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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Kind mit dem Ende der Welt? Ist das nicht ein bisschen …«
    »DAAADD!« Als sie den Jungen das erste Mal so hatte brüllen hören, war Ellen mit klopfendem Herzen durch den Flur gerast und hatte damit gerechnet, Jack in einer Blutlache liegend vorzufinden. Jetzt wusste sie es besser. Er hatte wahrscheinlich nur eine Socke verlegt.
    »Ich komme!«, schrie Patrick. Wie sein Sohn Minuten zuvor, nur noch lauter, polterte er die Treppe hinauf.
    Ellen legte ihren Löffel aus der Hand, betrachtete ihren Haferbrei und prüfte ihr Gewissen.
    Er würde sich ein paar Stunden freinehmen, um die Kartons wegzuräumen.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, einem zufriedenen, satten, katzengleichen Lächeln. Oh, sie war gut. Sie war verdammt gut. Sie machte ihn von Tag zu Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser.
    Ihr Lächeln erlosch fast augenblicklich. O mein Gott, ein Wunder, dass sie nicht ihre Fingerspitzen aneinanderlegte, den Kopf zurückwarf und ein dämonisches Hexenlachen lachte! Sie war eine Hexe! Eine manipulierende, unmoralische …
    Unsinn, sie machte sich nur selbst etwas vor. Das waren nicht ihre wirklichen Gefühle. In ihrem tiefsten Inneren fühlte sie nichts als kühle, kristallklare Genugtuung über eine hervorragend erledigte Aufgabe.
    Schuldgefühle hatte sie nur insofern, als sie keine Schuldgefühle hatte.
    Es war nicht so geplant gewesen – ihres Wissens jedenfalls nicht. Sie hatte nicht beabsichtigt, Patrick unter Hypnose dahingehend zu beeinflussen, dass er die Kartons wegräumte. Er hatte sich am Abend zuvor, als sie im Bett lagen, wieder über den Kunden geärgert, der seine Rechnung nicht bezahlte. »Er ruft nicht zurück, er beantwortet meine E-Mails nicht«, hatte er geschimpft. »Er ignoriert mich, so als ob ich derjenige wäre, der im Unrecht ist! Er behandelt mich, als würde ich ihn verfolgen, ihn geradezu belästigen!«
    »Sollen wir eine Entspannungsübung machen?«
    Patrick war ihr sehr dankbar gewesen. Und er ließ sich hervorragend hypnotisieren. Wie Julia hatte auch er eine besondere Fähigkeit, sich etwas bildlich vorzustellen und sich voll und ganz zu konzentrieren. Er hatte sehr viel mehr Fantasie, als er ahnte.
    Er solle sich vorstellen, wie er auf einen Berg kletterte, sagte Ellen. Er trug einen Rucksack, in den er all die Sorgen und den Ärger und den Frust über den säumigen Zahler gepackt hatte. Während er hinaufstieg, warf er nach und nach seine negativen Gefühle ab, bis er zu guter Letzt auch seinen Rucksack abnahm und hinter sich zurückließ. Und dann, auf dem Gipfel angekommen, zog er die reine, wohltuende Luft tief in seine Lungen, und mit jedem Atemzug versank er tiefer und tiefer in sein Inneres.
    Ellen beobachtete, wie seine Stirn sich glättete und seine Brust sich mit jedem tiefen Atemzug hob und wieder senkte, und sie hatte das Gefühl, mit ihm zusammen den Berggipfel erklommen zu haben und die gleiche Luft einzuatmen. Die klare, kalte Bergluft werde ihm helfen, klar und entschieden und zielstrebig seine Vorhaben anzugehen, sagte sie zu ihm. »Du wirst tun, was du tun musst, um dein Leben unter Kontrolle zu bringen. Egal, ob es darum geht, deinen Anwalt anzurufen, Büroarbeit zu delegieren oder diese Kartons, die du schon eine ganze Weile wegräumen willst, aus dem Flur zu schaffen. Du wirst systematisch allen Ballast abwerfen und Ordnung in deinem Leben schaffen, und am Ende dieser Woche wirst du frei atmen können, du wirst strotzen vor Energie und Glück, so als stündest du, die Arme weit ausgebreitet, auf diesem Gipfel!«
    Sie können unter Hypnose nicht dazu gebracht werden, etwas zu tun, das gegen Ihre innersten Überzeugungen verstößt oder das Sie einfach nicht tun wollen.
    Wie oft hatte sie das ihren Patienten erklärt.
    Aber Patrick wollte ja all diese Dinge tun – die Kartons wegräumen, seinen Papierkram erledigen, seinen Anwalt anrufen. Er gab freimütig zu, Unangenehmes gern vor sich herzuschieben.
    Ihre eigennützigen Motive änderten nichts daran, dass er sich großartig fühlen würde, sobald er die Kartons weggeräumt hätte.
    »Bestich ihn mit sexuellen Diensten«, hatte Julia bei ihrem Abendessen neulich vorgeschlagen.
    »Weigere dich, mit ihm zu schlafen, bis er sie fortgeschafft hat«, hatte Madeline geraten.
    Eine behutsame Suggestion während einer angenehmen Hypnosesitzung war doch bedeutend besser, als an ihm herumzunörgeln oder ihn anzuschreien oder ihn mit Sex zu manipulieren. Das hatte man vielleicht in den

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