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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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gedacht?«
    »Ich hab diese Hähnchenfilets aus dem Aldi gekauft. Und eine Flasche Rotwein hab ich auch. Aber jetzt verlangen die alle möglichen Sorten Gemüse. Ist Porree dasselbe wie Lauch?«
    »Richtig.« Man könnte meinen, dass meine Tochter nie mitbekommen hätte, wie ich koche. Leider hatte ich sie offensichtlich nicht genügend aktiv daran beteiligt. »Du brauchst Lauch, Möhren, Zwiebeln, Sellerie und Tomaten. Kleinschneiden, andünsten, mit dem Wein und Brühe ablöschen und lange köcheln lassen.«
    »Nee, das geht nicht«, sagte sie. »Erstens kann ich doch nicht so viel Gemüse kaufen, ich hab gar keine Zeit mehr, zum Markt zu fahren. Reicht nicht auch eine Packung von diesem Tiefkühl-Suppengemüse? Da ist doch auch all das Zeug drin.«
    »Lotta, das kannst du alles machen«, sagte ich kopfschüttelnd, »aber dann ist es kein Coq au Vin mehr. Der lebt von den frischen Zutaten und der langsamen Zubereitung.«
    »Deswegen wird er bei McDonald’s nicht angeboten«, setzte Henning hinzu, der noch in der Nähe war.
    »Sag Papa, er kann sich seine Kommentare sparen«, schimpfte sie. »Was kann ich denn stattdessen mit Hähnchenfilet machen?«
    Natürlich wollte sie alle meine Vorschläge gar nicht hören, weil sie entweder zu kompliziert, zu langweilig oder einfach doof waren. Stattdessen steigerte sie sich in eine Art von Selbstmitleid, das völlig irrational war, denn weder hatte jemand anders von ihr verlangt, dass sie etwas kochte   – sie hatte spontan ein paar Leute eingeladen   –, noch hing ihre private oder berufliche Zukunft davon ab. Früher hatte ich das noch ernst genommen und mir Sorgen um ihre psychische Stabilität gemacht. Inzwischen kannte ich das schon und diente nur noch als eine Art Blitzableiter, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
    Sie beendete das Gespräch mit: »Gut, dann fahr ich jetzt noch eben zum Türken und schaue, ob ich frischen Spinat kriege.« Ich wünschte ihr gutes Gelingen und ein schönes Wochenende, denn spätestens am Montagabend würden wir bestimmt wieder miteinander reden.
    »Wann wird die sich jemals von dir abnabeln?«, meinte Henning.
    »Sie ist doch gerade dabei«, sagte ich. »Ich wette, sie macht gleich etwas völlig anderes und verkauft mir das am Montag als großen Erfolg. Und damit beweist sie mir, dass sie unabhängig ist. Obwohl sie erst mal meinen Rat gesucht hat.«
    »Frauen«, murmelte er.
    Immerhin war er nicht mehr so muffelig wie in den letzten Tagen. Ich grinste ihn an. »Genau.«
     
    Abends waren wir eingeladen, und dieses Mal entschied ich mich für das Jäckchenkleid. Es war momentan nicht mehr so warm, und ich hatte die Option, es mit oder ohne Jacke zu tragen. Ich war mir nicht sicher, ob das Hitzewellen waren oder nicht, aber in letzter Zeit hatte ich manchmal innerhalb von zehn Minuten mehrfach das Bedürfnis, meine Jacke aus- und wieder anzuziehen. Immerhin hielt mich das in Bewegung, und darauf musste man in meinem Alter ja auch achten.
    Kurz nach acht standen wir vor der Haustür von Friedhelm und Gabi. Ich hatte keine Ahnung, wer sonst noch eingeladen war, und wurde etwas nervös, als ich in diesem Augenblick auch Bernhard und seine Frau auf uns zusteuern sah. Da konnte ich nur hoffen, dass Angelika ihre eifersüchtige Phase nicht hier austoben würde.
    Aber sie war die Liebenswürdigkeit in Person. »Na, du Geheimniskrämerin?«, begrüßte sie mich. Hinter ihr blinzelte mir Bernhard zu, als wollte er mit seinem Augenlid das Morsealphabet aufsagen. Also hatte er meinen Rat beherzigt und sich was einfallen lassen, und ich war gespannt, was es war. Hoffentlich nicht so eine Fehlleistung wie bei Henning!
    Gabi öffnete die Tür, und bei all dem Küsschen rechts, Küsschen links verlor ich Angelika zunächst ein wenig aus dem Blick. Sie zog ihren Sommermantel aus und enthüllte darunter ein schlichtes blaues Kleid, das bei ihrer eckigen Figur ganz elegant ausgesehen hätte, wenn daran nicht die scheußlichste Brosche geprangt hätte, die ich seit langem gesehen hatte: ein Hund der Bauart, wie sie auch einen hatte, in glänzendem Gold und mit blauen und grünen Steinen besetzt.
    »Na, was sagst du?«, fragte sie mich.
    »Wow«, sagte ich. Das war zumindest unverfänglich, zumal ich nicht wusste, auf was sie sich konkret bezog.
    Zum Glück erfuhr ich es schnell. »Deine Frau hat mit meinem Mann konspiriert«, berichtete sie Henning. »Angeblich ging es immer um irgendwelche Spenden für den Kindergarten, und in Wahrheit war sie

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