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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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mit ihm beim Juwelier, um ihn zu beraten.«
    »Sieh mal an«, sagte Henning und fixierte mich überrascht. »Du hast dieses Schmuckstück ausgesucht?«
    Auf keinen Fall würde ich diese Frage mit ja beantworten. Mein Ruf als Frau mit Geschmack wäre für immer dahin. »Findest du nicht auch, dass es thematisch perfekt zu Angelika passt?«
    »Bernhard wusste noch, dass wir gestern vor zehn Jahren unseren ersten King-Charles-Spaniel bekommen haben«, erzählte Angelika. »Ich hätte zwar gedacht, es wäre im Herbst gewesen, aber wenn er sich so sicher ist, dann wird es wohl stimmen. Auf jeden Fall werde ich mich nun immer an unseren Aldo von der Eberesche erinnern. Leider ist er ja vor zwei Jahren an dieser Schilddrüsenerkrankung gestorben.«
    Ich nickte begeistert. »Dein Mann ist kreativ, das muss man ihm lassen.«
    »Es war wirklich eine Überraschung. Und dass er sich daran noch erinnern konnte!«
    Wir folgten Gabi ins Wohnzimmer. Henning ging dicht hinter mir her. »Hast du tatsächlich dieses Teil ausgesucht?«, raunte er mir zu.
    »Wenn du das von mir glaubst«, flüsterte ich zurück, »dann lass ich mich scheiden.«
    »Nicht nötig«, murmelte er. »Ich hätte mich scheiden lassen, wenn du ja gesagt hättest.«
    »Dann ist ja gut, dass ich gerade nicht meine Ehe aufs Spiel gesetzt habe.«
    »Vielleicht hätte der Juwelier dir eine neue Zukunft geboten«, meinte er mit einem Funkeln in den Augen. »Der hat bestimmt noch mehr Pretiosen von der Sorte.«
    »Ach, ich weiß nicht«, gab ich zurück. »So viel Glanz könnte ich nicht ertragen.«
     
    Wir kamen gut gelaunt zurück, von Ärger über das Kindergarten-Projekt keine Spur mehr. Insofern hatte es sich ausgezahlt, dass ich die Eiszeit schweigend ertragen hatte, und Henning hatte natürlich auch registriert, dass ich Kevin nicht noch einmal mit zu uns gebracht hatte. Er kannte zwar die Hintergründe nicht, aber das war egal.
    Irgendwie hatte es auch sein Gutes, dass wir nun ein kinderloses Ehepaar waren, denn nachdem wir uns noch ein Glas Wein genehmigt und auf der Couch Platz genommen hatten, konnten wir uns seit langem mal wieder aneinanderkuscheln, ohne darüber nachzudenken, wo Christoph war und wann er wiederkommen würde. Eigentlich war es ja albern, dass wir uns darüber Gedanken machten und wie bei etwas Verbotenem auseinanderfuhren, wenn wir die Haustür früher als erwartet aufgehen hörten, aber wir waren nun mal so.
    »Offenbar hat Bernhard ja ordentlich investiert, um Angelika zu beruhigen«, stellte Henning spöttisch fest, nachdem ich ihm ein wenig mehr über die Hintergründe berichtet hatte.
    Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Auch nach all den Jahren war das immer noch gut. »Vielleicht sollte er das öfter tun«, überlegte ich. »Ich fand, sie war heute so locker wie schon lange nicht mehr.«
    »Eventuell lässt sie ihn heute auch an ihr Knie fassen«, meinte er. »Ungefähr so.« Er legte seine Hand auf meinBein, genau dort, wo der Rocksaum endete. »Und dann gestattet sie ihm dies   … und dies   … und dies   …« Jedes Mal schob er seine Hand etwa zehn Zentimeter weiter unter den Rock.
    Bei der Vorstellung musste ich lachen. »Weiter kommt er nicht«, sagte ich. »Denn da liegt ja der Hund.«
    »Dann kann ich ja froh sein, dass wir keinen Hund haben«, stellte Henning fest. Seine Hand war inzwischen noch ein Stückchen weiter gewandert, was ich ziemlich spannend fand. Aber wir brauchten auch keinen Hund, denn just in diesem Augenblick war ausgerechnet die Lebensdauer der Glühbirne in unserer Stehlampe beendet, und wir zuckten beide erschrocken zusammen, als es einen leichten Knall gab und wir plötzlich im Dunkeln saßen.
    Henning wollte erst aufstehen, um den Schaden zu beheben, entschied sich aber dann dagegen. »Brauchen wir gerade Licht?«, fragte er mich.
    Wenn sich die Augen erst mal umgestellt hatten, war es keineswegs stockfinster. Von draußen fiel zumindest genug Licht herein, um sein Glas zu finden, und alles andere war auch durch Fühlen möglich. »So ist es ja auch sehr romantisch«, sagte ich und lehnte mich wieder zurück.
    »Genau«, fand er. »Erinnert mich ein bisschen an unseren ersten Zelturlaub, als wir keine Batterien für die Taschenlampe mitgenommen hatten.«
    »Das fand ich aber gar nicht romantisch«, widersprach ich. »Da hatte ich Schiss. Überall hörte ich komische Geräusche.« Wir hatten keinen Campingplatz gefunden und deshalb schließlich wild gezeltet, und da konnte man ja nie

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