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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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nicht den Boiler reparieren lassen, Herr Hoffmeister? Damit die wenigstens duschen können?«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass der kaputt ist«, sagte er überrascht. »Und hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten mich Hannes nennen?«
    »Mag sein«, sagte ich. »Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass mein Mann das befürworten würde.«
    »Ach je«, sagte er. »Ist er immer noch eingeschnappt nach all den Jahren?«
    »Er hat nicht gerade gejubelt, als ich ihm von Ihnen erzählt habe«, erwiderte ich. »Was ist denn zwischen Ihnen vorgefallen, dass er nach all den Jahren noch eingeschnappt sein könnte?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Ich könnte sie Ihnen erzählen, wenn Sie einen Kaffee mit mir trinken.«
    Meine Neugier, ergänzt durch das Wissen, dass es bei diesem Menschen guten Kaffee gab, verhinderte eine Ablehnung. Natürlich wäre Henning entrüstet, wenn er das wüsste, aber er wusste es ja nicht. Und ich würde es ihm auch nicht erzählen. Im Augenblick gab er mir ja sowieso keine Chance dazu. Das hatte er davon.
    Ich folgte Hannes in das mir bereits bekannte Besprechungszimmer.Heute war es allerdings übersät mit Aktenordnern und anderen Unterlagen.
    »Scheiße«, sagte er. »Ich wusste doch, da war noch was. Gestern war die Frau von meinem Steuerberatungsbüro hier.« Er begann etwas unsystematisch, Ordner zusammenzuklappen. Einige standen bereits neben der Tür auf der Erde.
    »Lassen Sie mich das machen«, schlug ich vor, »und Sie holen den Kaffee. Oder legen Sie Wert auf eine bestimmte Ordnung?«
    »Alphabetisch wär nicht schlecht«, sagte er und entfernte sich.
    Alphabetisch konnte ich. Rasch schloss ich die Ordner und sortierte sie zu den anderen, bis sowohl »Kunden« als auch »Lieferanten« ordentlich aufgereiht standen, getrennt durch zwei Bankordner. Die Schnellhefter mit den sonstigen Dokumenten legte ich obendrauf. So schwer war das nicht gewesen.
    »Vielen Dank«, sagte Hannes und stellte sein Tablett auf den Tisch. »Tut mir leid. Musste gestern ein bisschen plötzlich weg.«
    »Sie brauchen sich bei mir nicht zu entschuldigen«, sagte ich. »Das tut Frau Nowakowski auch nicht, und bei der sieht’s schlimmer aus.«
    »Allerdings«, sagte er. »Und Sie fühlen sich jetzt berufen, ihren rettenden Engel zu spielen?«
    »Nicht wirklich«, erwiderte ich. »Ich denke, meine Mission ist jetzt beendet.« Ich fühlte mich nicht besonders gut, als ich das sagte, aber zum einen hatte ich keine Lust, mich wegen dieser Sache dauerhaft mit Henning anzulegen, und zum anderen ärgerte ich mich darüber, dass ich Kevin nicht angetroffen hatte. Wenn man schon was für die Leute tut, dann sollen sie sich wenigstens an Absprachen halten.
    »Na gut«, meinte er. »Ich hatte mich auch schon gewundert, was Sie hier wollen. Irgendwie passt das nicht zu Ihnen.«
    »Was glauben Sie denn, was zu mir passt?« Ich war ein bisschen aggressiv, weil er meinen wunden Punkt angesprochen hatte. Ich wusste doch selbst nicht, was zu mir passte. Bestimmt war ich nicht zur Sozialarbeiterin geboren, aber ich sah mich auch nicht als Golf spielende Hundefanatikerin wie Angelika oder wie Hilde in der Welt der schönen Künste aufgehen. Ich war einfach eine Mutter, deren Job beendet ist, weil ihre Kinder das Haus verlassen haben, und die jetzt nicht weiß, wie sie die ihr verbleibende Zeit sinnvoll füllen soll.
    »Dafür kenne ich Sie nicht gut genug«, sagte er mit einem charmanten Lächeln.
    »Tja, ich kenne Sie auch nicht«, konterte ich. »Und ich frage mich auch, ob es zu Ihnen passt, was Sie hier tun.«
    Sein Lächeln wurde noch breiter. »Tatsächlich? Ich verrate Ihnen mal was. Diese Firma hier ist mehr ein Hobby. Wenn ich davon leben müsste, dann würde ich verrückt.«
    Stattdessen, stellte sich heraus, führte er das Unternehmen nur weiter, weil es sich bereits im Haus befunden hatte, als er das Gebäude kaufte. Die beiden Mitarbeiter hätten sonst auf der Straße gestanden, und einige langjährige Kunden hatten ihn auch bekniet, den Betrieb nicht zu schließen. Tatsächlich hatte er vor vielen Jahren mal etwas Wichtiges entwickelt und patentieren lassen, dessen Lizenzen ihm ein komfortables Einkommen garantierten.
    »Und da hatten Sie keine Lust, auf Reisen zu gehen und sich ein Haus in Südfrankreich anzuschaffen?«, fragte ich ungläubig. Das wäre jedenfalls mein Traum, wenn sich Henning in ein paar Jahren pensionieren ließ und die Kinder mit dem Studium fertig waren.
    »Das habe ich alles

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