Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
Vom Netzwerk:
warf mir einen bösen Blick zu. Ich hastete zum sicheren Bürgersteig auf der anderen Straßenseite. Dort angelangt, sah ich lächelnd noch einmal hinunter in Richtung Yacht Club am Fuße des Hügels. Eine meiner besten Freundinnen kam bald unter die Haube, ich hatte einen vielversprechenden Termin bei einem Verlagshaus und das Thermometer zeigte milde achtzehn Grad an. Es ging definitiv bergauf.
    Apropos bergauf … Ich drehte mich um, setzte meinen Weg fort und bereitete mich im Geiste schon einmal auf den steilen Anstieg nach Pacific Heights vor.
    Und da sah ich ihn. Besser gesagt, sie.
    Aaron und seine schwangere Frau. Sie spazierten die Fillmore Street entlang und kamen geradewegs auf mich zu. Ich erstarrte. Ich fühlte mich überrumpelt, genau wie damals im Marina Safeway, als ich den beiden in meiner ausgeleierten Jogginghose in die Arme gelaufen war.
    Es galt, eine Entscheidung zu treffen.
    Ich konnte weitergehen, Hallo sagen … mich der Zukunft stellen.
    Oder wieder einmal davonlaufen … vor der Vergangenheit.
    Ich hätte nur zu gern meinen Mut unter Beweis gestellt. Großes Ehrenwort. Aber meine Beine waren anderer Meinung und trugen mich hastig ins nächstbeste Café. Und dort wartete ich ab, bis die beiden vorbeigegangen waren.
    *
    Am Abend vor meinem großen Tag lief ich eine kurze Runde durch das Presidio. Mir schwirrten tausend Fragen durch den Kopf. Wie würde der Termin bei Smithers Publishing laufen? Was würden die Leute dort sagen? Was sollte ich anziehen? Ich war so in Gedanken versunken, dass ich alles um mich herum vergaß. Damit war es allerdings schnell vorbei, als jemand hinter mir meinen Namen rief.
    »Waverly! Waverly!«
    Ich drehte mich um und bereute es sogleich, als ich Brad Cantor über den Hügel hinaufschnaufen sah. Er trug ein weißes Frotteestirnband und ein ärmelloses grünes T-Shirt mit der Aufschrift KÜSS MICH, ICH BIN EIN IRE .
    »Ich dachte schon, du drehst dich gar nicht mehr um«, japste er, als er bei mir angelangt war. »Ich habe schon zigmal nach dir gerufen.«
    Dass man nicht einmal hier draußen seine Ruhe vor ihm hatte! »Sorry, mir ist gerade so viel durch den Kopf gegangen.« Ich versuchte, nicht allzu genervt zu klingen.
    »Nur Positives, hoffe ich doch.«
    »Mal sehen«, sagte ich. »Wie geht es dir?«
    »Wunderprächtig. Wie ich sehe, ist dein Bein auch wieder heil.«
    Woher wusste er von meinem Unfall? Ich war ziemlich sicher, dass die letzten paar Monate ausnahmsweise Brad-Cantor-frei gewesen waren.
    »Mein Bein?«
    »Warst du nicht verletzt? Ich habe dich vor ein paar Monaten in der Chestnut Street gesehen, und da war dein Bein bis zum Knie eingegipst. Ich habe nach dir gerufen, aber du hast mich nicht gehört.«
    Ach, richtig. Ich hatte ihn damals sehr wohl gehört, ihn aber geflissentlich ignoriert.
    »Ja, ich hab mir Silvester den Knöchel gebrochen, aber jetzt ist wieder alles bestens, danke.«
    »Ein Partyunfall?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nein. Es ist ganz unspektakulär beim Joggen passiert.«
    Er lief weiter neben mir her. Wollte er mich etwa bis vor die Haustür begleiten? »Da wir gerade von Partys sprechen: In ein paar Wochen steigt bei mir mal wieder eine. Das Thema ist diesmal ›ganz in Schwarz‹. Ich werde schwarze Glühbirnen besorgen, und schwarze Lebensmittelfarbe habe ich schon gekauft. Es wird nämlich eine schwarze Früchtebowle geben. Die Einladungen gehen demnächst raus.«
    »Okay, danke, Brad. So, ich muss hier lang. Bis demnächst!« Damit bog ich in einen Seitenweg ein und suchte das Weite, ehe er etwas erwidern konnte. Brad Cantor war im Augenblick wirklich der Letzte, mit dem ich reden wollte.
    Schwarze Früchtebowle? An dem betreffenden Abend hatte ich mit Sicherheit schon etwas vor. Zum Beispiel mal wieder meinen Kühlschrank putzen. Oder mir eine Kugel in den Kopf jagen.
    *
    Am darauffolgenden Morgen wachte ich früh auf und stand erst einmal eine ganze Weile ratlos vor dem Kleiderschrank. Was sollte ich anziehen? Einen Hosenanzug, so viel war klar. Dummerweise trug ich im Büro normalerweise Jeans, und wenn ich mich allzu schick machte, würde mir Mandy Edwards garantiert alles Mögliche unterstellen.
    Es durfte also auf keinen Fall so aussehen, als würde ich mich nach einem anderen Job umsehen und mich heimlich zu einem Vorstellungsgespräch davonschleichen. Bislang hatte ich niemandem im Büro von meinen Süßen Grüßen erzählt, aus demselben Grund, aus dem ich die Angelegenheit auch McKenna und Andie

Weitere Kostenlose Bücher