Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
nahe. »Wieso sollte ich Sachen für Ihr Kind mitfinanzieren, Kleidung, Windeln für Ihr Baby? Wir haben so viel für künstliche Befruchtung ausgegeben, glauben Sie im Ernst, wir brauchen diese zusätzlichen Kosten? Mein Mann hat es gleich gesagt. Dieser alternative Kram ist nichts weiter als ein Haufen Mist, hat er gesagt, und er hat recht .«
Sie schluchzte heftig und wiegte den Oberkörper vor und zurück, als litte sie fürchterliche Qualen. Ellens Augen füllten sich mit mitleidigen Tränen. Was sollte sie sagen? Was sollte sie nur sagen?
»Luisa, ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass …«
»Ich will mein Geld zurück.«
»Also gut. Ich werde Ihnen einen Scheck ausstellen. Einen Augenblick.«
Ellen nahm ihr Scheckheft aus der Schreibtischschublade und füllte mit zitternder Hand einen Scheck aus. Alle ihre Schwangerschaftssymptome verstärkten sich mit einem Mal: Ihre Brüste wurden schmerzhaft hart, ihre Brustwarzen brannten, und sie hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Es war, als wollte ihr Körper ihr ein schlechtes Gewissen machen, weil sie schwanger war und Luisa nicht.
»Ich hoffe, der ist gedeckt.« Luisa stopfte den Scheck in ihre Handtasche.
»Keine Sorge«, erwiderte Ellen. Einerseits hätte sie ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen, und andererseits verspürte sie das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen.
»Gut. Dann …« Weiter kam Luisa nicht. Wieder musste sie niesen, dreimal hintereinander. Sie presste ihr aufgeweichtes Taschentuch an die Nase und sah Ellen aus triefenden Augen an.
»Gesundheit!«, sagte Ellen. Sie streckte unwillkürlich mit einer mitfühlenden Geste die Hand nach Luisas Arm aus. Die Ärmste sah zum Erbarmen aus.
»Fassen Sie mich nicht an!« Luisa zuckte zurück. Sie drehte sich um und ging, sich in einem fort schnäuzend, die Treppe hinunter.
Patrick, der unten im Flur gerade im Begriff war, sich zwei riesige Müllsäcke über die Schultern zu werfen, richtete sich halb auf, als Luisa an ihm vorbeieilte. Er lächelte ihr höflich zu, aber das Lächeln verging ihm bei ihrem Anblick. Er sah fragend Ellen an, die Luisa gefolgt war, doch sie zuckte nur stumm die Achseln.
Als sie die Tür geöffnet hatte, stürmte Luisa ohne ein weiteres Wort hinaus. Mit vorgerecktem Kinn und energisch schwingenden Armen, als wäre sie wild entschlossen, einer ärgerlichen Sache ein Ende zu bereiten, hastete sie den Gartenweg entlang.
»Was hat sie denn für ein Problem?«, fragte Patrick, der neben Ellen getreten war.
»Sie ist sauer, weil ich schwanger bin und sie nicht. Sie … Wer ist das denn?«
Luisa war stehen geblieben und unterhielt sich mit einem großgewachsenen Mann in einem eleganten Anzug und mit Sonnenbrille.
Patrick zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Ellen hatte ein beklemmendes Vorgefühl, während sie beobachtete, wie Luisa mit ausgestrecktem Arm auf das Haus zeigte und gleichzeitig auf den Fremden einredete, dessen Körpersprache höchste Aufmerksamkeit ausdrückte. Er war viel zu interessiert an dem, was Luisa ihm zu erzählen hatte. Wer immer das war, Ellen war es gar nicht recht, dass er sich gerade jetzt mit Luisa unterhielt.
»Das ist doch kein neuer Patient, oder?« Patrick streifte Ellen mit einem Seitenblick. »Sieht nämlich ganz so aus, als ob er einiges von ihr zu hören kriegte.«
»Ich erwarte niemanden«, erwiderte Ellen. Sie blinzelte. Jetzt wandte der Mann den Kopf, sodass sie sein Profil sehen konnte. Er hatte eine große Adlernase. Und er kam ihr irgendwie bekannt vor.
»Ich habe das Gefühl, ich kenne den Typ von irgendwoher.« Patrick bewegte die Schultern, um das Gewicht der beiden schweren Müllsäcke zu verlagern.
Ellen nickte. »Ja, ich auch. Ist das vielleicht ein Nachrichtensprecher? Oder ein Schauspieler?«
Sie beobachteten, wie Luisa in ihre Handtasche langte, etwas herauszog und dem Mann unter die Nase hielt.
»Ich glaube, das ist der Scheck, den ich ihr gegeben habe«, sagte Ellen.
»Wieso hast du ihr einen Scheck gegeben?«
»Das ist eine Rückerstattung.«
»Eine Rückerstattung?« Patrick sah sie verdutzt an. »Du gibst ihr eine Rückerstattung, weil du schwanger bist?«
»Ich erklär’s dir später. Was macht er denn jetzt?«
Der Mann griff in die Tasche seiner Anzugjacke und zog etwas hervor, das wie eine Visitenkarte aussah. Luisa warf einen Blick darauf und lächelte dann.
»O Gott!«, murmelte Ellen. »Wer ist der Kerl?«
»Das werden wir gleich wissen. Ich geh hin und frag, was
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