Alles auf eine Karte
Liebesleben?«
»Hey, haben die Giants etwa gerade einen Treffer gelandet?«
Scotty musterte mich lachend von der Seite. »Kann es sein, dass du meiner Frage ausweichst?«
»Welche Frage?« Ich stopfte mir noch ein paar Fritten in den Mund.
»Waverly?«
Ich erhob mich und strich meinen Rock glatt. »Hey, ich muss mal schnell für kleine Mädchen. Soll ich dir dann noch ein Bier mitbringen?« Ich deutete auf die kleine Bar neben der Tür.
Er schüttelte grinsend den Kopf. »Okay, okay, ich werde nicht weiter nachbohren. Aber ein Bier kannst du mir auf dem Rückweg gern mitbringen.« Er reichte mir eine Zehndollarnote. »Und hol uns doch gleich noch einen Teller Knoblauchpommes, nachdem du den ersten quasi im Alleingang inhaliert hast.«
Ich nahm den Geldschein und hauchte ihm einen nach Knoblauch duftenden Luftkuss zu. »Wird gemacht. Ich bin sofort wieder da.« Ich verließ die noble Lounge und ging durch den makellos sauberen Korridor zu den Toiletten und der nicht überlaufenen Snackbar und fühlte mich an meinen New-York-Flug in der ersten Klasse erinnert. Für VIP s ist nämlich so ein Nachmittag beim Baseball eine ganz andere Erfahrung als für normalsterbliche Besucher: Gratisgetränke, kein Gedränge, keine langen Schlangen vor dem Klo, und nicht zu vergessen meine Snob-Attitüde, die auch diesmal wieder wie aus dem Nichts auftauchte.
Keine fünf Minuten später befand ich mich mit einer Riesenportion Pommes auf dem Weg zurück zu unserer VIP -Lounge. Der Knoblauchduft war einfach überwältigend. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie es um meinen Atem bestellt war, nachdem ich mir ungefähr ein halbes Kilo davon einverleibt hatte. Aber die Dinger waren wirklich köstlich. Gierig stopfte ich mir gleich noch drei Stück in den Mund. Zum Glück war ich bloß mit Scotty hier, der mich eben auf dem Weg zur Männertoilette passiert hatte. Dabei hatte er mir einen Kuss auf die Wange gedrückt und dann so getan, als würde er wegen meiner Knoblauchausdünstungen gleich in Ohnmacht fallen. Wenn ich mir vorstelle, ich würde mir bei einem Date solche Mengen Knoblauch reinziehen und …
Ich blieb wie angewurzelt stehen.
Keine drei Meter von mir entfernt stand Jake McIntyre.
Jake McIntyre mit den umwerfenden blauen Augen.
Wir hatten uns seit Monaten nicht gesehen; genauer gesagt seit Cynthias Hochzeit, doch bei seinem Anblick bekam ich gleich wieder ganz weiche Knie. Ich hätte gern Hallo zu ihm gesagt, aber meine Beine wollten aus unerfindlichen Gründen nicht auf mich hören. Sie gingen einfach weiter.
»Waverly?«
Und weiter …
»Waverly?«
Inzwischen hatte mein Gehirn endlich wieder die Kontrolle über mein Nervensystem gewonnen.
Ich drehte mich zu Jake um. »Oh, Tag Jake. Ich hab Sie gar nicht gesehen.«
Er kam lächelnd auf mich zu. »Was machen Sie hier?«
»Äh, ich sehe mir bloß das Spiel an. Außerdem sollte ich diese Frage wohl eher Ihnen stellen; schließlich bin ich doch diejenige, die hier lebt, nicht?« Ich versuchte hastig, die Pommes runterzuschlucken, die ich noch im Mund hatte, aber ich hatte den Verdacht, dass mir der Knoblauchgeruch ohnehin aus allen Poren drang.
»Mit wem sind Sie hier?«, wollte er wissen.
Ich lächelte, und als ich in seine Augen sah, hatte ich auf der Stelle sämtliche Männer vergessen, mit denen ich im Laufe des Jahres ausgegangen war.
Als er bemerkte, dass ich stutzte, deutete Jake auf die Tür der VIP-Loge neben mir. »Ach so, nein, ich meinte, für welche Firma sind Sie heute auf diesem Event?« An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift BA ROCKS VIP ROOM .
»Ehrlich gesagt bin überhaupt nicht wegen des Spiels hier, sondern wegen der Snacks.«
»Oh. Ich dachte nur, weil Sie doch beruflich mit Sport und PR zu tun haben … Na, wie auch immer. Wie geht es Ihnen?«
Ich drehte den Kopf ein wenig zur Seite und versuchte, so zu sprechen, dass ich keine Knoblauchschwaden in seine Richtung schickte. »Ganz gut, danke. Und was führt Sie hierher?«
»Ein Freund, der von BA Rocks gesponsert wird, hat mich eingeladen.«
»Verstehe … Nett von ihm«, sagte ich. »Und, äh, wie geht es Ihnen ?«
»Auch gut, danke. Obwohl, so gut dann auch wieder nicht. Wir sind gerade in der ersten Play-off-Runde ausgeschieden, das heißt, mein Sommerurlaub fängt dieses Jahr gezwungenermaßen schon etwas eher an.«
»Oh, das tut mir leid. Was treiben Sie eigentlich so in der Nebensaison?« Ich war wild entschlossen, diesmal nett zu ihm zu sein, so nervös ich auch
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