Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Ihrer Frau reden kann, das verbietet mir mein Berufsethos, aber …«
»O ja, selbstverständlich, wer so hohe moralische Grundsätze hat wie Sie!«
Unten krachte etwas polternd zu Boden. Es hörte sich an, als hätte Patrick einen der Kartons fallen lassen. Ellens Wangen glühten.
Ich bin keine Quacksalberin. Es gibt nichts, weswegen ich mich schuldig fühlen müsste.
Oder vielleicht doch?
»Haben Sie mit Rosie darüber gesprochen?«, fragte sie.
»Da gibt es nichts mehr zu besprechen«, erwiderte Ian. »Unsere Ehe ist vorbei. Ich brauche keine Frau, die unter Hypnose dazu gebracht werden muss, mich zu lieben. Großer Gott! Was für ein Witz! Was für ein gottverdammter Witz!«
Er ließ seine Maske mühsam beherrschter Wut für Sekundenbruchteile fallen, und das genügte. In diesem Moment war Ellen alles klar. Er liebte Rosie, aber er war zutiefst verletzt, und es war vor allem sein beleidigter Stolz, der ihm zu schaffen machte. Sein Ego hatte einen schmerzhaften Schlag einstecken müssen, und er würde so lange zurückschlagen, bis der Schmerz nachließ.
»Verletze einen Mann niemals in seinem Stolz«, hatte ihre Großmutter ihr einmal gesagt. »Ein Mann, der in seinem Stolz gekränkt wird, ist wie ein verwundeter Bär, der auf alles losgeht, was sich ihm in den Weg stellt.«
Ellen rieb sich den Bauch. Vor ihrem Termin mit Luisa hatte sie zwei Gläser Wasser wegen der anstehenden Ultraschalluntersuchung getrunken. Ihre Blase platzte beinahe.
»Ich hatte das Vergnügen, gerade eine andere Ihrer zufriedenen Patientinnen kennenzulernen. Nettes kleines Geschäft, das Sie hier betreiben. Gehören Rückerstattungen bei Ihnen zur Tagesordnung?«
»Ich kann Ihnen nur raten, mit Ihrer Frau darüber zu sprechen«, sagte Ellen. Sie wurde unsicher, ihre Professionalität kam ihr plötzlich schlüpfrig vor. Sie sah das Gesicht ihrer Mutter vor sich, hörte ihre Worte so viele Jahre zuvor: »Du kannst das doch nicht ernsthaft zu deinem Beruf machen wollen!« Sie dachte an all die Witze und die höhnischen Bemerkungen und die Zweifel, die sie ertragen hatte. Auf einmal hatte sie das Gefühl, tatsächlich eine Quacksalberin, eine Kurpfuscherin zu sein. »Es ist nicht so, wie es aussieht«, fügte sie matt hinzu.
»Ich wette, Sie mischen auch bei diesen Hypno-Partys mit, habe ich recht? Auf solchen Großveranstaltungen sind die Leute wahrscheinlich noch leichter auszunehmen.«
O Gott, wenn er von ihrer Verbindung zu Danny erfuhr! Wie würde er sich gegen diesen Angriff zur Wehr setzen? Oder Flynn? Die beiden würden sich mit Sicherheit geschickter verteidigen, als sie es in diesen Minuten tat.
»Ich nehme an, Sie können auch Krebs heilen, oder?«, fuhr Ian bissig fort. »Vergessen Sie Chemotherapie, vertrauen Sie einfach auf die Macht der Gedanken!«
»Ich habe niemals derart unhaltbare Behauptungen aufgestellt«, erwiderte Ellen. »Hören Sie, ich bin keine Wunderheilerin. Ich habe eine Qualifikation als klinische Hypnotherapeutin und Psychotherapeutin. Ich gehöre dem Australischen Hypnotherapeutenverband und der Australischen Gesellschaft klinischer Hypnotherapeuten an. Die Hypnotherapie ist eine Heilmethode, die von der Australischen Ärztevereinigung anerkannt worden ist. Ärzte überweisen ihre Patienten an mich.«
(Mit Ausnahme meiner eigenen Mutter.)
»Und kassieren vermutlich eine hübsche kleine Provision dafür.«
»Das ist nicht wahr.« (Allerdings hatte sie Lena Peterson letztes Jahr zu Weihnachten eine hübsche Geschenkpackung Pralinen geschickt. Hätte sie das nicht tun sollen?)
Ian stand auf und trat ans Fenster. Er klopfte gegen das Glas, als wollte er seine Stärke testen. »Meerblick. Ein prächtiges Haus. Die Geschäfte laufen offenbar gut.«
»Das Haus hat meiner Großmutter gehört …«, begann Ellen. Sie konnte Flynn sagen hören: Du bist ihm keine Rechenschaft über deine finanzielle Situation schuldig.
Ian drehte sich zu ihr um. Ganz sanft, fast freundlich, als ob er ihr ein nettes Kompliment machte, sagte er: »Ich werde Sie fertigmachen.«
»Wie bitte?« Ellen hätte fast laut herausgelacht, so dramatisch klang das. Wovon redete er eigentlich?
Er lächelte charmant. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihren Laden dichtmachen können.«
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Alles, was wir sind, ist das Ergebnis unserer Gedanken. Wer voller böser Gedanken spricht oder handelt, dem werden Kummer und Schmerz folgen. Wer voller reiner Gedanken spricht oder handelt, dem wird das Glück folgen – wie ein Schatten, der
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