keim zu ersticken. Mit dem als

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