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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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»Danke!«
    »Gern geschehen«, sagte ich. »Ich werde meinem Mann sagen, dass du dich gefreut hast.«
    »Aber in die Schule ziehst du das nicht an«, fügte Nicole noch hinzu.
    Seine Unterlippe schob sich bedauernd nach vorn. »Och, Mama   …«
    »Da wird es dir geklaut«, sagte sie. »Und das willst du doch nicht.«
    »Ich zieh ein anderes T-Shirt drüber«, schlug er vor. »Dann sehen die das nich. Und beim Sport lasse ich das an.«
    Ich mochte nicht daran denken, dass man ihm dieses Ding vermutlich eines Tages aboperieren müsste, weil er es freiwillig nicht ausziehen würde. Aber mir wurde ganz warm ums Herz, als ich sah, wie er sich freute. Das war mir früher auch mit meinen Kindern so gegangen. Man konnte diese Begeisterung so gut nachvollziehen   – genau wie die schreckliche Traurigkeit, wenn mal etwas nicht nach Plan lief.
    Gerade als ich verkünden wollte, wir könnten nun den Couchtisch für das Mittagessen decken, kam Kevinnach Hause und bemerkte natürlich als Erstes, dass sein Bruder über ein begehrenswertes Accessoire verfügte.
    »Boah! Wo hast du das denn her?«
    »Das hat sie mir mitgebracht.« Gonzalez wies mit dem Kopf zu mir herüber. »Von dem Mann, der mit dem Mercedes.«
    Kevin zog eine Schnute. »Und wieso krieg ich keins? Ich will auch eins!«
    »Erstens«, teilte ihm sein Bruder herablassend mit, »bist du kein echter Schalke-Fan.«
    »Bin ich wohl!«
    »Bist du nich. Dein Papa hält für Bayern.« Das klang schon gefährlich nach Sippenhaftung, fand ich.
    »Aber   …«
    »Und zweitens«, trumpfte Gonzalez auf, »war es meine Kappe, die du einfach mitgenommen hast!«
    »Ich hab die nich einfach mitgenommen! Das hat sie gesagt, dass ich eine Mütze haben muss!« Wieder ein Hinweis mit dem Kinn zu mir hinüber. Ich verbiss mir den Hinweis, dass sie von mir auch sehr schön als »Frau Overbeck« sprechen könnten, und konzentrierte mich stattdessen auf das Abschmecken meiner Nudelsoße. Vielleicht hatten sich früher die Bediensteten auch so gefühlt, wenn die Herrschaften einfach so taten, als wären sie nicht da.
    »Aber es war meine, von meinem Papa, und deshalb hab ich jetzt das Trikot, und da hat sogar der Bordon drauf unterschrieben, guck mal hier.«
    Das machte Kevin nicht fröhlicher. Er feuerte seine Kindergartentasche in die Gegend und warf sich schmollend auf einen Sessel, ohne Rücksicht auf die Zeitschriften, die seine Mutter dort abgelegt hatte.
    »Pass doch auf, du Blödmann!«, schimpfte sie und zerrte die ›Frau im Blick‹ unter ihm hervor. VictoriaBeckhams Gesicht war nun leider ein wenig zerknittert. So ähnlich wie Kevins.
    Ich legte eine Handvoll Besteck auf den Tisch. »So, Kevin, jetzt kannst du für jeden eine Gabel und einen Löffel hinlegen. Wir können gleich essen.«
    Er verschränkte trotzig die Arme. »Nää. Erst will ich auch so ein Trikot haben.«
    »Das gibt’s aber nicht«, schnauzte ihn seine Mutter an. »Nun mach schon, was die Frau Overbeck sagt.«
    »Nää.«
    Gonzalez und Nuala beobachteten gespannt, wie es weitergehen würde. Schließlich hatte ich schon durchgesetzt, dass sie spülen mussten, nun war es nur gerecht, dass Kevin seinen Machtkampf auch nicht gewann. Aber wer würde den führen   – seine Mutter oder ich?
    »Komm mal mit, Kevin«, sagte ich.
    »Wohin?« Er bewegte sich keinen Millimeter.
    »In dein Zimmer. Ich möchte in Ruhe mit dir reden.«
    Unsere Blicke verfingen sich wie ein mentales Fingerhakeln. Ich fragte mich, was in seinem Kopf vorging   – hatte er Sorge, ich könnte ihm etwas tun, oder würde er versuchen, mir zu beweisen, dass er der Stärkere war? »Na los«, sagte ich. »Komm schon. Nur ganz kurz.«
    Auch Nicole verfolgte genau, was hier vorging. Ich hoffte, sie würde sich nicht einmischen, sondern eher von mir abschauen, was ich mit Konsequenz meinte.
    Schließlich seufzte Kevin tief und stieß sich von seinem Sessel ab. »Na gut«, meinte er. »Wenn’s sein muss.«
    In dem engen Zimmer machte ich hinter uns beiden die Tür zu. Er ließ sich auf sein Bett fallen und sah mich weiterhin trotzig an.
    »Kevin«, sagte ich, »erinnerst du dich noch an das erste Mal, als wir uns getroffen haben?«
    »Im Kindergarten?«
    »Genau. Weißt du noch, was da los war?«
    »Ich hatte das Geld für den Zoo nich bei, und du hast mir das gegeben«, brummte er, eindeutig ratlos darüber, wohin ich mit dieser Eröffnung steuerte.
    Ich war heilfroh, dass er nicht den ursprünglichen Deal erwähnte, der das »Nettsein« zu

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