Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
Vom Netzwerk:
einige Dinge fand, die nicht aus unserem Haushalt stammten: ein paar Legosteine, einen Kieselstein, einen Schließfachchip aus dem Hallenbadund die Reste eines Kondoms. Vielleicht hätte Nicole das lieber verwenden als irgendwo in einer Tasche vergessen sollen, dachte ich grimmig.
    Ich wurde noch grimmiger, als ich das Sieb wieder einsetzte und feststellen musste, dass das Problem damit noch längst nicht behoben war. Die Trommel drehte sich nicht richtig und gab dabei ein so hässliches Geräusch von sich, dass ich erschrocken die Maschine abstellte und sofort Bruno anrief.
    »Ich habe eine Ahnung, was das sein könnte«, sagte er, nachdem ich ihm den Fall geschildert hatte. »Hatte ich dir nicht gesagt, du solltest die BHs mit den Moniereisen nicht lose in die Maschine tun? Vermutlich ist wieder einer von diesen Drähten rausgerutscht und blockiert die Trommel.«
    »Könntest du jemanden vorbeischicken, der das schnell repariert?«, bettelte ich. »Ich brauche die Maschine dringend, um Hennings Hemden zu waschen.«
    »Tjaaaa   …« Bruno kostete seine Machtposition noch ein bisschen aus. »Eigentlich geht vor nächster Woche gar nichts, Marie. Ich hab noch zwei Männer in Urlaub und Termine ohne Ende.«
    »Komm schon, Bruno«, sagte ich. »Das geht doch schnell, so einen Draht aus der Maschine ziehen. Da kann sicher mal eben jemand zwischendurch vorbeikommen. Ich würde dich nicht drängen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Na ja«, sagte er großmütig, »ich bin gerade auf dem Weg zu einem Termin, da könnte ich etwas eher   …«
    »Perfekt«, sagte ich. »Ich habe auch noch was von dem Portwein, der dir neulich so zugesagt hat.«
    »Überredet«, sagte er. »Ich bin gleich da.«
    Letztlich war es kein B H-Bügel , den er aus meiner Maschine zog, sondern ein Draht von der Sorte, wie man siefür Martinslaternen braucht. »Nanu«, sagte Bruno und reichte mir den Draht mit einer gewissen Heiterkeit, »hat Henning neuerdings Laterne singen als Hobby?«
    »Eher nicht«, sagte ich. »Aber ich habe in letzter Zeit ein paar Maschinen mit Kindersachen für eine Bekannte gewaschen. Du weißt doch sicher, dass die die unmöglichsten Dinge in ihren Taschen haben.«
    »Allerdings«, sagte er und kramte weiter in der Maschine herum. »Da sitzt noch was im Abwasserschlauch, Marie. Reich mir mal diese kleine Zange da.«
    Ich drückte sie ihm in die Hand wie eine O P-Assis tentin den Tupfer. Er dankte es mir, indem er mit triumphierendem Blick die Fetzen eines weiteren Kondoms hervorzog. »Na, die lieben Kleinen sind aber auf der Höhe der Zeit, was?«
    »Was soll ich dazu sagen?«, entgegnete ich schulterzuckend. »In meinem Alter kannst du mich ja wohl von der Liste der Verdächtigen streichen.«
    »Wer weiß, Marie?«, feixte er und begann, die Maschine wieder zusammenzuschrauben. »Wie sieht’s denn mit deinem Gatten aus? Torheit schützt vor Alter nicht, oder wie lautet der Spruch?«
    Vermutlich konnte ich froh sein, dass er nicht auch Mitglied in Hennings Club war, sonst würde mein Mann demnächst wieder verärgert nach Hause kommen, weil Bruno ihm und allen anderen Freunden brühwarm von den Parisern in meiner Waschmaschine erzählt hätte.
    »Hauptsache, ich kann wieder seine Hemden waschen«, sagte ich und versenkte sowohl Laternendraht als auch Gummifetzen im Mülleimer.
    »Hoffen wir’s mal«, sagte Bruno vorsichtig und drehte testweise an der Trommel. Was er feststellte, gefiel ihm offensichtlich nicht, denn er gab dieses handwerkertypische »ouh, ouh« von sich, von dem auch Laien ahnen,dass es nichts Gutes bedeutet. Und dass er nun wieder alles auseinanderschraubte, machte meine Hoffnungen auf eine schnelle Reparatur zunichte.
    Mit bedauernder Miene zog er zehn Minuten später den Kopf aus der Maschine. »Tja, Marie, tut mir leid, aber dafür muss ich leider ein Ersatzteil bestellen. Vor Montag geht da gar nichts, also   … Ruf doch Astrid an, du kannst bestimmt die dringenden Sachen eben bei uns waschen.«
    Was blieb mir anderes übrig? Das sind Dinge, die man nur ungern macht, weil es sowohl für den anderen als auch für einen selbst höchst lästig ist. Natürlich war Astrid hilfsbereit (»dafür hat man doch Freunde«), aber nun musste ich mit einer Wanne triefnasser Weißwäsche und einer Auswahl dunklerer Sachen quer durch die Stadt. Als echte Freundin (und vermutlich auch aus praktischen Gründen) bot sie mir an, ich könnte alles morgen getrocknet wieder bei ihr abholen. Insofern lag ich zeitlich

Weitere Kostenlose Bücher