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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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ihn stets begleitet.
    B UDDHISTISCHE W EISHEIT AN E LLEN O’F ARRELLS K ÜHLSCHRANK
    Ich war auf dem Rückweg ins Büro von einer Besprechung auf einer Baustelle, als mir der Gedanke kam, dass ich nur einige Minuten vom Haus der Hypnotiseurin entfernt war.
    Tu es nicht, dachte ich. Du hast später noch eine Konferenz mit Toby. Du musst eine Million E-Mails beantworten. Du hast gute Laune. Warum tust du das immer, wenn du gute Laune hast?
    Aber schon bog ich nach links statt nach rechts ab, so als hätte ich keinen eigenen Willen, als übte Ellens Haus eine geradezu magnetische Anziehungskraft auf mich aus.
    Ich komme mir ein bisschen komisch vor wegen der Sache letzten Sonntag. Ich muss immerzu daran denken und wundere mich über mich selbst – dass ich in ein fremdes Haus spaziert bin und Kekse gebacken habe. Ich stelle mir vor, was andere von einem solchen Benehmen denken würden. Die Leute zum Beispiel, mit denen ich mich gerade auf der Baustelle getroffen habe. Eine Frau erzählte, sie sei letztes Wochenende in Mudgee gewesen, und ich dachte: Wenn du wüsstest, was ich am Sonntag getan habe! Du würdest mich befremdlich anstarren, vorsichtig einen Schrittzurücktreten und nicht mehr die Berufskollegin in mir sehen, sondern eine durchgeknallte Verrückte.
    Wenn ich Patricks Haus betrat, hatte ich nie das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun, weil es für mich immer mein Zuhause geblieben war. Dort habe ich die glücklichsten Jahre meines Lebens verbracht. Ich putzte jeden Samstagmorgen das Bad. Ich strich Jacks Zimmer. Ich suchte den Teppich fürs Esszimmer aus. Nein, es fühlte sich nie falsch oder verboten an; ich hatte das Gefühl, mich mit gutem Recht dort aufzuhalten, auch wenn ich sicherlich die Einzige war, die das so sah.
    Aber in Ellens Haus einzudringen und Kekse zu backen und einem aufgebrachten Besucher die Tür zu öffnen, so als ob ich da wohnte … Möglicherweise habe ich damit doch eine Grenze überschritten.
    Sonntagmorgen um drei Uhr wachte ich auf und dachte klar und deutlich: Ich brauche Hilfe. Eine Therapie. Eine richtige Therapie. Ich muss damit aufhören. Ich habe mir sogar aus dem Branchenverzeichnis im Internet Namen und Adressen von Therapeuten herausgesucht. Wie ein verantwortungsvoller Mensch das tun würde.
    Und dann wachte ich am Montagmorgen auf und ging zur Arbeit, und bei Tage betrachtet wirkte alles so normal, und ich dachte: Ach was, ich brauch doch keine Therapie! Ich gehe einer geregelten Arbeit nach. Ich bin weder selbstmordgefährdet noch leide ich an Bulimie oder höre Stimmen. Ich werde einfach damit aufhören, basta. Die Kekse sollen mein letztes Hurra gewesen sein. Mein Abschiedsgeschenk.
    Dieses Gefühl hielt den ganzen gestrigen Tag an, und am Abend ging es mir einfach großartig. Ich ging sogar zu meinen Nachbarn, der fröhlichen Labrador-Familie, hinüber und erinnerte sie daran, den Müll rauszustellen. Das hätte ich doch nicht getan, wenn ich eine Therapie bräuchte. Die vier sprangen aufgeregt herum und bedankten sich unzählige Male, weil sie gar nicht mehr an die Müllabfuhr gedacht hatten, und sie hatten so vielAbfall vom Umzug, und ach ja, wie war es denn am Sonntag? Eine Sekunde lang stutzte ich, weil ich überhaupt nicht mehr an meine erfundene Geburtstagsfeier am Hafen gedacht hatte, aber dann tat ich sehr überzeugend so, als wäre es mir gerade wieder eingefallen, und erwiderte: »Oh, die Party war toll, hab gar nicht mehr daran gedacht, der Sonntag scheint schon wieder so lange her zu sein, obwohl doch erst Montag ist. Kaum zu glauben, was Arbeit aus dem Menschen macht, nicht?« Und hahaha und tralala, ist das Leben nicht ein absoluter Knaller?
    Heute dann ging ich zur Arbeit, ohne auch nur ein einziges Mal an Patrick oder Jack oder Ellen oder das Baby zu denken. Ich habe die Besprechung auf der Baustelle richtig genossen.
    Es handelt sich um einen neuen Laden- und Geschäftskomplex an einer einzigartigen, erhöhten Lage mit Meerblick, und ich dachte an Ellens Arbeitszimmer mit den großen Fenstern und dem Licht, das vom Wasser reflektiert wird. Einen Bereich wie ein Dorfplatz, das sei es, was wir brauchten, sagte ich zu den Bauunternehmern, einen Platz, wo man sich hinsetzen und einen Kaffee trinken und den Himmel durch das Glasdach sehen könne, einen Platz, der groß genug sei, damit kleine Kinder mit ausgebreiteten Armen herumrennen und Flugzeug spielen könnten. So etwas hätte ich mir gewünscht, als ich früher mit Jack einkaufen ging. Seltsam, dass

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